Die EZB hat ein klares Inflationsmandat und muss (!) reagieren. Wenn sie das Mandat bricht, steht die Eurozone vor dem Zusammenbruch. Selbst wenn das nicht sofort passiert, werden die Finanzmärkte einfach einen höheren Aufschlag verlangen, dann muss D statt 1.5% eben 3% auf 10J Staatsanleihen zahlen. Frag dich mal wie lange das so funktionieren wird, wenn Länder wie D, NL oder Finnland bei einem Austritt auf einmal nur noch die Hälfte an Zins zahlen müssen.
Läuft die Inflation ungezügelt weiter ist dass das beste Futter für Parteien wie die EZB. Schon allein deswegen werden auch SPD und Freunde das nicht unterstützen.
Naiv ist zu glauben, dass die EZB nichts machen wird. Unser BuBa Präsident, von der SPD eingesetzt, lobbyiert bereits kräftig für Zinserhöhungen.
Den Spielraum die Inflation laufen zu lassen mit Argumenten wie die Inflation ist temporär ist vorbei.
Stellt sich die EZB dagegen werden die Finanzmärkte einfach höhere Ausfallprämien auf Staatsanleihen verlangen. Siehe Türkei. Die niedrigen Zinsen, wider der hohen Inflation, führen dort nicht zu besseren Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und Haushalte. Ausfallprämien auf Staatsanleihen steigen mit jedem Mal wo die Türkische Zentralbank die Zinsen nicht erhöht.
Die EZB kann nicht machen was die Südstaaten wollen und muss erhöhen. Ansonsten ist sie bald Geschichte.
WiWi Gast schrieb am 15.07.2022:
Die meisten EZB-Länder, insbesondere die südlicher gelegenen, sind nicht an einer strafferen Geldpolitik interessiert - sie können sich diese ohne staatliche Sparmaßnahmen schlicht nicht leisten, und zu ernsthaften Reformen mit massiven Einschnitten für die Bevölkerung sind die Regierungen nicht bereit. Selbst viele Politiker in Deutschland, mit seinem ausufernden Sozialstaat und Staatsapparat, sind nicht auf höhere Zinsen und Sparkus gepolt.
Die Annahme, dass der EZB-Rat unabhängig davon Entscheidungen trifft, ist naiv. Dass in der jetzigen Situation immer noch nicht der Leitzins angepasst wurde, und eine Anpassung um gerade mal 25 Basispunkte vorgesehen ist, spricht schon eine deutliche Sprache. Ebenso, dass ein weiteres Kaufprogramm, diesmal speziell für italienische Staatsanleihen und andere mit großen Spreads zu den deutschen Anleihen, aufgesetzt werden soll. Die EZB wird die Situation kaum wieder in den Griff bekommen - die jahrelange ausgeweitete Geldmenge ist jetzt bei Konsum- und nicht mehr bloß bei Anlageprodukten angekommen.
Aktuell können Immobilienpreise vorläufig etwas sinken, da die Gehälter noch nicht an die Inflation angepasst sind (was denen, die den Großteil des Kaufpreises als Kredit aufnehmen müssen, aber nicht helfen wird).
Bei einer aufkommenden Lohn-Preis-Spirale und weiteren Entwertung des Euro sind längerfristig nominal niedrigere Immobilienpreise insgesamt betrachtet (bis auf evtl. regionale Ausnahmen) allerdings unwahrscheinlich.
WiWi Gast schrieb am 15.07.2022:
In dieser Gemengenlage ist es nicht vorstellbar dass Immobilienpreise nominal weiter steigen (mal von Ausnahmen in best. Lagen abgesehen).
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