WiWi Gast schrieb am 11.06.2019:
Gibt es aktuelle Erfahrungswerte von Leuten, die den ACCA schreiben? Wieviele Klausuren auf einmal sind sinnvoll und wie lange sollte man sich dafür freinehmen und davor schon nebenbei lernen?
Besten Dank!
Hi,
ich hatte Exemptions für die Exams F1-4 und habe bis jetzt 7 Prüfungen (F5-9, SBL & SBR) erfolgreich im Selbststudium absolviert (alle bis auf eine beim ersten Versuch). Ich denke also, ich kann einiges an Erfahrung teilen. :)
Zunächst zu den Exams F1-4: Diese haben weit höhere Pass Rates als die weiteren Exams (ca. 75% vs. 50%) und können meinem Verständnis nach jederzeit "on-demand" abgelegt werden. Diese sollten also nicht die große Herausforderung darstellen (kann ich aber nicht genau beurteilen, da ich sie nicht geschrieben hab).
Zu den restlichen Prüfungen:
Ich habe im Sept 17 begonnen und je nach Zeit und Lust zwischen 0 und 2 Prüfungen pro Quartal geschrieben. Für 1 Prüfung zu lernen war eig recht entspannt: Habe 1-1,5 Monate vorher begonnen und dann abends und am Wochenende gelernt, wenn ich Zeit hatte. Meine Freizeit- und Urlaubspläne habe ich nicht wirklich eingeschränkt. Lernurlaub habe ich mir keinen genommen.
Für 2 Prüfungen zu lernen war etwas weniger entspannt: Habe etwa 2,5 Monate vorher zu lernen begonnen und an den meisten Abenden sowie auch an jedem Wochenende zumindest ein paar Stunden gelernt. Ich hab allerdings auch hier weder mein Privatleben (Freundin, Freunde, Familie, Kollegen) aufgegeben, noch Lernurlaub genommen.
Durch meinen MSc in Accounting & Finance habe ich schon ein solides Vorwissen in vielen Bereichen mitgebracht, was natürlich geholfen hat. Jedoch waren auch Fächer, wie Audit oder UK Tax Law, von denen ich keine Ahnung hatte, ohne extremen Mehraufwand zu schaffen.
Meine Lernstrategie war dieselbe, dich mich auch durch den Großteil meines BWL-Bachelors gebracht hat: Foliensatz (Empfehlung: BPP Passcards) lernen und viele, viele Übungsfragen (Empfehlung: BPP Practice & Revision Kit) machen. Die hunderte Seiten langen Lehrbücher habe ich (so wie auch im Studium) nicht einmal geöffnet - für einen höheren Exam Score wäre dies wohl nötig gewesen, aber nachdem es ja nur "pass" und "fail" gibt, habe ich mich für einen effizienten Lernansatz entschieden (die Prüfungen habe ich zumeist nur mit weniger als 60% - also relativ knapp - bestanden).
Den Umfang und die Komplexität eines jeden Exams würde ich als durchaus anspruchsvoll, jedoch für einen engagierten BWLer absolut machbar bezeichnen. Meinem Empfinden nach ist der ACCA mit ein wenig Disziplin in 3 Jahren neben einer Vollzeit-Arbeit (in meinem Fall Big Four) auch ohne irgendwelche Kurse oder Lernurlaub oder Vernachlässigung des Privatlebens realisierbar. Ich würde hierzu nicht empfehlen, sich allzu lange mit der Theorie aufzuhalten, sondern sich spezifisch auf die Prüfung vorzubereiten.
Im Vergleich zu StB, WP und CFA (ich kenne arbeitsbedingt viele Leute, die eine oder mehrere dieser Ausbildungen gemacht haben) ist der ACCA unterm Strich sicherlich jene Alternative, die mit am wenigsen Stress und Frustration verbunden ist. Dies vor allem deshalb, weil der Umfang jeder einzelnen Prüfung verhältnismäßig geringer ist (dafür sind es halt insgesamt mehr Prüfungen) und die Prüfungen auch sehr flexibel (alle 3 Monate) abgelegt werden können. Dafür muss ich allerdings auch sagen, dass der ACCA meiner Erfahrung nach leider deutlich weniger Prestige / Bekanntheit als WP, Stb und CFA hat, zumindest im deutschsprachigen Raum.
Die 2 mir verbleibenden Exams (Strategic Performance Management & Strategic Financial Management) werde ich bei der University of London zeitgleich als einsemestrige Kurse ablegen (ACCA rechnet diese an). Bin schon sehr gespannt darauf und hoffentlich mit Dez 2019 fertig! :)
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