"Falsch, als WP-Assisitent machst Du keine einzige Buchung (aller höchstens bei einem Erstellungsauftrag)"
So ist die Theorie :). Als ich damals noch WP-Assi war, durfte ich nur all zu oft "schwere" Buchungen für den Mandanten erstellen, weil der einfach mal keinen Plan hatte (ging um IFRS und der Mandant hatte vorher nur nach HGB bilanziert). Ansonsten geht es um das Nachvollziehen von Buchungen - was keinen großen Unterschied macht. Du schaust, ob der Vorgang korrekt gebucht wurde, also musst du wissen wie er zu buchen ist (ganz nach der Prüfungstheorie: Vergleich von Soll- und Ist-Objekt).
Wenn ich also sage, dass ein WP-Assi ein Buchhalter auf Achse ist, dann halte ich das für eine korrekte Simplifizierung, da die Aufgaben sich seeeehr ähnlich sind.
"Das liegt in der Natur der Sache.
Ingenieure haben ihre Tabellen, Mediziner ihren Pschyrembel, Juristen den Schönfelder, Lehrer ihren Duden..."
Die beiden Sätze passen nicht zusammen. Es ist richtig, dass das Literatur wälzen in der Natur der Sache liegt. Das dann z.b. mit einem Lehrer zu vergleichen ist weit hergeholt. Ein Deutschlehrer wird die dt. Rechtschreibung schon insoweit, dass er im Allgemeinen keinen Duden braucht. Die inhaltliche Aufgabe eines Lehrers besteht in der Vermittlung von Wissen. Die eines WP-Assis im Literatur wälzen und Häkchen machen.
"Genau! SAP ist auch so programmiert, dass auf Knopfdruck alles rauskommt.
Du weißt schon wie SAP aussieht, oder? Ist nicht Windows..."
Ich weiß leider nur zu gut, wie SAP aussieht. Ein schreckliches System. Die eigentliche Schwierigkeit als Controller besteht nicht im inhaltlichen Verständnis ihrer Aufabe, sondern darin, dies in SAP abzubilden. Und sich mit so einem System herumzuschlagen, kann noch wesentliche frustrierender sein als das Häkchenmachen und Literatur wälzen des WP-Assis.
"Aber Controller? Ich frag mal meine Kollegen, die mittlerweile im Beteiligungs- oder Produktionscontrolling Routinearbeit haben. Die lachen mich aus..."
Die eigenen Aufgaben sind immer die schwersten.
"Niemand ist allwissend. Auch kein Jurist, kein Mediziner, kein Ingenieur, kein Lehrer...
Und letztendlich ist die Meinung eines WP/juristen/StB sehr viel Wert und kann eine immense Tragweite haben."
Ja und? Nur weil es der richtigen Arbeitsweise entspricht, Literatur zu wälzen wird doch in der Praxis doch trotzdem Literatur gewälzt? Ich verstehe dein Argument nicht? Wir sind uns doch einig, dass Literatur wälzen um Arbeitsalltag von WPs/StBs und RAs gehört.
"Als WP machst Du keine Häkchen. Selbst als Assistent bestand meine Häkchenmacherei aus 10% meiner Arbeit"
Also mal schauen - was macht der typische WP-Assi zum Anfang an? Debitoren, Kreditoren, Anlagevermögen und Bank. Das ist 100% Häkchenmacherarbeit. Oder willst du mir erzählen, dass du in deinem ersten Jahr nur Rückstellungen (trotzdem noch viel Häkchenmachen dabei) und Vorräte (,bei einem Unternehmen, wo diese auch wesentlich sind) geprüft hast?
"Dafür gibt es Steuerfachangestellte"
Immer wieder diese bunte Gummibärchen-Welt :D. Ja, vor 30 Jahren hat sowas noch ein Steuerfachangestellter gemacht. Diese Zeiten sind schon laaange vorbei und wenn du nicht gerade in die Forschung gehst oder bei BCG anfängst, dann wirst du erstmal nur Routinearbeit machen. Ebenso werden heutzutage Absolventen für Steuererklärungen eingesetzt und das nicht nur die ersten 2-3 Monate. Ja, bevor ich einmal einen Einblick die Steuerabteilung einer Big4-Gesellschaft hatte, dachte ich mir auch, dass es so nicht ist!
antworten