Hallo WiWis. Ich arbeite seit bald 3 Jahren in einer mittelgroßen WPG und bisher war mein Plan, im nächsten Jahr das WP Examen abzulegen. Allerdings nervt es mich in letzter Zeit immer mehr, häufig (regelmäßig) bis in die Nacht arbeiten zu müssen. Darunter leider auch meine Motivation. Derzeit würde ich lieber "Dienst nach Vorschrift" machen und regelmäßig um spätestens 18-19 Uhr gehen. Deshalb überlege ich, ob ich meinen Plan mit dem WP Examen überhaupt noch durchziehen soll (ich müsste "nur" Steuerrecht und Prüfungswesen schreiben - angemeldet bin ich bereits).

Meine erste Alternative war ein Beratungsjob in einer WPG. Damit wäre der Titel nicht sofort wieder weg. Aber als Berater ist eine 40-45h Woche wohl nicht machbar. Oder?
Wie sieht es eigentlich mit dem Versorgungswerk aus, wenn man als WP tätig war, dann aber den Titel verliert. Ist man dann automatisch raus oder bleibt man drin?

Meine zweiter Überlegung ist daher in die Industrie, vermutlich ins Controlling zu wechseln. Controlling passt vermutlich am besten zu meinen Fähigkeiten (bin durch Praktika noch sehr fit in Excel, auch etwas VBA und Power BI). Allerdings kenne ich niemanden persönlich, der im Controlling oder vergleichbarer Position arbeitet, somit habe ich keine Erfahrungswerte über Alltagsaufgaben, Arbeitsbelastung, Aufstiegsmöglichkeiten etc. Mein einziger Anhaltspunkt ist, dass tarifgebundene Betriebe im Schnitt die 40h Woche irgendwie einhalten müssen. Hat jemand Erfahrungswerte?

Mein Dilemma ist: Ich habe Angst die Flinte zu früh ins Korn zu werfen. Wenn ich jetzt in die Industrie wechsle, werde ich das WP Examen nie ablegen. Somit verbaue ich mir durch einen Wechsel diesen Berufsweg für immer. Falls mir Controlling nicht zusagt, habe ich keinen "sicheren Hafen". Auf der anderen Seite möchte ich nicht Unmengen an Zeit, Geld und Nerven in ein Examen stecken, und wenige Monate später aufgrund Wechsel ins Controlling den Titel zu verlieren.

Gehaltstechnisch bin ich langfristig mit 80-100k zufrieden. Das geht als WP vermutlich relativ leicht, in der Industrie als Controller vermutlich nur als Teamleiter und damit einige Jahre später, oder? Da würde ich aktuell mit etwa 60k Einstiegsgehalt rechnen, mit Glück vielleicht auch 70k.

Gibt es hier Leute, die in einer vergleichbaren Situation sind oder waren? Wie seid ihr vorgegangen und was würdet ihr mir empfehlen?

Hallo - vielleicht liegt das auch an der WPG wo du arbeitest. Arbeite bei einer Big4 und es kommt bis auf Januar-März eher selten vor, dass ich einen Assistenten (3 Jahre BE) noch nachts arbeiten sehe.

Viele meiner Kommilitonen, und auch ich haben den Weg in das Controlling eingeschlagen. Aus persönlicher Erfahrung kann ich dir sagen: ich kenne niemanden der mit diesem Job unzufrieden ist. Die Arbeitszeiten und der Druck sind human, vorausgesetzt du beherrscht den Beruf. Gehaltstechnisch bist du langfristig mindestens bei 75k. Mindestens.

Mach das, was dir Spaß mach und wo du dich langfristig drin siehst. Wechsel ruhig mal in eine andere WPG, bspw. eine Big 4. Dort ist das Gras nicht grüner, aber es spielen andere Menschen auf der Wiese.

Wenn du dich schon angemeldet hast und ggf. auch schon Lehrwerke bestellt hast usw. würde ich halt wirklich einfach mal durchziehen. Das ist eine Fähigkeit, die dich am Ende überall hinbringen wird, unabhängig von der Frage, ob es dir Spaß macht. Manche Dinge machen erst Spaß, wenn man an einem gewissen Punkt angelangt ist. Und ich denke, Controlling gehört zu den Dingen, die weniger Spaß machen, je länger man dabei ist. In der Prüfung ist es m. E. anders herum.

WiWi Gast schrieb am 29.11.2023:

Hallo - vielleicht liegt das auch an der WPG wo du arbeitest. Arbeite bei einer Big4 und es kommt bis auf Januar-März eher selten vor, dass ich einen Assistenten (3 Jahre BE) noch nachts arbeiten sehe.

Ja ist auch möglich. Wir sind relativ klein und machen vermutlich zu viele Mandate... Vielleicht schaue ich mich auch mal innerhalb der Branche um, auch wenn die Motivation derzeit nicht allzu hoch ist

WiWi Gast schrieb am 29.11.2023:

Viele meiner Kommilitonen, und auch ich haben den Weg in das Controlling eingeschlagen. Aus persönlicher Erfahrung kann ich dir sagen: ich kenne niemanden der mit diesem Job unzufrieden ist. Die Arbeitszeiten und der Druck sind human, vorausgesetzt du beherrscht den Beruf. Gehaltstechnisch bist du langfristig mindestens bei 75k. Mindestens.

Danke für deinen Erfahrungsbericht. Wie schätzt du die Chancen ein, aus der WP ins Controlling zu wechseln? Würde ich quasi wie ein Berufseinsteiger behandelt (Junior Controller) oder hätte ich möglicherweise auch die Chance auf eine fortgeschrittene Position?