Gebührenkompass 2009: Über 66 Prozent sind gegen Studiengebühren
Als Gebührenzahler geben Studierende ihren Universitäten flächendeckend schlechte Noten. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie »Gebührenkompass« der Universität Hohenheim mit mehr als 5.600 Einzelinterviews.
Akzeptanz sinkt und Zahl der Gebührengegner wächst
Angestiegen ist dagegen die Zahl der Gebührengegner. Bundesweit sind rund 66% dagegen, dass Studiengebühren erhoben werden. Für Studiengebühren sprachen sich hingegen nur 15 % der Gebührenzahler aus (Vorjahr: 17%). 72% der Befragten sind zudem dafür, die Studiengebühren wieder abzuschaffen (Vorjahr: 70 %).
Einen Grund dafür sehen die Marktforscher in dem mangelnden Glauben der Gebührenzahler, dass ihnen ihr Geld tatsächlich einen Mehrwert beschert. 71,5% der Befragten (Vorjahr: 74,1%) gaben an, dass es auf Grund von Studiengebühren bislang zu keiner Verbesserung der Lehrbedingungen an ihrer Universität gekommen sei. Von dieser Gruppe der Befragten gehen wiederum 80% davon aus, dass es auch zukünftig durch Studiengebühren zu keiner Verbesserung der Lehrbedingungen kommen wird", zitiert Projektleiter Frank Liess aus den Umfragen.
Verbesserungsfähig scheint auch die Informationspolitik der Hochschulen: Zwar gibt inzwischen nur noch die Hälfte der Befragten (Vorjahre: rund 66%) an, dass sie keine Informationen über die Verwendung von Studiengebühren an der eigenen Universität erhalten habe. "Weit über 80 Prozent der Studierenden fühlen sich dennoch nicht ausreichend informiert", erklärt Daniel Schwarz, der zweite Projektleiter der Studie.
Daneben spiele auch weiterhin mangelndes Vertrauen in die Politik eine Rolle: 35,4% der Gebührenzahler gehe davon aus, dass die Gebührenländer die Basis-Ausstattung der Universitäten kürzen würden (Vorjahr: 46,8%). Nur 18,4% (Vorjahr: 15,1%) der Gebührenzahler hätten das Vertrauen, dass es zu keinen Kürzungen käme (keine Meinung: 46,2%; Vorjahr 38,1%).
Hochburgen der Gebührengegner sind die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (88,0% Gebührengegner, Vorjahr: 86,4%) sowie die Universitäten Oldenburg (84,5% Gebührengegner; Vorjahr: 72,8%) und Siegen (80,4% Gebührengegner; Vorjahr 52,0%). Im Ländervergleich sehen saarländische und niedersächsische Studierende ihre Studiengebühren am kritischsten. Sie sind zu 77,7% bzw. 73,7% gegen die Erhebung von Studiengebühren - im Gegensatz zu Studierenden in Baden-Württemberg, wo 58,4% gegen die Studiengebührenerhebung plädieren.
Informationspolitik als Schlüsselparameter
"Unsere aktuelle Erhebung bestätigt erneut den direkten Zusammenhang zwischen Informationspolitik und Akzeptanz, beziehungsweise Zufriedenheit", zieht Initiator Prof. Dr. Voeth Resümee. "So zeigt sich, dass nur diejenigen Studierenden, die angemessen über die Verwendung von Studiengebühren an ihrer Universität informiert sind, mit der Existenz und Verwendung von Studiengebühren zufriedener sind und daher auch an eine Verbesserung der Studienbedingungen durch Studiengebühren glauben."
Eine These, die Prof. Dr. Voeth mit Detailanalysen untermauern kann. Im Schnitt vergaben Studierende, die sich gar nicht informiert fühlten, die Schulnote 4,55 für ihre Zufriedenheit mit der Verwendung ihrer Studiengebühren. Bei teilweise informierten Studierenden stieg der Wert auf 4,18. Dagegen vergaben Gebührenzahler, die sich ausreichend informiert fühlten, die Schulnote 3,27. "In diesem Segment treffen wir also erstmals auf Studierende, die die Verwendung ihrer Gebühren zumindest als 'Befriedigend' einstufen."
Für die Hochschulen bedeute dies, dass diese sich nicht nur über Menge, sondern auch Qualität ihrer Informationspolitik Gedanken machen müssen. Seit dem Start des Gebührenkompasses im Jahr 2007 habe sich zwar die Zahl der Studierenden deutlich erhöht, die angeben, Informationen seitens ihrer Hochschule erhalten zu haben (51,5 %; 2007: 33,6%). "Umso auffallender ist es aber, dass der Anteil, der nicht ausreichend Informierten mit 86 Prozent auf extrem hohem Niveau nahezu unverändert geblieben (Vorjahr: 85%) ist", meint Prof. Dr. Voeth.