WiWi Gast schrieb am 05.05.2021:
Zum Auswahlverfahren kann ich nichts sagen. Aber für einen Universitäts-Studiengang sieht das alles extrem seicht aus. Ein Meister der Datenwissenschaften wird man damit ganz sicher nicht. Neben Einführungsveranstaltungen in Python/R, Datenbanken und Data Mining ist alles andere nur Blabla:
- IT-Management, IT-Sicherheit, Ethik, Rechtliche Grundlagen
- Selbstmanagement & Führung
- Praxisprojekt & Projektarbeit
- Soziale Medien & Kommunikation
- Anwendungsgebiete
Da habe ich ohne besonderen Fokus in meinem Wirtschaftsinformatik-Studium schon mehr harte Data Science Kompetenzen erworben. Und dafür soll man 17k€ zahlen?
Es ist eher anders herum. Viele Sachen dort sind für die Praxis gar nicht relevant. Unsupervised Learning & Co. - der Master ist für Data Analysts, nicht für Data Scientists.
Als Data Analyst wirst du meist aus bestehenden Datenbanken Reports erstellen (z.B. mit PowerBI) , z.B. Produktionsmenge, Verkaufszahlen nach Kundengruppe, gearbeitete Stunden lt. Schichtplan usw.
Du wirst daran mitarbeiten, zusammen mit Data Engineers, weitere Datenquellen zu erschließen.
Du wirst die Reports auch zielgerichtet weiterentwickeln und daraus Handlungsempfehlungen ableiten, daher brauchst du Wissen über das Business.
Anwenden lässt sich das Wissen z.B. in der Produktion oder im Marketing, besonders auch im e-Commerce.
Es ist funktionales Controlling mit starkem Fokus auf Daten.
Echtes Data Science ist immer noch extrem selten und klar, dort wird meist eine naturwissenschaftliche Promotion gefordert. Die meisten dieser Jobs sind in der Wissenschaft. Einige, wenige Jobs gibt es auch bei FAANG und Co. - keine Ahnung, ob auch in Deutschland. Selbst bei FAANG arbeiten mehr Data Analysts als Data Scientists.
Als Data Scientist wirst du z.B. einen A/B-Test begleiten, bei welchem geprüft wird, ob der hellgelbe Button zu mehr Total Customer Lifetime Value führt als der dunkelgrüne Button. Sowas ist auf hohem Niveau nur sinnvoll, wenn der eine Button eben zu 100.000 Euro oder mehr Umsatz führt als der andere Button, d.h. der Shop muss z.B. viele, viele Millionen Euro Umsatz machen - damit so kleine Entscheidungen Einfluss haben.
Und der Data Analyst macht Reports in PowerBI, wo Umsätze nach Produktgruppen etc. pp. dargestellt werden oder meintwegen nach Tageszeit oder nach Acquisition Channel. So ein simpler Vergleich, wir geben 200k Euro für Facebook-Werbung aus, bekommen davon 2.000k Euro Umsatz bei 25% Marge - das macht ein Data Analyst und kein Data Scientist.
Als Data Analyst geht es um das Geschäft, als Data Scientist um mikroskopische kleine Problemchen, welche sich aber stark auswirken. Ob der Button grün oder gelb ist, das wirst du nicht mit dem Management besprechen. Ob der Fokus in Zukunft auf mehr FB-Ads oder mehr Google Ads usw. liegt - das ist eine wichtige Business-Entscheidung.
Trotzdem verdienen Data Scientists mehr, weil eine naturwissenschaftliche Promotion (Physik, Mathematik - keine Biologie oder Chemie) natürlich etwas ganz anderes ist als Bachelor BWL oder Informatik plus 6 Monate praktische Data Analyst Erfahrung.
antworten