WiWi Gast schrieb am 17.06.2020:
Was hier bezüglich Statistik und Methoden erwähnt wurde, kann ich nur explizit wiederholen. Glaubt mir, diese Kenntnisse sind genau jene Skills, die euch vom durschnittlichen Politikwissenschaftler unterscheiden werden. Ich habe im Bachelor 2 Praktika gemacht: Das erste in der Öffentlichkeitsarbeit einer Partei, das zweite dann in der Public Affairs Abteilung eines Konzerns. Da ich mich mit den desaströsen Einstiegsgehältern in der Interessenvertretung, PA usw nicht anfreunden konnte und glücklicherweiße auch großes Interesse an Methoden hatte, ging ich für den MA nach Mannheim, wo die Hälter aller Kurse in Quants belegbar sind. Im letzten MA-Semester machte ich noch ein Praktikum in der Wahlforschung und bin nun seit 2 Jahren Analyst in einem großen Mafo/Meifo Konzern. Ich verdiene nun 60k bei einem fachnahen Job und bin sehr zufrieden. Studienkollegen, die auch in die analytische Richtung gegangen sind, hatten ebenfalls keine Probleme bei der Jobsuche und verdienen ein ähnliches Gehalt. Auch jene, die in die politische Kommunikation gingen, kamen alle unter, aber 20-24k Brutto im ersten Jahr, nach Master, etlichen Praktika, Auslandserfahrung und Ehrenamt, sind keine Einzelfälle sondern traurige Realität.
Naja ich bitte ein wenig zu differenzieren.
Ja, die Gehälter in den PA/Kommunikationsklitschen sind schlecht, vollkommen korrekt.
Bei renommierten Beratungen bzw. spezialisierten politischen Beratungshäusern sieht das schon wieder anders.
Bei einem Konzern sieht das aber schon deutlich(!) anders aus. Da steigst du mit dem jeweiligen Tarif ein. Des Weiteren kriegst du mit Master in Berufen an den TVÖD angelehnt 13/14 als z.B. Mitarbeiter bei einem Abgeordneten. Als Junior-Referent bei einem großen Verband verdienst du natürlich auch irgendwas um die 45k zum Einstieg.
Auch bei vielen Unternehmen im Compliance, Strategie, IC, Marketing oder im Produktmanagement gibt es natürlich auch für Politikwissenschafter genügend Jobs. Stadtwerke haben in letzter Zeit auch viele Stellen ausgeschrieben.
Ob du jetzt für die genannten Berufe die ganze Klaviatur der Statistik belegen musst oder ob ein gutes fachliches Praktikum bei einem renommierten Konzern mindestens genauso gut, muss jeder selbst entscheiden.
In den Politikwissenschaften ist jeder für sich selbst noch mehr verantwortlich sein Profil mit Praktika so zu gestalten, dass man in seinem Wunschbereich anfangen kann als in anderen Fächern. Wenn ich natürlich nur 2 Praktika in PR-Klitschen gemacht habe, kann ich nicht erwarten als Vorstandsassistent anzufangen.
Stellt euch als Generalist auf und macht dementsprechend auch Praktika vor allem in großen Unternehmen. Ein guter bis sehr guter Politikwissenschaftler wird definitiv auch in fachfremde Bereiche zum Interview eingeladen als der x-te BWLer.
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