Hallo liebe Foristen,

ich wäre über eure Meinungen und Anregungen sehr dankbar: nehmt kein Blatt vor dem Mund !

Mein Ziel:
Ich möchte gerne Steuerberater werden.

Daten zu mir
-Abitur auf dem 2. Bildungsweg
-kaufmännische Ausbildung (leider nicht Steuerfachangestellter)
-aktuell: Bachelor in BWL und Praktikum im Controlling (5 Monate), Vertiefung ist branchenbezogen (leider kein Steuerschwerpunkt)
-geplant: Master im Steuerbereich machen (inkl. Praktikum im Steuerbereich) => 2 Jahre arbeiten als Steuerassistent =>Steuerberaterprüfung ablegen=> als Steuerberater arbeiten (zunächst angestellt)

Fragen
1.
Wenn ich den Master fertig habe , werde ich bereits ca. 29 Jahre alt sein. Ist mein Alter möglicherweise ein großes Einstellungshindernis bei Kanzleien/Steuerberatungsgesellschaften?
Die meisten sind- wie ich höre- ja um einiges jünger (so 25 Jahre jung).
2.
Wäre es problematisch in Bezug auf Anstellungsmöglichkeiten, wenn ich erst mit ca. 32-33 Steuerberater wäre? Habe in einer Zeitschrift gelesen, dass das Durchschnittsalter rd. 28 Jahre sei.
3.
Wie realistisch würdet ihr es einschätzen, die Steuerberaterprüfung nach bereits 2 Jahren Assistententätigkeit unter Einbezug meines bisherigen Lebenslaufes (kein Steuerfachangestellter, Bachelor nicht im Steuerbereich) erfolgreich zu bestehen?
3.1.
Habt ihr Erfahrungen wie lange man arbeiten sollte bzw. wie lange man sich vorbereiten sollte , damit man relativ gute Chancen hat (immer unter der Prämisse sehr ehrgeizig und diszipliniert zu sein)das Examen zu bestehen?
4.
Ist mein Plan generell im Hinblick auf Einstellungs- und Verdienstaussichten eher kritisch zu sehen, da ich quasi nach dem Bachelor einen ziemlichen Richtungswechsel anstrebe -von meinem Branchenschwerpunkt (inkl. Controlling -Praktikum) hin zum Steuerrecht?
Habe bedenken weil ich oft lese, dass z.B. eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten sehr gerne gesehen wird und meistens ein Bachelor ausreicht zum Einstieg als Steuerassistent und ich dementsprechend zu alt bin und erst einen falschen Schwerpunkt gewählt habe.

Hallo,

ich habe meinen Bachelor und Master auch im Steuerbereich absolviert und bin seit einigen Jahren in einer renommierten Kanzlei tätig und werde mich in den nächsten Jahren auch auf das Steuerberaterexamen vorbereiten.

1. Mit 29 bist du definitiv nicht zu alt. In unserem Unternehmen (ca. 200 MA) gibt es rund 40 Steuerberater. Keiner von denen ist unter 30.
   Ich generell würde jemanden als Steuerberater mit Erfahrung eher einstellen, als einen der gerad erst das Examen beendet hat.
2. Nein es ist nicht problematisch.
3. Weniger realistisch, meiner Meinung bedarf es einiges mehr an Praxis.
   3.1 Ich arbeite in der Branche seit 5 Jahren und bin mir relativ sicher, dass ich das Examen in den nächsten 2 Jahren absolvieren werde.
4. Deine Qualifikation sollte nicht sehr problematisch sein. Steuerrecht müsstest du natürlich nachholen.

Zu 1. Nein. Mit 29 Jahren bist du nicht zu alt für den Einstieg im Bereich Tax. Es werden immer wieder neue Assistenten gesucht, da die meisten Assistenten nach ein paar Jahren Steuerberater werden oder in die Industrie wechseln. Die sind froh, wenn sich jemand bewirbt, der sich einigermaßen auskennt. Alter ist da eher zweitrangig.

Zu. 2 Ich bin selbst noch Assistent, aber ich denke, dass ein zu junges Alter in dem Bereich sogar eher ein Problem ist. Wer nimmt bitte einen Steuerberater ernst, der noch nicht mal 30 Jahre alt ist? Je älter du wirkst, desto besser kann man dich bei den Mandanten verkaufen. Weil die wissen ja nicht, dass du gerade erst das Examen bestanden hast. Die denken, dass wenn du schon älter bist, du mehr Erfahrung hast und daher besser beraten kannst :=)))))

Zu 3. Statistiken zeigen, dass gerade Bewerber, die nur zwei Jahre Berufspraxis haben, eine geringere Erfolgschance beim Examen haben. Allerdings sind die Zahlen alt. Früher gab es die Tax-Master-Studiengänge nicht. Wenn dein Master-Programm gut ist und schon viele Kenntnisse vermittelt, hast du evtl. auch ganz gute Chancen. Man kann nur sagen, je mehr die Vorbildung in Sachen Steuern vorhanden ist, desto höher die Bestehensquote.

Zu 4. Es gibt genug Leute, die bestehen das Examen ganz normal in der von den Kursanbietern vorgesehen Zeit (also Beginn ca. 18 Monate vor schriftlichem Examen). Es gibt allerdings auch ganze viele Leute, die durchfallen. Man kann da wohl keine pauschalen Rat geben.

Zu 5. Wie schon oben geschrieben. Dein Alter dürfte die meisten Kanzleien überhaupt nicht interessieren. Wenn du mit deinem Bachelor nichts findest. dann würde ich dir raten, einen speziellen Tax-Master zu machen. Das ist es, worauf wirklich geachtet wird. AG legen großen Wert darauf, dass man schon viele Vorkenntnisse mitbringt.

Hallo, hier der TE

danke für eure Ausführungen!
Dann wird mein Alter wohl eher kein Problem darstellen, das ist schön.
Ich hatte im Bachelor leider nur ein Modul "Grundlagen Steuerrecht", da mein Schwerpunkt ein Branchenschwerpunkt ist. Habe erst zu spät gemerkt, dass Steuerrecht was für micht ist.

Ich werde nun bald einen Master starten, der auch eine Vertiefung im Steuerrecht anbietet. Und habe dazu eine weitere Frage:
würdet ihr es als ausreichend bezeichnen zum Berufseinsteig als Steuerassistent, wenn man "nur" im Master den Schwerpunkt hatte und Folgende Module zum Thema Steuern/Accounting hätte: Ertragssteuern, Bilanzsteuerrecht, Umwandlungssteuerrecht, Umsatzsteuer, Verfahrensrecht, Konzernrechnugnslegung, Wirtschaftsprüfung, Jahresabschlussanalyse?

Ja, das meiste kommt dann in der Praxis.

Die Modulinhalte klingen an sich gut und decken die wichtigsten Themen des Steuerrechts ab. Allerdings kann man aus meiner Erfahrung im Studium anhand der Bezeichnung von Modulen kaum abschätzen, in welcher Breite und Tiefe und mit welchem Schwierigkeitsgrad die Themen wirklich vermittelt und geprüft werden.

Das können Arbeitgeber aber auch nicht. In der Branche sind BWL-Studiengänge, bei denen Steuern lediglich einer von mehreren möglichen "Wahlbereichen" ist, jedoch generell weniger hoch angesehen als Studiengänge, die wirklich nur auf den Schwerpunkt Steuern hin konzipiert sind. Das kommt allerdings auch auf den Arbeitgeber an. Bei einer traditionellen Kanzlei legt man auf eine sehr gute Steuerausbildung wahrscheinlich mehr Wert als in einem Konzern oder bei einer Big4, wo der BWL-Aspekt eine größere Rolle spielt.

Ich würde daher ganz klar einen reinen Tax-Master-Studiengang bevorzugen, am besten einen, der in Kooperation mit einem Examens-Lehrgang-Anbieter durchgeführt wird. Nur die privaten Lehrgangsanbieter haben das volle Know-How im Steuerrecht. Die haben viele Dozenten unter Vertrag, die z. B. an den Fachhochschulen der Finanzämter unterrichten. Die kennen sich wirklich sehr gut aus. Einem normalen BWL-Professor wachsen die vielen Änderungen und Details des Steuerrechts schnell über den Kopf, weil er ja vor allem auch den Bezug zur BWL herstellen muss. Das Steuerrecht sprengt eigentlich den Rahmen eines BWL-Studiums.

Aber wahrscheinlich hast du dich sowieso schon für einen Studiengang entschieden. Solange du einen erkennbaren Schwerpunkt in Steuern hast und ein Praktikum in dem Bereich machst, sollte der Einstieg aber auch so klappen :=)

Hier der TE.
Vielen Dank für eure Anregungen.

Da ich keinen Steuer-Schwerpunkt im Bachelor hatte, ist es nicht wirklich möglich in so einen reinen Steuer-Master reinzukommen.
Die meisten sind auch eher für Leute die bereits als Assistent arbeiten konzipiert.

Habe mir nun ein paar Master-Programme die alle in dem Bereich Rechnungswesen sind rausgesucht, in einem könnte ich sogar die Steuerrechtsmodule des Bachelors nachholen.
Allesamt wohl nicht so derartig tiefgehend wie ein reiner Steuerrechts-Master, aber alle mit 4-8 Modulen im Bereich Steuern (20-40CP). Ich hoffe ein solcher Master i.V. mit einem Praktikum reicht für den Berufseinstieg als Assistent. Wie ihr sagt, kommt der Rest dann ja durch die Praxis und den Steuerberaterlehrgang.

Zudem erhoffe ich mir noch Synergien von meinem Branchenschwerpunkt. Einige Kanzleien sind auf diese Branche spezialisiert und auch alle Big4 haben eine Service-Line, die sich um diesen Schwerpunkt kümmert; evtl. ist das ja ein Pluspunkt für mich wenn ich mich in dieser Serivice-Line bewerbe.

Danke für eure Hilfe.
LG und schönes WE

Beachte, dass nicht alle Tax Service Lines bei den Big4 Bachelor Absolventen nehmen. Wenn du aber nen Master hast, dann kommt drauf an was für einen Master und welche steuerrechtliche Vorlesungen du besucht hast. Also es kommt bei manchen SL auf die Vorkenntnisse bereits vor dem Einstieg an. Zum Beispiel ist der Bereich M&A Tax bei den Big4. Dort sollte man bereits umfangreiche Vorkenntnisse haben, denn dort fließen fast alle Steuerarten zusammen.

Hier der TE.

Wie mehrmals gesagt, mein Bachelor hatte keinen Steuerrechtsschwerpunkt. Das ist der Grund, warum ich nicht als Bachelor arbeite und der Hauptgrund für meinen Wunsch einen Master zu machen (da ich dort die VL zu Steuerrechtsthemen "nachhole").

Aber Danke für deine Äußerung.
Weitere Meinungen zu meinem Vorhaben sind weitehrin gern gesehen!