WiWi Gast schrieb am 14.01.2024:
WoW! Hello Boomer!
Hoffentlich wirst du nicht im Personalmanagment arbeiten oder arbeitest bereits dort.
(Bildungs-)Biographien sind nunmal unterschiedlich! Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Ich habe noch in einer alten Studienordnung studiert (Grund- und Hauptstudium). Das Grundstudium ist eben eine Bewährungsprobe mit vielen "Aussiebklausuren", drögen Vorlesungen, schlechte DidaktikerInnen als Dozenten. Das führte dazu, dass ich einige Seminare, Praxisphasen nur mit Punktlandung bestanden habe. Als ich dann im Hauptstudium interessengeleitet studieren konnte, habe ich im Schnitt 1,0-1,5 an Noten erzielt. Noten sind nunmal eine standardisierte und allgemeine Bewertungsgrundlage....auf gut Deutsch: Nur eine Schublade. Aber one size fittet nicht jedem. Wir müssen tatsächlich mal wegkommen von diesem Zertifikats- und Notenfetischismus. Ein Tischler kann ein wunderbarer Erzieher sein, eine Bäckereifachverkäuferin kann eine wunderbare People Lead in einem Tec Unternehmen sein. Noten sind eine Illusion der Vergleichbarkeit. Jeder Mensch ist mehr wert und kann mehr, als das was auf einem Blatt Papier steht.
Bin nicht der Verfasser des obigen Posts, aber aus Recruitersicht versuche ich dir das mal zu erklären.
Jein. Was du nicht verstehst, ist, warum Noten wichtig sind und die Bewerbungsverfahren eben so sind, wie sind. Es geht nie um den Einzelfall. Mal ein komplett anderes Beispiel, damit du es checkst:
Selbstständige bekommen bei der Bank keinen Kredit, oft die ersten 1-2 Jahre der Selbstständigkeit nicht, selbst wenn Sie 20.000 EUR pro Monat Gewinn machen würden. Warum ist das so? Weil es der Bank nicht darauf ankommt, GENAU DEM EINEM eine Sonderbehandlung zu geben, sondern einfach die Statistik, dass innerhalb der ersten 4 Jahre 93% aller Selbstständigen (bzw. Neugründungen) pleite gehen oder aufgegeben werden. Das mag für den EINZELFALL (ich verdiene doch so viel! 20k! Warum bekomme ich keine Finanzierung?) tragisch sein, aus Sicht der Bank machen Sie jedoch alles richtig, weil man hier auf 7 Gewinner, 93 Nieten hat. Das wichtigste ist, in erster Linie kein Geld zu verlieren. Dass genau DER EINE ein guter Kunde geworden wäre, spielt dabei keine Rolle.
Genau die selbe Vorgehensweise herrscht im Recruiting. Hier geht es nicht um den absolut tragischen Einzelfall, der vielleicht auf die eine Stelle gepasst hätte. Hier geht es darum denjenigen einzustellen, der am wahrscheinlichsten, den geringsten Schaden anrichtet. Die Definition des "geringsten" Schaden ist hier jedoch zweifach zu verstehen, entweder tatsächlich "der geringste Schaden" oder aber auch ein "Gewinn" für das Unternehmen.
Recruiting kostet Geld, der Mitarbeiter möchte ja ab Tag 1 bezahlt werden, obwohl er nichts kann und die Einarbeitung bindet auch Geld und Personal. Wenn ich jemanden, selbst auf Probezeit einstellen würde, dann sind das nicht nur 25k die ich verbraten hab, sondern auch die Arbeitszeit anderer Kollegen. Und wenn man den MA dann entlassen muss, dann ist niemandem geholfen.
Und nein, es ist nicht mein Job, den MA "so hinzubiegen, dass es passt". Ich kann einem Fisch auch nicht das Fliegen beibringen. Was wir suchen sind Vögel, denen wir ggfs. beibringen, wie man schneller, besser oder Kreise fliegt, aber die Fähigkeiten müssen dem Job entsprechen und nicht andersrum.
Insofern sind standardisierte Tests genau das: Ich minimiere das Risiko auf den "geringst möglichen Schaden" und habe jemanden, der "eher dem Profil des Jobs" entspricht. Dass unter 100 Bewerberbern vielleicht GENAU DER EINE mit kaputtem Profil dabei gewesen wäre, interessiert mich nicht die Bohne. Du kannst dich noch so viel darüber aufregen, dass die 4 (z.B.) in Mathe nicht deine "wahren" Fähigkeiten darstellt, aber Fakt ist, der mit der 1 ist halt besser (objektiv) - und statistisch gesehen - erfolgsversprechender, den "geringsten Schaden" anzurichten.
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