Auch ich habe am Bodensee studiert und kann ein paar insights geben.
Zunächst: Auswahlverfahren war zu meiner Zeit (2010) ziemlich selektiv und herausfordernd. Abi spielte KEINE zentrale Rolle...hatte in meinem Program alles von 1.0 bis (wirklich) 3.7. Kommt einfach darauf an, wie du an den Auswahltagen wirkst und arbeitest.
1.) Ja, keine richtige BS. Wer gradlinig BWL studieren will ist an der ZU falsch. End of story.
2.) Ja, die ZU ist weder Brand noch target...zumindest wenn wir von hardcore finance ausgehen. Wäre auch überraschend, denn darauf führt die Ausbildung auch nicht hin. Wer an der ZU seinen BA macht, landet im Regelfall nicht bei GS im M&A in London. Da liegt ein Unterschied z.B. zur WHU. Ausnahmen gibt es (Vitamin B sei Dank) aber auch davon immer wieder. In anderen Bereichen sieht das anders aus.
Ich habe während meiner Praktika immer wieder erlebt, dass Leute sich positiv im Bezug auf das Konzept und die Leute geäußert haben. Ich selbst hatte auch nie Probleme, für meinen Bereich relevante, sehr gute Praktika zu bekommen.
3.) Wie an (fast) allen Unis in DE + UK auch, ist das Gefälle zwischen B.A. + M.A signifikant. Die Durchschnittsqualität der Master Leute ist frappierend.
Aber selbst im B.A muss man klar differenzieren: Es gibt - wie überall auch - sehr ambitionierte Leute, die entsprechend geplaced werden (was hier auf das Masterplacement verweist - ich kenne fast keinen ZU´ler der bewusst keinen Master machen wollte). Daneben gibt es auch eine ganze Reihen 'no-brainer' die 8 Semester (Regelstudienzeit sind ja 4 Jahre) mehr oder weniger chillen und dann, im Falle von WIWI, an der CBS ohne GMAT ihren Master machen. Dazu kommt ein ganzer Haufen Kulturwissenschaftler die bis Mitte 40 Ihre tuition zurückzahlen weil sie kein probaten Job finden. Auch das ist Fakt.
4.) Placement: Wie schon gesagt, der überwiegende Teil der ZU´ler macht einen Master. Richtig ist, dass wenn wir von hardcore Finance reden, du lange suchen wirst bis du einen ZU´ler im MFE in Oxford, oder im Finance Master am MIT findest; den gibt es nicht. Das hängt, wie oben bereits erwähnt aber weniger mit der Qualität der Leute zusammen, als mit der Art der Ausbildung die interdisziplinär angelegt ist; du kannst z.B. keinen richtigen finance Schwerpunkt belegen --> deshalb wirst du keine finance Praktika machen, kein IBanker werden etc...Pfadabhängikgeit.
Im WIWI Bereich gehen viele entweder an gute staatliche für den Master (Mannheim + Köln etc...), oder machen 'light' BWL-Master a la 'International Political Economy' an UK Unis, insbesondere an der LSE. Was diese Programme u. Strich bringen, steht auf einem andren Zettel. Fakt ist, dass bei einer Kohortengröße von ungefähr 60-100 (alle Studiengänge zusammen) 15-20 Leute super geplaced werden, heißt LSE, Oxbridge, HEC, HSG (SIM) usw...Das ist schon ein bisschen was, insbesondere wenn man diejenigen abzieht die das überhaupt nicht wollen (z.B aus monetären Gründen. Man darf auch nicht vergessen, dass wir hier auch z.B. POWIS inkludieren für die z.B ein M.Phil in Oxford globale TOP 3 ist; die also absolut TOP geplaced werden.
Wie geht es nach dem Master weiter? Die Kulturleute machen i.d.R irgendwas Abgefahrenes, zumeist schlecht bezahlt (aber das stört die garnicht), die POWIs machen entweder einen auf Merkel, gehen in Beratungen oder arbeiten bei NGO´s. Einige wenige landen in der Industrie oder bei start-ups. WIWI´s gründen viele, oder bleiben in der Branche, zahlreiche landen aber auch bei Beratungen oder in der Industrie.
FAZIT: Lohnt sich das Investment von 30-40k tuition + 4 Jahre FN (am Arsch der Welt)?
Immer, aus Überzeugung.
Immer, wenn du dich nicht verschulden musst.
Meistens, wenn du CME studierst und es selbst zahlen musst.
Selten, wenn du alles andere dort studierst (CCM; SPE; PAIR) und es selbst zahlen musst.
Wenn Geld nur sekundär relevant ist und du interdisziplinär unterwegs sein willst, lohnt sich der Ansatz allemal - Alternativen gibt es ja faktisch keine (UWH).
Ich würde heute jedenfalls nochmal dort studieren.
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