WiWi Gast schrieb am 19.10.2021:
Ich bin gerade im 1. Semester und brauche als Motivation mal ein paar Einblicke in Top-Mathematiker Karrieren... Von den älteren Studierenden habe ich gehört, dass viele in die Versicherungen gehen und das fände ich erstmal nicht so ansprechend. Wäre es ratsam nach einem gutem Bachelor ins Ausland zu gehen (mit Augenmerk auf UK)? Mir ist zu Ohren gekommen, dass die hochbezahlten Mathematikerjobs hierzulande sehr rar gesät sind. Was für ein Schnitt wäre denn überhaupt erforderlich, um bei den bekannten Institutionen der Insel zu landen? Danach sollten einem ja alle Türen offen stehen (auch ohne Phd?). Gibt es zu der UK-Variente noch Alternativen, wenn es einen nicht in die USA zieht?
Also ich kann als fertiger Mathematiker mal meine Eindrücke schildern. also zuerst kann ich deinen älteren mitstudenten recht geben, mathematiker ist hierzulande kein besonders gut bezahlter job und auch kein angeseher - man erntet meist eine mischung aus skepsis und mitleid wenn man sagt dass man das studiert hat. der schnitt verdient leicht unter ingenieursniveau, was gemessen am studienaufwand schon relativ ernüchternd ist - die zahlen kannst du dir im stepstone gehaltsreport anschauen. Dazu kommt, dass die meisten gut bezahlten jobs in meiner wahrnehmung besonders wenig mit mathematik zu tun haben - um geld zu verdienen muss man schon in die guten unternehmensberatungen oder auf eine führungsposition im konzern - dort macht man viele dinge, für die man eigtl kein mathe studieren muss. das schlechte gehaltsgefüge hat meiner meinung nach viel damit zutun, dass wir hier kaum hightechindustrie haben die genug für mathematiker ausgeben möchte und sondern forschung und entwicklung am liebsten in niedriglohnländer abtreten würde.
in Uk sieht das ein bisschen anders aus. Um in england in die topunis reinzukommen brauchst du durchweg sehr gute noten und ein stipendium. das ist schon sehr kompetetiv, wenn man nicht grad internationale matheolympiaden gewonnen hat. einfacher ist es vielleicht in deutschland sehr gut zu studieren - beispielsweise in berlin, münchen oder bonn wo es viele kontakte nach UK gibt und dann mit empfehlungsschreiben einen PhD in oxbridge zu machen. ist natürlich ein weiter weg, aber das lohnt sich sicher finanziell mehr als hier in der versicherung zu hocken.
noch ein tipp: ich will dir nicht den mut nehmen, aber ehrlich gesagt habe ich wenige sehr gute mathematiker getroffen, die schon im ersten semester das große geld verdienen wollten. In meiner wahrnehmung landen die sehr guten mathematiker eher auf umwegen bei hedgefunds etc und fokussieren sich im studium und im PhD voll auf die mathematik. Die mathematik ist sehr anstrengend und ich denke es ist nicht ratsam schon von vornherein den großen geldsegen zu erwarten. damit wird man vermutlich scheitern...
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