Hallo,

Eurer Meinung nach, hat man noch Chancen einen Berufseinstieg zu machen, wenn man mit 27 BWL/VWL Studium anfängt?

Ich werde aus deiner Frage nicht ganz schlau, weil der Fragetitel und der Frageinhalt Unterschiedliches aussagen. Fragst du ob du mit 27 zu alt wärst um in den Beruf einzusteigen oder ob du zu alt wärst wenn du mit 27 das Studium anfängst?

Bei Ersterem würde ich sagen definitiv Nein. Wenn du top Abi, Bachelor, Master und Praktika hast, ist 27 sicher nicht zu alt... kann ja sein, dass du zwischen Abi und Studium ein Gap Year gemacht hast und vielleicht noch zwischen Bachelor und Master eine Pause war. Vielleicht hat sich auch zwischen das Ganze auch wegen Wehrdienst oder sonst was in die Länge gezogen. Vielleicht auch mal studienmässig umgesattelt. Kurzum: Nein, mit 27 einzusteigen wäre nicht zu alt.

Beim zweiten Szenario sähe es glaube ich schon anders aus. Wenn du irgendwie durch eine ganz schwere Zeit gegangen bist oder eine Ausbildung gemacht hast, lange in einer kleinen Sachbearbeiterposition bei einer No-Name-Firma gearbeitet hast und jetzt mit 27 erst ein Studium anfangen würdest... Ja, dann könnte das schon problematischer sein mit dem Alter und der Karriere... wobei... wenn du dich reinhängst und Bachelor und Master knallhart in 4 Jahren durchziehst... dann wärst du mit ca. 30 fertig... zwar nicht ideal aber auch kein Weltuntergang.

WiWi Gast schrieb am 22.11.2023:

Hallo,

Eurer Meinung nach, hat man noch Chancen einen Berufseinstieg zu machen, wenn man mit 27 BWL/VWL Studium anfängt?

Hängt davon ab was du davor gemacht hast.
Und was du als „Karriere“ definierst.

Also in welchen Bereich willst du hin ? Und was hast du vorher gemacht ?

Du kannst -nur als Beispiel- dich auf ein duales Studium beim Finanzamt bewerben (suchen gerade Hände ringend), hast nach drei Jahren eine top Ausbildung und a) die Möglichkeit auf Verbeamtung oder b) in die freie Wirtschaft zu gehen.
Auch kannst du danach drei Jahre beim Amt arbeiten und nebenbei einen Master machen und anschließend das Examen als Steuerberater. Du wärst dann so ca. 33/34. das ist für einen StB einfach voll ok. Dann kannst du es dir aussuchen wo du arbeiten willst.
Das war jetzt nur ein Beispiel von vielen.

Werde dir halt deiner Ziele und was du machen willst bewusst und dann schaue danach. Es muss nicht direkt ein Vollzeitstudium sein. Es gibt viele duale Studienprogramme von der öffentlichen Verwaltung bis hin zum vielen, vielen Unternehmen. Du wirst erstaunt sein wie flexibel die bei solchen dualen Studiengänge sind mit dem einstiegsalter. Der Vorteil hier, man kennt dich und die Übernahmequoten sind hoch.

Also dann gehe es an und viel Erfolg
Liebe Grüße

Deine Frage ist komplexer als sie aussieht:

Also ich verstehe es so, dass du mit 27 das Studium startest und mit 30 den Bachelor hättest.

Ich selbst bin auch später eingestiegen, also mit genau 30 und Master. Für die Karriere ist das überhaupt kein Problem. Ich konnte sogar schneller springen und bin jetzt da, wo die guten Leute sind, die direkt mit 26 eingestiegen sind ( - aber nicht da, wo die sehr guten Leute mit 26 eingestiegen sind, also kleiner Nachteil bleibt natürlich im direkten Altersvergleich).

Viel wichtiger ist aber deine Performance und dein Charakter/ Überzeugungskraft im Job und natürlich Glück bzw. Gutes Händchen in den Entscheidungen sowie Mut und Ehrgeiz. Damit kannst du sehr viel wett machen.

Also:
Gib Gas. Mach top Praktika. Starte und gib Gas

klar geht das, hau rein. juckt doch einen Personaler nicht, ob er einen 32 jährigen absolventen vor sich hat oder einen 25 jährigen. kannst ihm ja sagen was du so gemacht hast in den jahren.

Wenn du einen BA machst und das in der Regelstudienzeit durchziehst, dann bist du 30 beim Einstieg. Dann hast du noch 37 Jahre bis zur Rente in dem du Karriere machen kannst.

Du weißt schon wie unsere Demografie hier in Deutschland aussieht? Außer du gehst ins M&A oder zu McKinsey, ist dem Großteil der Betriebe völlig wurscht wie alt du bist, solang du nicht kurz vor der Rente bist. Letztens ist mir z.B. aufgefallen, dass bei Netto, Penny & Co. plötzlich Ü50-Verkaufsleiter herumstehen (man erkennt die Menschen, wenn man selbst im LEH war). Das hätte es vor 10 Jahren nicht gegeben. Verkaufsleiter war normalerweise so eine Position, wo man nach dem Studium als 25-Jähriger reinkommt, ordentlich Cash bekommt und dafür erstmal 4 Jahre geknechtet wird. Aber Zeiten ändern sich (PS: Hab selbst erst mit 28 angefangen zu studieren, nebenberuflich, mit 30 war ich fertig. Bin dann zu einer Big4/Next10, dort dann mit 33 StB und 34 zum WP. Bin dann mit 35 in einer mittelständische Kanzlei als Partner eingestiegen). Abgesehen davon, du musst noch die nächsten 40 Jahre (oder sogar bis zum Tod) noch irgendwas arbeiten.

Lass dich nicht verunsichern. Mit 27 Jahren ist es definitiv nicht zu spät ein BWL/VWL Studium zu beginnen. Zeige in diesem Studium eine sehr gute Performance, absolviere zielführende Praktikas und suche dir ab dem 4. Semester eine Werkstudentenstelle bei dem Unternehmen, wo du gerne unterkommen möchtest. Als Werkstudent bist du längerfristig bei einem Unternehmen, lernst die Prozesse und Strukturen gut kennen und kannst ein Netzwerk aufbauen. Damit ist es dir wesentlich leichter möglich, nach einem erfolgreichen Studium dort anzufangen.

Theoretisch ist alles möglich. Karriere läuft nicht immer linear. Bei Manchen läuft es schneller und bei anderen langsamer. Ich kennen einen Kollegen der mit erst 34 als Dr. Winfo eingestiegen ist und innerhalb von 6 Jahren Abteilungsleiter geworden ist, also den fastpath genommen hat. Es gibt genauso welche, die mit 26 als Master einsteigen und immer noch als normaler Controller tätig sind.

Was hast du vorher gemacht? Bleibst du in derselben Branche?

Wenn "Karriere" nicht nur "gut bezahlter Sachbearbeiterjob" heißen soll, würde ich, falls das Studium einen fachlichen Themenwechsel darstellt, dringend empfehlen während des Studiums frühzeitig eine Werkstudentenstelle bei einem potenziellen zukünftigen Arbeitgeber zu suchen.

Das Problem ist ja nicht das Alter als solches: Mit Anfang 30 findet man ja ansich locker einen neuen Job. Das Problem ist, wenn man Anfang/Mitte 30 ist, und noch überhaupt keine einschlägige Berufserfahrung hat.

Ja, das ist kein Problem. Hab auch schon einen Absolventen Mitte 30 eingestellt. Sieh aber zu, dass du das Studium jetzt stringent duchziehst und über Praktika / WS schon mal einen Fuß in die Tür bekommst.

Das Alter ist überhaupt kein Problem. Wenn alle Stricke reißen, kann man immer noch bei den Big4 anheuern, da geht’s nur um Quantität und die nehmen jeden.

Also ich gebe mal meine Meinung ab, weil mich das Thema selbst lange begleitet hat. Ich habe mit 24 ein duales Studium bei einem Dax 40 Konzern gestartet. Zuvor ein sehr gutes Abitur gemacht und eine Ausbildung gemacht und ein Vollzeitstudium abgebrochen. Hatte mir da im Vorfeld auch tausende Gedanken gemacht, aber am Ende haben sie mich genommen. Und ich war nicht der älteste Bewerber bzw. Duali. Wir hatten Leute von 15-31 dabei und meiner Erfahrung nach haben sich viele große Unternehmen auch schon umgestellt, dass die Lebensläufe häufig nicht kerzengerade sind. Thema demographischer Wandel ist zumindest bei uns im Konzern auch ein Thema und man möchte gute Leute gewinnen und das Alter spielt eigentlich keine Rolle. Zumindest mal in der Range von 15-30. Alles danach kann auch noch gehen, aber da muss man sich selbst fragen, ob man mit Anfang 20er in der Uni sitzen will. Meistens ist es für einen selbst ein Thema mit dem Alter. Die meisten Personaler juckt das herzlich wenig.
Meiner Erfahrung nach hatten bei uns eher die ganz jungen Probleme, einfach weil die Lebenserfahrung fehlt und viele Sachen zum ersten Mal gemacht werden.

Unabhängig davon würde ich mir das mit Bwl noch mal überlegen. Ich hätte damals kein Bwl Studium gemacht, wenn ich nicht durch ein duales Studium in einen Konzern gekommen wäre. Ich sehe ja bei uns, wie viele sich auf eine freie Trainee oder Direkteinstieg Stelle bewerben. Meistens vierstellige Bewerber Zahlen. Sich da durchzusetzen hängt längst nicht nur an der Kompetenz sondern hat auch viel mit Glück zu tun. Hier im Forum sieht das immer so einfach aus. Target Uni, Praktika machen, sehr gute Note und dann noch Ehrenamt. Das alles unter einen Hut zu bekommen und nebenbei noch ein soziales Umfeld zu pflegen und nicht komplett einzugehen, ist sehr schwer. Sonst würden das deutlich mehr Menschen machen. In der UB, Konzern, IB, PE landet nur eine absolute Minderheit. Und die meisten Bwler können froh sein nicht für 40-50 Stunden bei 40-50k verheizt zu werden.

Bekannter von mir wurde bei Big4 TAS aufgrund des Alters abgelehnt (Anfang 30). Wurde natürlich nicht direkt so kommuniziert aber bei einem afterwork event der selben firma hat es ihm ein personaler dann gesagt

Welchen Studiengang würdest du dann eher empfehlen?😅

WiWi Gast schrieb am 23.11.2023:

Also ich gebe mal meine Meinung ab, weil mich das Thema selbst lange begleitet hat. Ich habe mit 24 ein duales Studium bei einem Dax 40 Konzern gestartet. Zuvor ein sehr gutes Abitur gemacht und eine Ausbildung gemacht und ein Vollzeitstudium abgebrochen. Hatte mir da im Vorfeld auch tausende Gedanken gemacht, aber am Ende haben sie mich genommen. Und ich war nicht der älteste Bewerber bzw. Duali. Wir hatten Leute von 15-31 dabei und meiner Erfahrung nach haben sich viele große Unternehmen auch schon umgestellt, dass die Lebensläufe häufig nicht kerzengerade sind. Thema demographischer Wandel ist zumindest bei uns im Konzern auch ein Thema und man möchte gute Leute gewinnen und das Alter spielt eigentlich keine Rolle. Zumindest mal in der Range von 15-30. Alles danach kann auch noch gehen, aber da muss man sich selbst fragen, ob man mit Anfang 20er in der Uni sitzen will. Meistens ist es für einen selbst ein Thema mit dem Alter. Die meisten Personaler juckt das herzlich wenig.
Meiner Erfahrung nach hatten bei uns eher die ganz jungen Probleme, einfach weil die Lebenserfahrung fehlt und viele Sachen zum ersten Mal gemacht werden.

Unabhängig davon würde ich mir das mit Bwl noch mal überlegen. Ich hätte damals kein Bwl Studium gemacht, wenn ich nicht durch ein duales Studium in einen Konzern gekommen wäre. Ich sehe ja bei uns, wie viele sich auf eine freie Trainee oder Direkteinstieg Stelle bewerben. Meistens vierstellige Bewerber Zahlen. Sich da durchzusetzen hängt längst nicht nur an der Kompetenz sondern hat auch viel mit Glück zu tun. Hier im Forum sieht das immer so einfach aus. Target Uni, Praktika machen, sehr gute Note und dann noch Ehrenamt. Das alles unter einen Hut zu bekommen und nebenbei noch ein soziales Umfeld zu pflegen und nicht komplett einzugehen, ist sehr schwer. Sonst würden das deutlich mehr Menschen machen. In der UB, Konzern, IB, PE landet nur eine absolute Minderheit. Und die meisten Bwler können froh sein nicht für 40-50 Stunden bei 40-50k verheizt zu werden.

Naja nur weil er 30 ist, kriegt er beim Berufseinstieg ja nicht mehr Gehalt als ein junger Berufseinsteiger. Insofern ist das tatsächlich egal.

Big4 Auditor schrieb am 23.11.2023:

Was hast du vorher gemacht? Bleibst du in derselben Branche?

Wenn "Karriere" nicht nur "gut bezahlter Sachbearbeiterjob" heißen soll, würde ich, falls das Studium einen fachlichen Themenwechsel darstellt, dringend empfehlen während des Studiums frühzeitig eine Werkstudentenstelle bei einem potenziellen zukünftigen Arbeitgeber zu suchen.

Das Problem ist ja nicht das Alter als solches: Mit Anfang 30 findet man ja ansich locker einen neuen Job. Das Problem ist, wenn man Anfang/Mitte 30 ist, und noch überhaupt keine einschlägige Berufserfahrung hat.

WiWi Gast schrieb am 23.11.2023:

Bekannter von mir wurde bei Big4 TAS aufgrund des Alters abgelehnt (Anfang 30). Wurde natürlich nicht direkt so kommuniziert aber bei einem afterwork event der selben firma hat es ihm ein personaler dann gesagt

Ja, Bereiche wie TAS, M&A und so ein Schwachsinn haben einen Jugendwahn, weil kein normaler Mensch die 7-22 Uhr Arbeitszeiten (und am Wochenende) mitmachen möchte, vor allem, weil der Großteil davon richtige Dulliaufgaben sind. Wenn man frisch von der Uni ist, dann lässt man so einen Schwachsinn mit sich machen, weil einem was von "Karriere" erzählt wird. Wenn der Kollege mit Anfang 30 bei Big4 im Audit oder in der Steuerberatung anfängt, juckt das keinen Menschen.