Ich finde es immer wieder erstaunlich wie manche sich über Dinge ereifern können, mit denen sie sich offensichtlich nicht wirklich auseinandergesetzt haben.
1) 15% an der WHU sind Freiplätze, weitere 5%-10% der Studenten erhalten bis zu ca. 50% die Studiengebühren erlassen. Daneben gibt es noch einige externe Stiftungen, die die Gebühren unter bestimmten Voraussetzungen übernehmen. Alles in allem, zahlen daher knapp 20 Studenten bei einer aktuellen Jahrgangsgröße von 90 keine Studiengebühren. Daneben gibt es neben den bereits angesprochenen Darlehen auch die Möglichkeit am umgekehrten Generationenvertrag teilzunehmen. Dabei bezahlt der Student seine Studiengebühren in Abhängigkeit von seinen finanziellen Möglichkeiten - sprich seiner beruflichen Situation - erst nach dem Studium. Ähnliche Fördermöglichkeiten und Zahlen gelten auch u.a. für die EBS. Der Geldbeutel der Eltern ist daher völlig uninteressant für Aufnahme und den weiteren Verlauf des Studiums. Der ständige Verweis darauf beweist nur die Uninformiertheit der Beitragschreibenden.
2) Der durchschnittliche familiäre Hintergrund unterscheidet sich höchstens geringfügig von dem von BWL-Studenten an staatlichen Universitäten und dies schließt auch den missglückten Hinweis auf die Kinder von Hartz-IV-Empfänger ein. Was Uno und OECD immer wieder am deutschen Bildungssystem bemängeln ist ja eben die geringe Durchlässigkeit von unten nach oben - dies gilt im gleichen Maße für private wie auch für staatliche Universitäten in Deutschland. Nur dass aus meiner Sicht die privaten eigentlich besser darauf reagieren, da sie gerade für diese Studienbewerber umfangreiche Förderprogramme zur Verfügung stellen.
3) Die Ausbildung an den privaten ist hart, ob sie härter ist als einer staatlichen vermag ich nicht zu sagen und will ich auch nicht beurteilen. Wie an jeder Uni hängt es auch zu einem guten Teil von einem selber wieviel man arbeitet. Ich habe nach so einigen Klausurvorbereitungen die Morgenröte gesehen und das lag nicht daran, dass ich zu spät angefangen habe zu lernen oder uneffektiv gewesen wäre.
4) Man sollte die Personalabteilungen von Unternehmen nicht für dumm halten: die wissen genau, welche Uni was für Noten verteilt, und wissen daher nur allzugut, die Endnote einzuschätzen. Die Diskussion um bessere oder schlechtere Noten kann man sich daher getrost schenken.
5) Viele WHUler machen ihren Doktor entweder direkt im Anschluß oder nach ein paar Jahren der Berufstätigkeit und zwar sowohl an der WHU selbst oder an anderen - wohlgemerkt öffentlichen -Universitäten. Wissenschaftliche Dünnbrettbohrerei in der Lehre als auch in der Forschung kann man daher nicht unterstellen. Zumal die WHU (und meines Wissens auch die EBS) bisher recht gut bei Forschungsrankings abgeschnitten hat und das trotz ihrer Größe. Rankings sind natürlich nicht alles, aber sie sind zumindest ein Indikator.
6) Es ist wahr, dass man an den Privaten wesentlich weniger Stress hat, sein Studium zu organisieren. Aber ganz ehrlich, ich sehe den Sinn darin nicht, mich dafür zu entschuldigen:
- dass ich Bücher zur Not auch noch um 24:00 Uhr früh in der Bibliothek ausleihen kann, weil die WHU den Studenten vertraut und ein Selbstausleihterminal eingerichtet hat
- dass ich am Anfang des Semesters weiß, wann welche Kurse stattfinden (und diese dann nicht mehr plötzlich gestrichen werden) und wo ich diese Kurse einbringen kann.
- dass das Prüfungsamt jederzeit offen ist und die Klausuren somit einsehbar sind und Klausuren und Seminare in kurzer Zeit benotet werden
- dass ich zu jedem Lehrstuhl jederzeit hingehen kann und mit den Assistenten über Nichtverstandenes diskutieren kann und wenn diese mir nicht weiterhelfen können, ich auch direkt zum Professor gehen kann, ohne dass ich schräg angeschaut werde (wie es einigen meiner Freunde an öffentlichen Universitäten passiert ist)
- dass ich ins Auslandsstudium gehen kann und sicher sein kann, dass meine Kurse anerkannt werden, weil die Programme mit den zahlreichen und guten Partneruniversitäten abgestimmt werden
- dass ich feste Zeiten habe für Praktika, in denen ich weiß, dass dort keine Klausur geschrieben wird
- etc.
Diese Liste ist noch längst nicht vollständig. Sie soll aber genügen, um meinen Grund an der WHU zu studieren darzustellen: an den Privaten ist der/die Student/in kein Aktenzeichen sondern Kunde, dementsprechend geben sich alle Mühe die beste Ausbildung zu gewährleisten, sofern der/die Student/in seinen/ihren eigenen Teil dazubeiträgt. Und die beste Ausbildung besteht mit Sicherheit nicht darin die Powerpointfähigkeiten zur Perfektion zu bringen.
Ich habe lange Zeit über meine Entscheidung zur WHU zu gehen nachgedacht, habe mir öffentliche Universitäten angeschaut und mit Studenten dort gesprochen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es die beste Entscheidung war, die ich für mich persönlich treffen konnte. Und ich kann nur jedem empfehlen sich mit allen Möglichkeiten, die die Hochschullandschaft national und international bietet, intensiv auseinanderzusetzen und dann eine informierte Entscheidung für sich persönlich zu treffen, die sich nicht auf dummen Vorurteilen stützt.
Ich kann mich daher nur Beiträgen zuvor anschließen, mal die privaten Universitäten bei Tagen der offenen Tür, bei Veranstaltungen/Konferenzen oder Parties zu besuchen und sich ein objektiveres Bild zu machen.
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