Diplomarbeit / Praktikum bei Audi - Erfahrungsbericht
Hallo!
Ich habe letztes Jahr meine Diplomarbeit bei der Audi AG in Ingolstadt geschrieben und möchte meine unerwarteten schlechten Erfahrungen beim "beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands" in diesem Bericht schildern: Alles fing an, als ich auf der Website auf die Stellenauschreibung einer Abschlussarbeit für eine Markenloyalitätsstudie im Bereich After Sales gestoßen bin. Ich bewarb mich drauf. Kurz darauf bekam ich einen Anruf von meinem zukünfitgen Betreuer um die wichtigsten Punkte abzuklären. Eine Frage lautete: Wie lange haben sie zur Bearbeitung des Themas Zeit - Meine Antwort: 4 Monate - Er. Na dann machen Sie halt 2 Monate ein Praktikum vorher bei uns und bleiben 6 Monate. Hörte sich vernünftig an da man mit 2 Monaten Praxiserfahrung so auch besser ins Thema kommt, dachte ich. Im persönlichen Vorstellungsgespräch hiess es dann: 3 Monate Praktikum 3 Monate Diplomarbeit. Ich nahm an, mit der Absicht in der zweiten Hälfte durchzustarten und mich voll und ganz auf meine Diplomarbeit zu konzentrieren. Außerdem erhielt ich einen Diplomanden-Vertrag, in dem drin stand dass man als "freiberuflicher Mitarbeiter" die (einzige) Aufgabe hat "eine Diplomarbeit für die firma gewissenhaft zu erstellen" und sich die Zeit selber einteilen kann in EIGENER Abstimmung mit dem zuständigen Betreuer. Nun ja, ich dachte mir: Ich schreibe ja FÜR AUDI die Arbeit, die werden mir ja da keine Steine in den Weg legen wenn ich es in den 3 Monaten doch net schaff.
Die Realität sah anders aus: Das Thema war quasi unmachbar, der Doktorand (also mein Betreuer) für den ich das Thema bearbeiten sollte hatte 0 Ahnung von dem was er mir auftrug und lenkte mich in die komplett falsche Richtung. In der Abteilung gab es kein Verständnis dafür, dass man eine Diplomarbeit auf dem Rücken trägt, man galt als Praktikant der von Mo-Fr im Tagesgeschäft hilft. Der Doktorand, der selbst einen 20 Stunden Vertrag hatte und in der übrigen Zeit sich gemütlich seiner Doktorarbeit widmete, war unlogischerweise auch der MEinung man "solle die Arbeit abends nach der Arbeit und am Wochenende schreiben, da wir hier in der Industrie sind und da wird gerarbeitet sonst hätte ich meine Arbeit auch an der Uni schreiben können".
Es gab Diplomanden die dies auf sich nahmen mit dem Ziel eine Festanstellung in der Abteilung zu bekommen, jedoch mit dem Ergebniss: Verlängerung der Diplomarbeit oder Abgabe einer schlechten Diplomarbeit. Eine Verlängerung des Abgabetermins kam für mich nicht in Frage und eine schlechte Note auch nicht - deshalb setzte ich mich nach 3 Monaten durch und forderte auschliesslich Zeit für die Diplomarbeit. Die REaktionen: Der Chef musste "1 NAcht über diese schreckliche Forderung schlafen", mein eigener Betreuer machte sich vor dem Chef in die Hose und fiel mir imens in den Rücken (Zitat: " ich könnte ja egoistisch sein und es ihr erlauben aber ich finde ja auch wir sind in der Industrie und da kann man net einfach seine Diplomarbeit während der Arbeitszeit schreiben"), eine Mitarbeitern in der Abteilung äußerte ihr Nicht-Verständnis sogar mit Ignoranz und Nicht Grüßen.
Ich bekam meine Zeit, wurde nach Hause geschickt ich solle dann eben meine Arbeit schreiben wenn ich das unbedingt so will. Aber mit der Zusatzbemerkung meines Betreuers. "Tja jetzt musst du mit den Konsequenzen rechenen.. glaub bloß nicht dass du hier einen Einstieg findest".
Es sei noch anzumerken dass die Abteilung tatsächlich eine Praktikantin besaß, diese hätte gerne was für die Abteilung gemacht "durfte" aber nicht. Denn sie war die persönliche Praktikantin einer Person in der Abteilung die ihr es verbot für die anderen Abteilungsmitglieder Aufgaben zu machen, da sie mit diesen zerstritten war. Dabei hatte die Praktikantin extrem wenig zu tun und verbrachte ihr 6 Monatiges Praktikum überwiegend mit langweilen.
Fazit: Eine Diplomandin die vor lauter Arbeit nicht zu ihrer eigentlichen Aufgabe der Diplomarbeit kommt und verurteilt wurde weil sie es trotzdem tat - eine Praktikantin die gerne mehr gelernt hätte, es aber nicht durfte da persönliche Streitereien zwischen den Abteilungsmitgliedern auf ihren Rücken ausgetragen wurden. Fairerweisen muss ich hinzufügen, dass es sich bei dieser Abteilung um eine Außnahme handelte. Ich kannte viele Diplomanden bei denen es nicht so ablief, sie durften sich voll und ganz auf ihre Arbeit konzentrieren und die meisten bekamen aufgrund der guten Arbeit danach einen Job angeboten.
Zum Schluss: Ich wünsche jedem dass er nicht das gleiche mitmachen muss wie ich. Man kann nicht beschreiben wie schlimm es ist sich mit einem ohnehin schon schweren Thema auseinanderzusetzten und dafür dann auch noch zu kämpfen, dass man es darf. Aber es hat sich gelohnt: Habe ne 1.3 bekommen + ein halbwegs gutes Zeugnis von Audi (das liegt wohl daran dass ich mich bei der Personalabteilung beschwert hatte und es mein Betreuer mit der Angst zu tun bekommen hatte, als diese ihn in die Schranken weiste)
Für alle die ihre Diplomarbeit bei Audi schreiben wollen - klärt die Bedingungen vorher genau ab!!!
Viel Erfolg!!