Hallo liebe Wiwis,

Ich habe gerade mein Studium (Wirtschaftsrecht) abgeschlossen und aufgrund meiner steuerlichen Schwerpunktwahl als Steuerassistent in einer kleinen Kanzlei angefangen. Angefangen habe ich dort bewusst und nicht bei den Big4, weil ich von allem einfach etwas machen wollte und nicht bis zum Examen in der bspw. USt Abteilung sitzen wollte.

So nun zum Problem:
Bei der Bearbeitung von Jahresabschlüssen habe ich immer wieder Probleme mit sonstigen Verbindlichkeit, sonstigen Vermögensgegenständen oder auch Mal Rückstellungen.
In der Uni war das Recht simpel gestaltet..

Nun habe ich beispielsweise zum 25.03.21 ein Belege mit Aufwand für 20119. Durch den Beleg kenne ich die Höhe, die Fälligkeit, den Grund also meiner Meinung nach müsste eine sonstige Verbindlichkeit, nun im JA 20 eingebucht werden.
Auf der anderen Seite weiß ich von dem Beleg ja erst im Jahr 2021 also nicht zum Bilanzstichtag. Solche Konstellationen verwirren mich manchmal ziemlich. Gibt es dafür eine Seite oder Literatur die wirklich Praxis nah ist und nicht wie die Beispielfälle wie in der Uni? Da gab es solche Probleme ja nie.

Eine andere Sache ist, dass ich zwar Steuermodule hatte aber so allgemeine Sachen wie Einsprüche schreiben, Dauerfristverlängerung,.etc. hat man natürlich nie besprochen. Wie lernt man sowas am besten ?

Lieber TE,
das ist völlig normal. Auch bei sehr guten Absolventen besteht hier noch eine erhebliche Kenntnislücke, bis diese sicher selbstständig arbeiten können. Ich persönlich rechne bei einem durchschnittlichen Absolventen mit gut 2 Jahren Einarbeitungszeit. Lass dir hier daher einfach etwas Zeit, frag, wenn du etwas nicht verstehst und lerne daraus. Alles andere ergibt sich mit der Zeit.
Rechtsbehelfe (Einspruch & Co.) solltest du ohnehin nicht anfassen, das ist Aufgabe des Berufsträgers.
Liebe Grüße

alles was an einem bestimmten Stichtag rechtlich oder wirtschaftlich verursacht wurde, ist in Zahlen abzubilden, es sei denn es liegt ein Ausnahmefall vor (z. B. schwebendes Geschäft).

Also:

1. alles was Du am Stichtag betragsmäßig genau weißt, darauf prüfen, ob es in die Bilanz aufgenommen werden muß bzw. kann

2. alles was Du am Stichtag nicht genau betragsmäßig weißt, schätzen, ob eine Rückstellung zu bilden ist

Das Problem bei sehr kleinen Einheiten unter 10 Mitarbeitern besteht leider darin daß man dort entweder kaum oder nur mäßig einzelfallbezogen praktisch ausgebildet wird. Mit Glück hast oder findest Du einen erfahrenen und freundlichen Kollegen als Mentor.

Vieles kann man sich auch über Internetrecherche selbst beibringen und Lösungen für Praxisprobleme googlen, bspw. Smartsteuer, DATEV Datenbank, Haufe etc.

WiWi Gast schrieb am 07.02.2022:

alles was an einem bestimmten Stichtag rechtlich oder wirtschaftlich verursacht wurde, ist in Zahlen abzubilden, es sei denn es liegt ein Ausnahmefall vor (z. B. schwebendes Geschäft).

Also:

1. alles was Du am Stichtag betragsmäßig genau weißt, darauf prüfen, ob es in die Bilanz aufgenommen werden muß bzw. kann

2. alles was Du am Stichtag nicht genau betragsmäßig weißt, schätzen, ob eine Rückstellung zu bilden ist

Meinst du damit den Bilanzstichtag oder den Abschlussstichtag ? (Also Zeitpunkt der Abschlusserstellung ? )

Angenommen der Bilanzstichtag ist der 31.12. am 3.3. des Folgejahres gab es noch eine Rechnung und zum 25.3 fange ich mit dem Abschluss an. Dann kann ich doch mit hinreichender Sicherheit sagen, dass für die Rechnung am 3.3 eine Rückstellung gebildet werden müsste oder?

Leider bekomme ich auch Sachen auf den Tisch wie Einsprüche.
Letztens kam es vor, dass ich einen Einspruch geschrieben habe, dieser war an sich auch korrekt nur, bezog sich meine Erläuterung nicht auf das ursprüngliche erklärte. Dass man mit einem Einspruch aber die Erklärung praktisch ergänzen darf hat man so natürlich noch nie in der Uni gehört..

WiWi Gast schrieb am 07.02.2022:

Vieles kann man sich auch über Internetrecherche selbst beibringen und Lösungen für Praxisprobleme googlen, bspw. Smartsteuer, DATEV Datenbank, Haufe etc.

Es bräuchte so etwas wie eine Art "Bedienungsanleitung" auf einer bzw. wenigen Seiten oder interaktives Tutorial mit Musterfällen zum Lösen um sich dergestalt einzuarbeiten:

Wie erstelle ich die wesentlichen Werke der Branche:

Notwendige Arbeitsschritte sowie nachfolgende Kontrollen auf Richtigkeit sowie Abrechnung und Übergabe an Mandant:

Finanzbuchaltung + UStVA bzw. ZM, Lohnbuchhaltung, Einkommensteuererklärung einfach (Arbeitnehmerveranlagung), Einkommensteuererklärung komplex (V+V, mehrere Einkunftsarten), EÜR + zugehörige Steuererklärungen, Bilanz + zugehörige Steuererklärungen, Bescheidprüfung + Einspruch, Erbschaftsteuererklärung, ...

In anderen Branchen existieren derartige Hilfen um rasch mit einer Unternehmenssoftware produktiv arbeiten zu können, eine Maschine korrekt und effizient einzustellen sowie zu nutzen, u.s.w.