Wechsel von KMU zum Berufsschullehrer?
Ich habe die Möglichkeit, von meinem Job in einem KMU zum Lehrer an einem Berufsschulzentrum für Wirtschaft zu wechseln. Da ich Master BWL habe, fehlt mir noch ein Zweifach und die Pädagogik. Das kann man in meinem Bundesland aber nebenberuflich bei vollem Gehalt nachholen. Gehalt während dreijähriger Qualifizierung (2 Jahre Zweitfach, 1 Jahr Pädagogik) wäre TV-L E12. Danach als Volllehrer E13. Beamter möchte ich nicht werden.
Mein aktuelles Gehalt ist 48.000 Euro und steigt etwa um 3 Prozent pro Jahr. Führungsverantwortung und Karriere strebe ich nicht an, im Gegenteil.
Als Lehrer wäre ich bei 46k im ersten und 49k im zweiten und dritten Jahr (E12). Dann als E13-Lehrer geht es vermutlich bei 55k weiter und über 9 Jahre geht es hoch auf 71k. Plus Betriebsrente (VBL).
Ich wohne in einer Gegend, wo es kaum große Konzerne gibt. Die Konzerne zahlen für meine Stelle, soweit ich es mitbekommen habe, maximal 55k - 60k, wobei ich mich allerdings schon mal erfolglos beworben habe.
Gehaltstechnisch würde ich also als Lehrer, auch ohne Verbeamtung, zumindest kein Minus machen. Eventuell ist es sogar mehr.
Die Frage ist auch, wie ist die WBL als Lehrer an der Berufsschule (wirtschaftliche Fächer als Erstfach, Zweitfach wird bei mir Informatik)? Der Stoff im Wirtschaftsbereich ist für mich wirklich sehr einfach. Muss man an einer Berufsschule für Büromanagement, Dialogmarketing und Einzelhandel viel und aufwendig korrigieren (wie beim Fach Deutsch) oder eher geringer Aufwand (wie beim Fach Mathematik)? Wie ist der Aufwand für Vorbereitung, Klausurenkontrolle etc.? Die reine Anwesenheit an der Schule dürfte, je nach Stundenplan, unter 30 Stunden liegen. Aber wie viel kommt dann noch dazu?
Wie sieht es aus mit "schwierigen" Klassen? Es sind geschätzt 80% Frauen und die lernen halt bei H&M, C&A, Lidl, Rewe (Einzelhandel) bzw. bei einigen größeren Unternehmen hier (Dialogmarketing, Büromanagement, ...). 2/3 sind die Leute im Unternehmen, 1/3 in der Schule.
Ist der Job als Lehrer vielleicht sogar sehr stressig? In meinem Job schiebe ich eine ruhige Kugel, trinke meinen Kaffee, quatsche mit Kollegen und zwischendurch wird mal bisschen im System und in Excel gearbeitet. Ab und zu Meetings, welche ich meist passiv verfolge. Dafür 40h Facetime im Unternehmen.
Als Lehrer ist man immer zu 100% im Focus, dachte ich zumindest. So, wie ich mich informiert habe, läuft es meist doch eher so, dass man eher Moderator und Helfer ist und Frontalunterricht weitestgehend vermieden werden soll. Ist hier jemand Lehrer und kann sagen, wie so eine Stunde an der Berufsschule läuft? Ich lese oft, dass viele Arbeitsblätter vorbereitet werden, diese werden dann abwechselnd in Einzelarbeit, Gruppenarbeit oder Partnerarbeit bearbeitet. Anschließend werden die Ergebnisse diskutiert. Die Schüler sollen sich das Wissen selbst erarbeiten und es ist eben nicht wie an der Uni mit den Vorlesungen. Sorry, meine eigene Schulzeit ist schon ein bisschen her.
Mal zu meiner Motivation. Ich sehe den Job des Lehrers als viel sinnvoller an als meine Tätigkeit. Lieber bringe ich jungen Menschen etwas bei, als in meinem Job Zahlen hin- und herzuschieben. Meine Aufgaben habe ich locker in 2 bis 5 Stunden abgearbeitet, die restliche Zeit (40h Facetime) ist halt mit Kollegen quatschen, surfen usw. - echte Arbeitszeit hätte ich als Lehrer auf jeden Fall mehr. Aber nicht mehr diese sinnlose Büro-Facetime. Da überlege ich auch bisschen, ob ich so viel intensive Arbeit überhaupt noch schaffe, denn aktuell bin ich ja eher auf 15-20 Stunden Arbeit und 20-25 Stunden Face-Time.
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