WiWi Gast schrieb am 03.08.2020:
WiWi Gast schrieb am 03.08.2020:
Sehr wahrscheinlich wird die EZB Immobilienbesitzer und Staaten wie Italien einfach pleite gehen lassen, indem die Zinsen erhöht werden. Genau!
Christine Lagarde hatte sogar mal vor zu niedriger Inflation gewarnt. In Fachkreisen wird darüber spekuliert, ob man nach Jahren niedriger Inflation auch mal einige Jahre 4 Prozent Inflation anstreben sollte.
Christine Lagarde steht ganz klar für eine expansive Geldpolitik und strebt eher eine höhere Inflation an.
Was ist nun mit deinem 500k oder 800k oder was auch immer? Das sind Vermögenspreise. Die interessiert die EZB nicht die Bohne. Es gibt eine Vermögenspreisinflation und eine Verbraucherpreisinflation. Während die Vermögenspreise munter mit 7-9% p.a. steigen, liegt die Verbraucherpreisinflation bei deutlich unter 2% und damit weiter unter dem EZB-Ziel.
Die Verbraucherpreisinflation muss auf 2% angehoben werden, damit die Realwirtschaft nicht in eine Deflation rutscht. Völlig egal, ob 2% Verbraucherpreisinflation dann 15% Vermögenspreisinflation bedeuten könnten.
Zweitens macht die EZB natürlich nicht wirtschaftspolitisch Harakiri. Die Wirtschaft in Europa ist auf Jahrzehnte auf niedrige Zinsen angewiesen. Das wird so bleiben. Nicht wegen der Immo-Besitzer, aber auch wegen denen. Nicht wegen denen, die 2017, 2018 usw. gekauft haben. Die haben schon 20-30% Wertgewinn und niedrigere Anschlussfinanzierungen in 2027, 2028. Aber wer jetzt 2020 kauft, der will natürlich auch weiter von 7-9% Vermögenspreisinflation p.a. profitieren.
Wird aber noch krasser werden, glaub es oder nicht. 390 Mrd. werden jetzt in den Markt gedrückt und ein großer Teil versickert in den Vermögenspreisen. Nur ein kleiner Teil sorgt für eine Inflation der Verbraucherpreise, aber genau das streben Lagarde und die EZB eben an.
Die EZB interessiert sich kein bisschen, ob Vermögenspreise wie Immobilien und Aktien inflationieren. Alleine die Verbraucherpreisinflation soll auf etwa 2% gesteuert werden und da liegen wir seit Jahren weit darunter. Die EZB möchte als die Inflation endlich mal zum Laufen bringen. Und in dieser offiziellen Inflation ist Wohnen mit etwa 33% enthalten. Trotzdem sind wir weit von 2% Inflation entfernt.
Ich weine eine kleine Träne für die armen Mieter in München oder Frankfurt, aber in Gesamtdeutschland steigen die Mieten eben deutlich geringer. Und nicht mal dieser Sub-Sub-Markt interessiert.
Die EZB schaut auf die Verbraucherpreisinflation in der Eurozone und nicht auf den Mieter-Wohnungsmarkt in zwei - drei Städten in der EU. Zweitens schaut die EZB natürlich auf die Fähigkeit von Staaten wie Italien, ihre Kredite zu bezahlen. Drittens kann die EZB natürlich keine Wirtschaftskrise provozieren, wenn man davon ausgeht, dass viele Finanzierung heute darauf aufbauen, dass die Zinsen nicht über 2% steigen. Wenn der Komplex dieser Leute zu groß wird, sind die eben "too big to fail".
So ist es natürlich beileibe nicht, denn jede 80%-Finanzierung von 2015 ist heute eine 40-50%-Finanzierung. Ein kleiner Teil durch Tilgung, ein großer Teil durch die Vermögenspreisinflation. Wer 2014, 2015, 2016, 2017 gekauft hat oder eher, wird keine Probleme bei der Anschlussfinanzierung bekommen, denn das läuft alles bei der Anschlussfinanzierung auf 50% Beleihung oder deutlich weniger - selbst wenn nur Mindesttilgung vereinbart wurde.
Und ich sehe ehrlich gesagt nicht mal ein Problem mit dem aktuellen EZB-Kurs. Die Bautätigkeit brummt und dank niedriger Zinsen entsteht viel dringend benötigter Wohnraum. Durch Vermögenspreisinflation und niedrige Zinsen machen die Käufer oder Hausbauer faktisch einen sehr guten Deal, da aus 80% schnell 60%, 50%, 40% und weniger werden. Staaten wie Italien können sich gut finanzieren.
Und wer nicht geplant hat, Vermögen aufzubauen (mindestens 50% der Deutschen zwangsweise), der bekommt von der Vermögenspreisinflation ohnehin wenig mit. Denn faktisch steigen die Mieten in weiten Teilen des Landes nur sehr gering. Und die Mieten in Frankfurt oder München sind noch weit entfernt von vergleichbaren europäischen Städten.
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