KPMG-Studie: China ist ein boomender Markt für Konsumgüter
Anbieter sprühen vor Optimismus – Aber: Risiken des Markteintritts werden dramatisch unterschätzt
Joint Ventures verlieren an Attraktivität
Die Studie macht darüber hinaus deutlich, dass Joint Ventures (JV) nicht mehr als optimale Möglichkeit für den Einstieg in den chinesischen Markt gesehen werden. Zwar sind 37 Prozent der bereits in China tätigen Unternehmen Partner in einem Joint Venture. Aber nur noch 19 Prozent sehen das auch als beste Form zur Förderung ihrer Geschäftstätigkeit. Bevorzugt wird die Form des Wholly Owned Foreign Enterprise (WOFE). Dies dürfte vor allem auf das Dauerbrenner-Thema Schutz des geistigen Eigentums zurückzuführen sein. So kamen beispielsweise oft Kopien der Produkte, Logos und Herstellungsprozesse von ausländischen Unternehmen in Umlauf, die Partnerschaften mit lokalen Anbietern eingegangen waren.
Thorsten Amann, Leiter des China Desk bei KPMG in Stuttgart: Joint Ventures waren einmal der einzige Weg, um auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen. Und selbst nach der Zulassung von WOFEs in diesem Sektor wurde allgemein die Ansicht vertreten, ein lokaler Partner sei unbedingt erforderlich. Diese Einschätzung hat sich inzwischen grundlegend geändert, und die Popularität des WOFE-Modells wächst. Es wird dabei häufiger von Unternehmen bevorzugt, die bereits in China operieren und vermutlich schlechte Erfahrungen mit JVs gemacht haben als von Firmen, die erst einen Markteintritt in China planen. Letztere täten gut daran, eine sorgfältige Prüfung dieser Frage vorzunehmen.
Ein häufig genannter Grund für die Beteiligung an einem JV ist der sofortige Zugang zu lokalen Personal- und Management-Ressourcen. Die Studie von KPMG zeigt hingegen, dass die Verfügbarkeit von Arbeitskräften für Anbieter der Konsumgüterbranche nur ein zweitrangiges Problem darstellt und die Notwendigkeit eines Einkaufs lokaler Mitarbeiter stark abgenommen hat. Thorsten Amann: Wenn also der Aspekt der bereits vor Ort vorhandenen Personalressourcen einer der vermeintlich wichtigsten Vorteile eines Joint Venture für den Konsumgüterbereich keine große Bedeutung mehr hat, wird die Attraktivität des JV-Ansatzes mit Sicherheit weiter abnehmen.