Mehr Wettbewerb um Studierende durch Gutscheinpool
Übervolle Hörsäle und zu wenige Professoren - aber den Ländern fehlt der Anreiz, mehr in Unis und FHs zu investieren. Die Spitzenverbände der Wirtschaft, der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und das Institut der deutschen Wirtschaft Köln haben daher ein neues Finanzierungsmodell mit Gutscheinpool entwickelt.
Neues Finanzierungsmodell
Ein neues Finanzierungsmodell muss daher die drei Problembereiche miteinander verknüpfen. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln hat zusammen mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände sowie dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft eine Lösung ausgearbeitet, die auf Studienbeiträgen der Studenten, einem länderübergreifenden Finanzierungspool für Gutscheine und neuen Unterstützungsleistungen basiert. Das bedeutet mehr Geld für die Lehre - es soll aber anders verteilt werden als früher. Im Einzelnen:
- Studienbeiträge. Wer etwas bezahlt, möchte dafür auch eine gute Leistung bekommen - Studiengebühren bzw. -beiträge helfen daher, den Studenten als Kunden mehr Gewicht zu geben. Sie können so beispielsweise größeren Einfluss auf das Angebot der Hochschulen nehmen. Wie tief die Studenten in ihre Tasche greifen müssten, sollte jede Hochschule selbst festlegen. Mit 1.000 Euro Studiengebühren pro Jahr hätten Universitäten und Fachhochschulen insgesamt rund 2 Milliarden Euro mehr in den Kassen. Mit diesem Geld könnten die akademischen Einrichtungen ihr angekratztes Image aufpolieren und verstärkt in die Lehre investieren - zum Beispiel, indem sie zusätzliches Personal einstellen. Hier lauert jedoch eine gesetzgeberische Hürde: die sogenannte Kapazitätsverordnung, die die Relation zwischen Professorenstellen und Studenten festlegt. Lehren mehr Professoren an den Hochschulen, müssten diese meist auch mehr Studenten aufnehmen - und stünden damit wieder am Anfang. Bessern würde sich ohne zusätzliches staatliches Reform-Engagement also wenig.
- Gutscheinpool. Die Bundesländer brauchen Anreize, um weiterhin in ihren akademischen Nachwuchs zu investieren, selbst wenn der nach seinem Abschluss wegzieht und seine Steuern woanders entrichtet. Ein Pool, in den Bund und Länder einzahlen, könnte diese finanzielle Verlustangst mindern. Das Geld aus dem gemeinsamen Topf geht als Gutschein an die Studenten, die ihn bei jeder akkreditierten Hochschule einlösen können. Die Gutscheine finanzieren den Unis und FHs und damit den Ländern also einen Teil der durchschnittlichen Studienplatzkosten. Der Pool sollte mit rund 5 Milliarden Euro gefüllt sein. Denn so könnte jeder Student jährlich einen Gutschein im Wert von durchschnittlich 2.500 Euro erhalten. Von den 5 Milliarden Euro tragen die Länder rund 4,5 Milliarden Euro; der Bund übernimmt mit rund 500 Millionen Euro pro Jahr den Beitrag für ausländische Studenten. Mit dem Gutscheinsystem verändert sich auch das Leitbild der Hochschulen. Denn erstmals wird gut die Hälfte der Mittel in der Lehre auf Basis des Nachfrageverhaltens der Studenten vergeben. Künftige Akademiker werden so mit ihren Leistungen und Studienbiografien stärker Dreh- und Angelpunkt des Systems - zumal die Studenten die Gutscheine flexibel einsetzen können, zum Beispiel auch berufsbegleitend, um ihren Master zu erwerben. Insgesamt ist mit den Gutscheinen maximal ein Bachelor- und ein anschließendes Masterstudium über insgesamt fünf Jahre möglich.
- Soziale Absicherung. Weder den Eltern auf der Tasche liegen noch jede Nacht kellnern - selbst mit Bafög und anderen Unterstützungen ist das für einen Studenten bisher eher schwer realisierbar. Denn die Hörsaalbank zu drücken, kostet Geld: Heute summieren sich die Nettounterstützung der Eltern, der eigene Verdienst der Studenten und die Bafög-Schulden nach einem sechsjährigen Unistudium ohne Studiengebühren auf 26.200 bis 30.500 Euro. Erschwerend kommt hinzu, dass das Jobben nebenbei oft zulasten der Studiendauer geht. Wer arbeitet, hat weniger Zeit zum Lernen. Manch einer fängt aus Geldgründen gar nicht erst an zu studieren. Angesichts des Fachkräftemangels ist dies fatal.
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Drei Unterstützungskomponenten
Weiteres zum Thema Studienort: Uni/FH-Wahl
Die bundesweite Studienplatzbörse »freie-studienplaetze.de« geht vom 1. Februar bis 30. April 2023 wieder online. Sie informiert Studieninteressierte tagesaktuell über noch verfügbare Studienplätze für ein Bachelorstudium oder Masterstudium in Deutschland für das Sommersemester 2023. Das Angebot umfasst Studienplätze in zulassungsbeschränkten Fächern, die noch im Losverfahren vergeben werden und in zulassungsfreien Fächern, die einfach frei geblieben sind.
Früher wurden BWL-Studienplätze und andere über die ZVS vergeben. Seit Mai 2010 hat die Stiftung für Hochschulzulassung die Vergabe von Studienplätze übernommen. Über die Online-Plattform Hochschulstart.de können sich Studentinnen und Studenten für zulassungsbeschränkte Studiengänge in den Wirtschaftswissenschaften bewerben.
Eine sorgfältige Studienortwahl und Hochschulwahl zahlt sich später aus. Die möglichen Entscheidungskriterien sind dabei vielfältig. Für den einen zählt die Nähe vom Studienort zu Elternhaus und Freunden, für den anderen muss die Universitätsstadt partytauglich sein oder Flair haben. Doch vor allem bei der damit verbundenen Hochschulwahl wird in kaum einem Fachbereich so intensiv auf den Ruf, die Karrierechancen und das Netzwerk von Hochschulen geschaut, wie in den Wirtschaftswissenschaften.
Ein Studium bei der Bundeswehr ist Voraussetzung für die Offizierslaufbahn. In Deutschland gibt es zwei Bundeswehr-Universitäten, an denen eine Karriere zum Bundeswehr-Offizier beginnen kann. Insgesamt 53 Studiengänge können Offiziersanwärter in Hamburg und München studieren. Auch die Studiengänge Betriebswirtschaftslehre (BWL), Volkswirtschaftslehre (VWL), Wirtschaftsingenieurswesen (WING) und Wirtschaftsinformatik (WINF) zählen zum Studienangebot. Für die Fächer BWL und VWL gibt es meistens freie Studienplätze. An den Universitäten der Bundeswehr (UniBW) ist es ebenfalls möglich, zivil zu studieren.
Die Universität der Bundeswehr (UniBw) in Hamburg ist spezialisiert auf Fächer in Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie Maschinenbau und Elektrotechnik. Die Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ist die größte Fakultät der Helmut-Schmidt-Universität, an der in den Fächern Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre gelehrt wird. Mehr als 150 Wissenschaftler, darunter 38 Professorinnen und Professoren, zählt die Fakultät und im Wintersemester 2014/15 studierten hier 932 Offiziersanwärter und zivile Personen. Auch das Studium im Wirtschaftsingenieurswesen ist an der UniBw Hamburg möglich.
Die Universität der Bundeswehr München (UniBw M) wurde als zweite Hochschule der Bundeswehr im Jahr 1973 gegründet. Das wirtschaftswissenschaftliche Studienangebot im universitären Bereich wird von drei Fächern abgedeckt: Wirtschaftsinformatik (WI), Technologiemanagement und Wirtschaftsinformatik, Wirtschafts- und Organisationswissenschaften (WOW). Im Fachhochschul-Bereich wird das Studienfach „Management und Medien“ angeboten. Darüber hinaus haben Offiziere die Möglichkeit, folgende Fächer in der Weiterbildung zu studieren: International Management, Personalentwicklung, Public Management, Wirtschaftsingenieurwesen (WING).
Absolventen der Bundeswehr-Universitäten haben nach Abschluss ihrer dreizehnjährigen Verpflichtungszeit meist gute Karriereaussichten in der freien Wirtschaft. Das gilt insbesondere für die wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge. Nach dem Ausscheiden aus dem Dienst finden ehemalige Bundeswehr-Offiziere häufig Jobs in der Politik, in Unternehmensberatungen oder im öffentlichen Dienst. Als praxiserfahrene Führungskräfte können ausscheidende Offiziere vor allem mit Effizienz und Verantwortungsbewusstsein überzeugen.
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Das Studium der Betriebswirtschaftslehre ist mit Abstand am beliebtesten in Deutschland. Nicht ohne Grund, denn BWL-Absolventen haben im Gesamtvergleich beste Job-Aussichten. Im Jahr 2013 haben 72.700 Studienanfänger und damit sechs Prozent mehr ein BWL-Studium begonnen. Dabei ist Betriebswirtschaftslehre bei Frauen und Männern gleichermaßen beliebt: Beinahe die Hälfte der Studienanfänger war weiblich. Insgesamt waren 222.600 Studierende in BWL eingeschrieben und rund 42.400 Abschlussprüfungen wurden in 2013 erfolgreich abgelegt. Mehr als zwei Drittel bestanden die Bachelor-Prüfung in BWL. Der Anteil der Masterabsolventen lag in BWL bei 21 Prozent.
Wirtschaftswissenschaftler dominieren die Top 10 Liste der Berufe mit den höchsten Spitzengehälter. Die Topverdiener aus den WiWi-Berufen arbeiten dabei vor allem in der Finanzbranche. Das Einkommen im Bereich M&A beträgt etwa 100.000 Euro jährlich. Ein Fondsmanager ohne Personalverantwortung verdient knapp 84.000 Euro. Das Gehalt als Wertpapierhändler liegt bei 65.000 Euro, wie eine Auswertung der bestbezahlten Berufen 2018 von Gehalt.de zeigt.
Die Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen (ZFH) hat unter dem Titel "Fernstudium - Einfach clever" einen aktualisierten Ratgeber herausgegeben. Der Ratgeber bietet Informationen rund um das Fernstudium. Tipps zu Bildungsurlaub, Fördermöglichkeiten und zur weiteren Recherche runden die Broschüre zum Fernstudium ab. Der Ratgeber zum Fernstudium kann kostenlos angefordert oder heruntergeladen werden.
Das neue CHE Master-Ranking 2017 für Masterstudierende der Fächer BWL, VWL, Wirtschaftsinformatik (WINF) und Wirtschaftswissenschaften (WIWI) ist erschienen. Beim BWL-Master der Universitäten schneiden die Universitäten Mannheim, Göttingen und die Privatuniversität HHL Leipzig am besten ab. Im Ranking der BWL-Masterstudiengänge an Fachhochschulen schaffte es die Hochschule Osnabrück als einzige bei allen Ranking-Faktoren in die Spitzengruppe. Im VWL-Master glänzten die Universitäten Bayreuth, Göttingen und Trier, im WINF-Master Bamberg und Paderborn sowie Frankfurt und Paderborn im WIWI-Master.
Private Hochschulen sind für ihren Innovationsgeist im deutschen Hochschulsystem bekannt. Als nichtstaatliche Hochschulen setzen private Hochschulen auf einen starken Praxisbezug und eine internationale Ausrichtung. In enger Zusammenarbeit mit Kooperationen aus Wirtschaft und Industrie wird Studenten der Berufseinstieg schon im Studium erleichtert. Damit wächst der Attraktivitäts-Index von privaten Hochschulen für Studieninteressierte, besonders für die Studiengänge Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und andere Management-Fächern. Mehr als 60 Prozent der privaten Hochschulen bieten aktuell Studiengänge in den Wirtschaftswissenschaften an.
Rund 21 Prozent aller Studenten wirtschaftswissenschaftlicher Fachrichtungen studieren Wirtschaftswissenschaften ohne Spezifikation. Im Studium der Wirtschaftswissenschaften wird zu gleichen Teilen Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre gelehrt. Mit dem Lehramtsstudiengang können Studenten der Wirtschaftswissenschaften den Beruf als Lehrer am Berufskolleg ergreifen.