WiWi Gast schrieb am 31.12.2018:
Allerdings habe ich dort immer eine maximale Fokussierung auf die Ausgabenseite gesehen. Dort steht dann ein 30-jähriger vor der Kamera und rechnet vor, wie viel er ausgibt und wie lange er arbeiten muss, um bei der derzeitigen Kostenbelastung nicht mehr arbeiten zu müssen.
Als jemand, der schon "alles" hat, also ein viel zu großes, neues Haus, ein deutsches sog. Premium-Auto (immerhin gebraucht gekauft), vermeintlich tolle Urlaub abseits des Pauschaltourismus und auch sonst früher mal alles immer das teuerste gekauft (Douglas, Markenklamotten, Pflegeprodukte nur aus der Apotheke, Essen fast nur aus dem Biomarkt plus wenige Markenprodukte vom normalen Supermarkt, usw.), kann ich da nur widersprechen.
Frugalisten, wie Oliver Noelting, fokussieren sich darauf, ihr Lebensglück zu maximieren und nicht die Ausgaben zu minimieren. Kaum etwas von dem ganzen Konsum macht doch wirklich glücklich.
Ich habe keinen Bock mehr auf den Mist, ich gehe nicht mehr shoppen. Was es nicht beim Supermarkt nebenan gibt, das gibt es halt nicht. Meine Frau hat einen Discounter auf dem Rückweg von der Arbeit. Die Sachen vor dort sind auch nicht schlechter als vom Biomarkt. Weder geschmacklich, erwiesenermaßen gibt es nicht mal einen gesundheitlichen Vorteil durch Bio.
Mein bester Urlaub bisher? Das war mit 17 oder 18 und mit einem Zelt und den richtigen Leuten. Das Auto ist auch nicht besser zur Fortbewegung als jedes x-beliebig andere. Und mein Smartphone nutze ich für WhatsApp, Internet, Mails und Banking. Jedes verdammte 2014er Smartphone der Mittelklasse schafft das.
Gerade als technikaffiner Mensch merkt man eigentlich, dass die Entwicklung überall nur noch langsam voran schreitet. Ob bei PCs, bei Smartphones, bei TVs. Und was sollen eigentlich diese komischen Tablet-Dinger. Haben leider zwei davon hier herum schwirren, vermutlich sind wir eben deppert wie wir sind auf irgendwelche Markeing-Scheisse herein gefallen.
Jedes Mal, wenn man Geld ausgibt, sollte man sich fragen:
- Ist es lebensnotwendig? (Nahrung, angemessene Kleidung ohne besonderes Label, notwendige Ausgaben für Mobilität also maximal ein 6-8 Jahres altes Auto mit 90-150tkm, ...)... ODER:
- Macht es mich nachhaltig glücklich (Ich würde sagen mindestens 90% der Amazon-Käufe des letzten Jahrzehnts haben mich nicht nachhaltig glücklicher gemacht als zuvor)
Dann schaut man sich noch einmalig seine Fixkosten an:
- Miete/Abtrag, Strom, Wasser, Gas, Müll, Grundsteuer, Kindergarten = OK
- keine Versicherungen außer Haftpflicht (plus für uns eben Gebäudeversicherung Haus)
- Auto nur Haftpflicht; wenn Problem, dann Auto gegen günstigeres Auto tauschen, wo es im selbstverschuldeten Schadensfall nicht weh tut
- keine Abos jedweder Art
- Handy 2 x 10 EUR Prepaid mit Internet und All-Net-Flat
- mein Luxus: Fitness-Studio für unter 30 EUR
- sonst keine unüblichen Fixkosten mehr bei uns
Und jetzt fokussieren wir uns eben auf Zeit zu zweit, zu dritt, mit der Familie, mit Freunden, schöne Ausflüge mit dem Rad, Wandern, Natur, Spielplätze, Grillen, Kochen, Sport, im Sommer ins Freibad, im Winter auf den Rodelberg usw.
Und was ist noch passiert? Achja, ich musste die ETF-Sparrate auf 3.000 EUR im Monat erhöhen, das Geld hat sich einfach zu sehr gestapelt. P.S. wir verdienen auch etwas mehr als der durchschnittliche 3-Personen-Haushalt, geben aber vermutlich sogar ein gutes Stück weniger aus, mittlerweile.
Materieller Konsum macht einfach nur unfrei und auf Dauer keinesfalls glücklicher. Geht mal auf den Blog von Oliver Noeling und lest von hinten nach vorne alles komplett durch. Es öffnet einem die Augen.
Deswegen ist für mich Frugalismus für mich eher so etwas wie gemäßigter Minimalismus und zwar so viel Minimalismus, dass das Lebensglück maximiert ist. Denn je mehr Stuff es gibt, ob materiell oder immateriell, desto unglücklicher ist man. Unser Gehirn ist von Grund auf nicht darauf ausgerichtet, so viel gleichzeitig zu verwalten. Minimalismus macht glücklich. Das heißt nicht, dass man nur noch 100 Dinge haben sollte, aber die meisten sind auf ihrer Glücks-Konsum-Kurve schon zu weit rechts vom Optimum.
Zweitens ist dann Frugalismus eben gemäßigter, glücklich-machender Minimalismus mit Finanzstrategie dahinter. Aber letztes ist ja wirklich nur plain&simple ETF-Sparen der Überschüsse mit automatischem Sparplan, wie es im Kommer schon steht oder einschlägige Foren es schon lange wissen.
Beides zusammen führen zu einem glücklicheren und freierem Leben und zufälligerweise ist man mit 40, 45 oder eben irgendwann auch noch finanziell frei. Als Nebenprodukt.
antworten