Ich habe folgende Erfahrung gemacht: Je klarer Prozesse und Verantwortlichkeiten beschrieben sind, desto klarer ist jedem einzelnen, was er tun muss und was nicht. Diese Klarheit schafft eindeutige Verantwortung, aber auch eindeutige Nicht-Verantwortung. Dadurch entsteht die Freiheit, sich seine Arbeit ordentlich einzuteilen und auch mal pünktlich nach Hause zu gehen.
Wer so ein Umfeld sucht, fragt am besten bereits nach den Zuständigkeiten. Was macht die Abteilung? Wo beginnt ihre Zuständigkeit, wo nicht? Sind die Prozesse irgendwo aufgeschrieben? Was passiert, wenn davon abgewichen wird? Gelten die Prozesse auch dann noch, wenn's im Projekt irgendwo "brennt"? Arbeitet man daran, diese Zuständigkeiten zu ändern oder weiterzuentwickeln?
Eine gut organisierte Abteilung kann diese Fragen sehr klar beantworten. Zudem zeigt es Interesse an den Themen. Kommen auf die Fragen komische Antworten wie "Wir sind dafür zuständig, dass der Laden läuft!", "An solche steifen Dinge wie Prozesse halten wir uns hier nicht" oder "Wenn's irgendwo brennt, sind wir die Feuerwehr!", dann riecht das stark nach viel Arbeit, viel Chaos, viel Streit und wenig Ehre. Wer ein beherrschbares Berufsleben sucht, sollte davon die Finger lassen.
Dem Threadersteller kann ich trotzdem nur raten, die eigene Zuständigkeit eventuell etwas weiter gefasst wahrzunehmen. Man ist selbst als Praktikant nicht nur für das zuständig, was einem direkt gesagt wird, sondern irgendwie auch für mehr. Einfach mal ausprobieren: Was passiert, wenn ich Arbeit erledige, die mir eigentlich gar nicht aufgetragen wird? Kleine Projektpräsentation erstellen, zum Chef gehen, Antwort abwarten. Später im Berufsleben kann man das nicht mehr so einfach ausprobieren!
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