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VolkswirtschaftslehreVWL-Studium

Desillusioniert vom VWL Studium

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Ich habe VWL studiert, um mehr über internationale Wirtschaftszusammenhänge zu lernen und die Welt, in der wir leben, besser zu verstehen. Ich dachte, das Studium würde mir dabei helfen, einen offeneren Geist zu entwickeln und echte Probleme zu lösen. Inzwischen bin ich im Master und habe eine immer schlechtere Meinung von „meiner“ Disziplin. Echte Diskussionen sind nämlich kein Teil der Vorlesungen. Stattdessen lernt man auf dogmatische Art und Weise eine Menge Modelle kennen, leitet diese ab, berechnet die Werte von Multiplikatoren und interpretiert diese. Über die reale Welt lernt man wenig bis nichts. Ich dachte, VWL sei deutlich sinnvoller als BWL, doch die Wahrheit ist, dass man in Finance wahrscheinlich mehr über Wirtschaft lernt als in der drölfzigsten Mikro- oder Makro-Vorlesung. Nach der Eurokrise wurde von mehreren Seiten auf die Probleme der VWL hingewiesen, vor allem darauf, dass sie die Krise im Gegensatz zu Finance-Leuten nicht hat kommen sehen, und generell sehr hilflos wirkte. Daran hat sich m.E. nichts geändert. Man befindet sich weiterhin in einem Elfenbeinturm von neoklassischen Modellen und hält sich für genauso „exakt“ wie die Naturwissenschaften, obwohl die Realität nicht ernüchternder sein könnte. Was denkt ihr dazu? Geht es euch ähnlich?

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Consultant

Desillusioniert vom VWL Studium

Ich bin überrascht, dass es noch keine Antworten in diesem Thread gab.

Was ich dazu einfach sagen kann ist, dass von den existierenden Sozialwissenschaften VWL (bzw. Economics generell) in Deutschland extrem dogmatisch ist uns es insgesamt eher darum geht das alte zu verstehen, anzuwenden und zu replizieren, statt selber zu synthetisieren. Paper aus Journals die in den letzten 10 Jahren veröffentlicht wurden thematisiert man entsprechend selten.

Deshalb war ich umso angenehmer überrascht als ich von der WWU zu Maastricht gewechselt bin, um dort echten Diskurs zwischen Kommilitonen und Dozenten zu erleben. Natürlich fielen dafür die stoische Aspekte der alten deutschen Uni-Strukturen flacher.

Bis zu einem gewissen Grad ist es Geschmackssache und abhängig davon was man vom Studium möchte.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Ich habe mich aus den von dir genannten Gründen explizit gegen einen generalistischen VWL Master entschieden. Ich habe mich im Master neben quantitativen Methoden auf angewandte Themen (die gibt es tatsächlich in der VWL ;-)) und bestimmte Sektoren/Märkte konzentriert - war eben in meinem Master möglich. Wir hatten dann auch des öfteren Leute aus der Praxis bei uns an der Uni (bspw. Landeskartellamt), die dann eine Vorlesung gehalten haben. Daher war ich mit meinem Studium in Master mit der VWL wieder sehr versöhnt. Im nachhinein war der Bachelor die ersten Stufen in den Elfenbeinturm...

Auf das Wissen aus dem Studium (insb. Master) greife ich auch ab und zu in meiner Tätigkeit als Berater zurück.

Ich habe übrigens nach meinem Studium desillusioniert eine Promotion abgebrochen, weil das ganze als weit weg von der Realität und als ziemlich langweilig empfunden habe.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Das stimmt so nicht. Die VWL in Deutschland ist nicht dogmatischer als in anderen Ländern. Es handelt sich um ein grundsätzliches Problem der Disziplin als solches. Ich empfehle zur Lektüre den unten stehenden Link. Du hast in Maastricht wohl einfach Gück gehabt.

https://www.exploring-economics.org/de/entdecken/wie-einseitig-ist-die-wirtschaftswissenschaft/

Zu Frage des TE: Du sprichst hier ein grundsätzliches Problem der VWL an, nämlich die Verdrängung "reflexiver" Kurse zugunsten von quantitativen Kursen (Primat von Mikro / Makro). Die Mathematisung der VWL war ja auch nicht völlig unumstritten. Früher gab es in der VWL mehr qualitative Kurse, gerne auch mal in Richtung Wirtschaftsgeschichte oder Philosophie. Also mehr "offener Geist". Eine Lösung kann ich dir nicht anbieten. Ich habe im Endeffekt einfach akzeptiert, dass ich primär für meinen (späteren) Lebensunterhalt studiere und nicht um einen "offenen Geist" zu entwickeln. Die Erweiterung meines persönlichen Horizonts habe ich ins Private verlegt.

Consultant schrieb am 14.04.2023:

Ich bin überrascht, dass es noch keine Antworten in diesem Thread gab.

Was ich dazu einfach sagen kann ist, dass von den existierenden Sozialwissenschaften VWL (bzw. Economics generell) in Deutschland extrem dogmatisch ist uns es insgesamt eher darum geht das alte zu verstehen, anzuwenden und zu replizieren, statt selber zu synthetisieren. Paper aus Journals die in den letzten 10 Jahren veröffentlicht wurden thematisiert man entsprechend selten.

Deshalb war ich umso angenehmer überrascht als ich von der WWU zu Maastricht gewechselt bin, um dort echten Diskurs zwischen Kommilitonen und Dozenten zu erleben. Natürlich fielen dafür die stoische Aspekte der alten deutschen Uni-Strukturen flacher.

Bis zu einem gewissen Grad ist es Geschmackssache und abhängig davon was man vom Studium möchte.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Ich damals zu meinem Prof gesagt, dass die Modelle völliger Schwachsinn sind, wenn ich jedes Modell erstmal ceteris paribus setzen muss. 90% der VWL kannst du deshalb in die Tonne kloppen, weil Sie auch nicht bessere Ergebnisse als der gewöhnliche Stammtisch liefern würden, aber alles natürlich durch irgendwelche Formel so verkompliziert, als würde man versuchen, seine Daseinsberechtigung irgendwie zu retten. Ich hab das Zeug gelernt, zwei 1,x geschrieben in VWL1+2 und damit war für mich die Sache erledigt. Kann mir nicht vorstellen, wie es den Leuten geht, die das Ganze im Vollzeitstudium studieren.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Tja willkommen an einer Universität. Da ist halt Theorie pauken angesagt. Das die i.d.R. in der Praxis unbrauchbar ist, ist leider so.

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WiWi Gast

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Kann ich so nicht bestätigen bzw. nur teilweise. Ja, bis Ende des Masters ist VWL sehr trocken, denn man lernt hier vor allem (oder fast ausschließlich) die Methoden und grundlegenden Modelle, ohne die Annahmen wirklich zu hinterfragen.
Mache jetzt meinen PhD und kann viel besser verstehen warum das Studium so aufgebaut ist, wie es aufgebaut ist: Ohne den Werkzeugkasten geht Forschung einfach nicht, und es nicht genug Zeit & Platz um sowohl Methoden als auch Inhalt vollumfänglich zu behandeln - und da ist ersteres einfach erstmal wichtiger.

Und jetzt im PhD ist es auch so, dass eben nicht einfach die Annahmen hingenommen werden, im Gegenteil: In den Forschungsseminaren in denen ich bin wird lebhaft diskutiert und alle möglichen Annahmen in der Luft zerrissen.
Niemand hier in Academia (den ich kenne) hält VWL für eine Naturwissenschaft oder verfängt sich in irgendeinem Elfenbeinturm. Hier arbeiten Theoretiker und Empiriker zusammen, um die Realität ein Stückchen besser zu verstehen und abzubilden. Modelle werden dabei daran gemessen, wie gut Sie die wirkliche Welt abbilden - für realitätsferne Mathe-Übungen gibt es hier kein Fleißsternchen.

Vielleicht erscheinen einem auf den ersten Blick manche Konzepte und Denkweisen merkwürdig und man denkt sich "das kann ich doch viel einfacher/intuitiver/realistischer abbilden". Nur zu, aber nach vielem Grübeln kommt man dann meistens doch wieder bei den Konzepten an die so auch verwendet werden. Alles andere wäre ja auch komisch - sonst könnten sich begabte Forscher aus anderen Gebieten ja kurz einen Nobelpreis abholen und die Disziplin revolutionieren. Das das nicht passiert sollte Indiz genug dafür sein, dass die Denkweisen und Konzepte ja so dumm gar nicht sein können. Ergibt auch Sinn, wenn man sich mal überlegt wie viele unfassbar Intelligente Leute diese Konzepte ausgearbeitet haben. Dann als Laie zu denken, dass Genies wie Frank Ramsey, John von Neumann oder auch ein Amartya Sen sich nicht genug Gedanken gemacht hätten oder irgendwelche offensichtlichen Schwächen nicht erkennen würden ... ich weiß ja nicht.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Kann dem OP vollkommen zustimmen. Habe nach meinem Bachelor in VWL einen Master in Wiwi mit einigen IT Modulen (Datenbanken etc.) gemacht.

Ich hatte nach dem Bachelor das Gefühl, VWL taugt für absolut nichts. Die Theorie kann sie jedenfalls nicht richtig erklären. Insgesamt ist alles sehr dogmatisch, die meisten Modelle in Makro sind offensichtlich veraltet, falsch oder relativ nutzlos.

Ich hatte einfach nicht das Gefühl viel sinnvolles für mein Leben (im Sinne von Horizonterweiterung sowie einer Grundlage für den Berufseinstieg) gelernt zu haben. Außerdem lernt man in VWL absolut nichts (naja mit Außnahme von quantitativen Modulen wie Ökonometrie vll) was in der Praxis nachgefragt wird. Entsprechend niedrig ist der Marktwert von VWLern in der freien Wirtschaft.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 14.04.2023:

Kann dem OP vollkommen zustimmen. Habe nach meinem Bachelor in VWL einen Master in Wiwi mit einigen IT Modulen (Datenbanken etc.) gemacht.

Ich hatte nach dem Bachelor das Gefühl, VWL taugt für absolut nichts. Die Theorie kann sie jedenfalls nicht richtig erklären. Insgesamt ist alles sehr dogmatisch, die meisten Modelle in Makro sind offensichtlich veraltet, falsch oder relativ nutzlos.

Ich hatte einfach nicht das Gefühl viel sinnvolles für mein Leben (im Sinne von Horizonterweiterung sowie einer Grundlage für den Berufseinstieg) gelernt zu haben. Außerdem lernt man in VWL absolut nichts (naja mit Außnahme von quantitativen Modulen wie Ökonometrie vll) was in der Praxis nachgefragt wird. Entsprechend niedrig ist der Marktwert von VWLern in der freien Wirtschaft.

Ökonomen literally among the highest paid academics.
Random WiWi-Treff Dude: niedrig ist der Marktwert von VWLern in der freien Wirtschaft

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 14.04.2023:

Kann ich so nicht bestätigen bzw. nur teilweise. Ja, bis Ende des Masters ist VWL sehr trocken, denn man lernt hier vor allem (oder fast ausschließlich) die Methoden und grundlegenden Modelle, ohne die Annahmen wirklich zu hinterfragen.
Mache jetzt meinen PhD und kann viel besser verstehen warum das Studium so aufgebaut ist, wie es aufgebaut ist: Ohne den Werkzeugkasten geht Forschung einfach nicht, und es nicht genug Zeit & Platz um sowohl Methoden als auch Inhalt vollumfänglich zu behandeln - und da ist ersteres einfach erstmal wichtiger.

Und jetzt im PhD ist es auch so, dass eben nicht einfach die Annahmen hingenommen werden, im Gegenteil: In den Forschungsseminaren in denen ich bin wird lebhaft diskutiert und alle möglichen Annahmen in der Luft zerrissen.
Niemand hier in Academia (den ich kenne) hält VWL für eine Naturwissenschaft oder verfängt sich in irgendeinem Elfenbeinturm. Hier arbeiten Theoretiker und Empiriker zusammen, um die Realität ein Stückchen besser zu verstehen und abzubilden. Modelle werden dabei daran gemessen, wie gut Sie die wirkliche Welt abbilden - für realitätsferne Mathe-Übungen gibt es hier kein Fleißsternchen.

Vielleicht erscheinen einem auf den ersten Blick manche Konzepte und Denkweisen merkwürdig und man denkt sich "das kann ich doch viel einfacher/intuitiver/realistischer abbilden". Nur zu, aber nach vielem Grübeln kommt man dann meistens doch wieder bei den Konzepten an die so auch verwendet werden. Alles andere wäre ja auch komisch - sonst könnten sich begabte Forscher aus anderen Gebieten ja kurz einen Nobelpreis abholen und die Disziplin revolutionieren. Das das nicht passiert sollte Indiz genug dafür sein, dass die Denkweisen und Konzepte ja so dumm gar nicht sein können. Ergibt auch Sinn, wenn man sich mal überlegt wie viele unfassbar Intelligente Leute diese Konzepte ausgearbeitet haben. Dann als Laie zu denken, dass Genies wie Frank Ramsey, John von Neumann oder auch ein Amartya Sen sich nicht genug Gedanken gemacht hätten oder irgendwelche offensichtlichen Schwächen nicht erkennen würden ... ich weiß ja nicht.

+1

VWL als Wissenschaft zu betreiben ist ein sehr langer weg.

Es ist sehr theoretisch aber man hat hier ein Studium das sukzessive Wissen und Methoden aufbaut.
In vielen BWL-Studiengängen bleibt das Niveau vom 3. Semester des Bachelors bis ende des Masters sehr ähnlich. Man bekommt Stoff zu einem Thema und muss in lernen.

VWL wird falls man theoretische Kurse nimmt mit Bachelor, Master, PhD immer schwieriger.

Google mal den durchschnittlichen IQ von PhD-Studenten nach Fach in den USA.

Der OP hätte lieber Politik oder Soziologie studieren sollen. Da kann man Wirtschaft “diskutieren”

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Sorry, aber VWL ist häufig Traumtänzerei. Studier lieber BWL, Wiwi, Wing etc

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Hatte auch VWL im Bachelor an der Uni Bonn. Völlig wertloses Studium, ja die quantitativen Skills sind ganz nett aber sowas von weltfremd und Elfenbeinturm, schlimmer geht es nicht. Habe dann einen Master BWL an einer guten Uni draufgesetzt und arbeite jetzt entsprechend praktisch in dem Bereich. Die meisten, die VWL und insb. an der Uni Bonn studieren, versuchen halt nach dem Bachelor nochmal die Kurve zu bekommen oder verfangen sich dort im Master / PhD und kommen nie in der Realität an. Frage ist da immer nur, wann die Ernüchterung spätestens einsetzt.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Ist doch in jedem Studium so. Frag mal bei den Informatikern nach, da gibt es nur Theorie und Mathematik und Programmieren lernt man in seiner Freizeit.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 14.04.2023:

Ist doch in jedem Studium so. Frag mal bei den Informatikern nach, da gibt es nur Theorie und Mathematik und Programmieren lernt man in seiner Freizeit.

Komischer Vergleich. Die Informatik ist weder dogmatisch noch hat ihre Theorie keinen Nutzen für die Praxis

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

TE hier.

Consultant schrieb am 14.04.2023:

Deshalb war ich umso angenehmer überrascht als ich von der WWU zu Maastricht gewechselt bin, um dort echten Diskurs zwischen Kommilitonen und Dozenten zu erleben. Natürlich fielen dafür die stoische Aspekte der alten deutschen Uni-Strukturen flacher.

Das hört sich tatsächlich sehr interessant an. Maastricht war bei mir auch in der engeren Auswahl, aber da das Programm nur ein Jahr dauert und ich mir nicht sicher war, wie Chefs in DE darauf reagieren, bin ich an meiner Uni geblieben.

Jedenfalls sieht es bei mir jetzt so aus, dass ich wahrscheinlich in einen spezialisierten BWL Master wechseln werde und mir ein paar VWL-Module anrechnen lassen kann. Dadurch habe ich dann nicht "zu" viel Zeit verloren. Außerdem habe ich damit womöglich sogar noch bessere Chancen, in die Industrie zu kommen, als mit nem VWL Master.

Im Nachhinein wäre Politik oder Soziologie womöglich wirklich die bessere Alternative gewesen, aber zum einen denke ich, dass man sich in dem Bereich auch privat ganz gut weiterbilden kann, und zum anderen sind die Jobchancen halt eher mau.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

beherrscht doch erstmal die theorie und modelle, bevor ihr behauptet, irgendwas wäre falsch, veraltet oder unnütz. vielleicht könnt ihr einfach nicht die zusammenhänge sehen. wenn ihr alles anhand von pressemeldungen oder ideologen bewertet, seid ihr in der vwl ohnehin falsch. davon gibt es schon zu viele.

antworten
WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 17.04.2023:

beherrscht doch erstmal die theorie und modelle, bevor ihr behauptet, irgendwas wäre falsch, veraltet oder unnütz. vielleicht könnt ihr einfach nicht die zusammenhänge sehen. wenn ihr alles anhand von pressemeldungen oder ideologen bewertet, seid ihr in der vwl ohnehin falsch. davon gibt es schon zu viele.

Es ist aber eben auch kein Geheimnis, dass die Modelle sowohl in der Vergangenheit als auch aktuell oft unzureichend oder schlicht unzutreffend waren. So etwas komplexes wie das menschliche Zusammenleben kann man nicht mit ein paar Symbolen, Umstellungen und Ableitungen darstellen. Trotzdem versucht die VWL, so exakt zu sein wie Naturwissenschaften. Qualitatives Wissen weicht quantitativen Ansätzen.

Deshalb ist Data Science/Econometrics in der VWL jetzt so im Hype.. man erhofft sich, nun endlich brauchbarere Hypothesen aufstellen zu können. Wird interessant in den nächsten Jahrzehnten zu sehen, ob das tatsächlich den Unterschied macht. Wobei man dann auch eher Statistiker einstellen wird als VWLer, die zwei Statistikmodule absolviert haben.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 17.04.2023:

WiWi Gast schrieb am 17.04.2023:

beherrscht doch erstmal die theorie und modelle, bevor ihr behauptet, irgendwas wäre falsch, veraltet oder unnütz. vielleicht könnt ihr einfach nicht die zusammenhänge sehen. wenn ihr alles anhand von pressemeldungen oder ideologen bewertet, seid ihr in der vwl ohnehin falsch. davon gibt es schon zu viele.

Es ist aber eben auch kein Geheimnis, dass die Modelle sowohl in der Vergangenheit als auch aktuell oft unzureichend oder schlicht unzutreffend waren. So etwas komplexes wie das menschliche Zusammenleben kann man nicht mit ein paar Symbolen, Umstellungen und Ableitungen darstellen. Trotzdem versucht die VWL, so exakt zu sein wie Naturwissenschaften. Qualitatives Wissen weicht quantitativen Ansätzen.

Deshalb ist Data Science/Econometrics in der VWL jetzt so im Hype.. man erhofft sich, nun endlich brauchbarere Hypothesen aufstellen zu können. Wird interessant in den nächsten Jahrzehnten zu sehen, ob das tatsächlich den Unterschied macht. Wobei man dann auch eher Statistiker einstellen wird als VWLer, die zwei Statistikmodule absolviert haben.

Falsch.

Ihr versteht nicht was ein Modell ist und wie man es nutzt.

Ein Modell ist kein Spiegel der Realität sondern versucht durch Vereinfachung Wirkungszusammenhänge besser zu verstehen.

Beispiel: Der U-Bahn Plan für München ist ein Modell der echten Oberflächenstruktur. Der Plan ist vereinfacht und stellt nur dar wie man sich auf den verschiedenen UBahn Linien bewegen kann. Um Ubahn zu fahren ist das perfekt. Um Fahhrad zu fahren geht es schon nicht mehr do gut, weil man nicht erkennen kann wo Fahrradwege sind, wo es steile Anstiege gibt etc.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 17.04.2023:

beherrscht doch erstmal die theorie und modelle, bevor ihr behauptet, irgendwas wäre falsch, veraltet oder unnütz. vielleicht könnt ihr einfach nicht die zusammenhänge sehen. wenn ihr alles anhand von pressemeldungen oder ideologen bewertet, seid ihr in der vwl ohnehin falsch. davon gibt es schon zu viele.

Es ist aber eben auch kein Geheimnis, dass die Modelle sowohl in der Vergangenheit als auch aktuell oft unzureichend oder schlicht unzutreffend waren. So etwas komplexes wie das menschliche Zusammenleben kann man nicht mit ein paar Symbolen, Umstellungen und Ableitungen darstellen. Trotzdem versucht die VWL, so exakt zu sein wie Naturwissenschaften. Qualitatives Wissen weicht quantitativen Ansätzen.

Deshalb ist Data Science/Econometrics in der VWL jetzt so im Hype.. man erhofft sich, nun endlich brauchbarere Hypothesen aufstellen zu können. Wird interessant in den nächsten Jahrzehnten zu sehen, ob das tatsächlich den Unterschied macht. Wobei man dann auch eher Statistiker einstellen wird als VWLer, die zwei Statistikmodule absolviert haben.

Falsch.

Ihr versteht nicht was ein Modell ist und wie man es nutzt.

Ein Modell ist kein Spiegel der Realität sondern versucht durch Vereinfachung Wirkungszusammenhänge besser zu verstehen.

Beispiel: Der U-Bahn Plan für München ist ein Modell der echten Oberflächenstruktur. Der Plan ist vereinfacht und stellt nur dar wie man sich auf den verschiedenen UBahn Linien bewegen kann. Um Ubahn zu fahren ist das perfekt. Um Fahhrad zu fahren geht es schon nicht mehr do gut, weil man nicht erkennen kann wo Fahrradwege sind, wo es steile Anstiege gibt etc.

Wozu sind denn die neoklassischen Modelle "perfekt", analog zu den U-Bahn-Plänen? Selbst relativ simple Zusammenhänge wie die häufig postulierte Lohn-Preis-Spirale konnten bisher weder 100%ig bestätigt noch widerlegt werden. Von Volkswirtschaften in all ihrer Komplexität brauchen wir da gar nicht erst anfangen. Natürlich versucht man sich damit der Realität anzunähern (ich weiß durchaus wozu es Modelle gibt), die Resultate der letzten hundert Jahre sind aber halt einfach ernüchternd.

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Consultant

Desillusioniert vom VWL Studium

Hier würde ich kurz hinzufügen, dass beim Master in Maastricht (für International Business) Mehrfachspezialisierungen und attraktive Auslandssemester möglich sind, wodurch man die 2 Jahre an Credits sehr leicht erreicht.

Wobei ich bisher noch nirgends gehört habe (auch nicht von RSM oder ähnlichen Unis) dass die Studiumlänge eine große Rolle spielt.

WiWi Gast schrieb am 16.04.2023:

TE hier.

Consultant schrieb am 14.04.2023:

Deshalb war ich umso angenehmer überrascht als ich von der WWU zu Maastricht gewechselt bin, um dort echten Diskurs zwischen Kommilitonen und Dozenten zu erleben. Natürlich fielen dafür die stoische Aspekte der alten deutschen Uni-Strukturen flacher.

Das hört sich tatsächlich sehr interessant an. Maastricht war bei mir auch in der engeren Auswahl, aber da das Programm nur ein Jahr dauert und ich mir nicht sicher war, wie Chefs in DE darauf reagieren, bin ich an meiner Uni geblieben.

Jedenfalls sieht es bei mir jetzt so aus, dass ich wahrscheinlich in einen spezialisierten BWL Master wechseln werde und mir ein paar VWL-Module anrechnen lassen kann. Dadurch habe ich dann nicht "zu" viel Zeit verloren. Außerdem habe ich damit womöglich sogar noch bessere Chancen, in die Industrie zu kommen, als mit nem VWL Master.

Im Nachhinein wäre Politik oder Soziologie womöglich wirklich die bessere Alternative gewesen, aber zum einen denke ich, dass man sich in dem Bereich auch privat ganz gut weiterbilden kann, und zum anderen sind die Jobchancen halt eher mau.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 16.04.2023:

TE hier.

Consultant schrieb am 14.04.2023:

Deshalb war ich umso angenehmer überrascht als ich von der WWU zu Maastricht gewechselt bin, um dort echten Diskurs zwischen Kommilitonen und Dozenten zu erleben. Natürlich fielen dafür die stoische Aspekte der alten deutschen Uni-Strukturen flacher.

Das hört sich tatsächlich sehr interessant an. Maastricht war bei mir auch in der engeren Auswahl, aber da das Programm nur ein Jahr dauert und ich mir nicht sicher war, wie Chefs in DE darauf reagieren, bin ich an meiner Uni geblieben.

Jedenfalls sieht es bei mir jetzt so aus, dass ich wahrscheinlich in einen spezialisierten BWL Master wechseln werde und mir ein paar VWL-Module anrechnen lassen kann. Dadurch habe ich dann nicht "zu" viel Zeit verloren. Außerdem habe ich damit womöglich sogar noch bessere Chancen, in die Industrie zu kommen, als mit nem VWL Master.

Im Nachhinein wäre Politik oder Soziologie womöglich wirklich die bessere Alternative gewesen, aber zum einen denke ich, dass man sich in dem Bereich auch privat ganz gut weiterbilden kann, und zum anderen sind die Jobchancen halt eher mau.

Hab VWL studiert (Dipl, Promotion), Soziologie (BA) und Philosophie/Politologie (BA)

VWL wird halt oft erst in der Forschung interessant. Vor allem wenn man den Luxus hat, Forschung ohne Peer-Pressure betreiben zu können. Aber auch sonst. Na ja und generell gilt auch in der Bologna-Uni: auch dir halt die Leute an der Uni um zu diskutieren. Nach 10-12 Semestern Studium braucht man nicht mehr immer nen Prof und ne Vorlesung um sich auszutauschen. Man hat kluge Köpfe überall um sich.

Mit Soziologie und Politologie würdest Du sicher glücklich, wenn du eher politisch-aktivistisch unterwegs bist und die Welt verändern willst. Und „kritisch“ in jedem dritten Satz benutzt. Wenn du dagegen die Welt verstehen willst, wäre das nichts für dich mMn. Das Studium in Soziologie und Co ist jedenfalls ein Scherz.
Philosophie ist dagegen anspruchsvoller aber da gehen die politisch orientierten Studis recht schnell raus. Muss man ja Primärliteratur lesen und argumentieren lernen statt sich einfach auf die richtige Seite der Moral zu stellen.

Wenn alles nichts für dich ist: wie du sagst, mach BWL. Das ist eher das Handwerk.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 14.04.2023:

Kann ich so nicht bestätigen bzw. nur teilweise. Ja, bis Ende des Masters ist VWL sehr trocken, denn man lernt hier vor allem (oder fast ausschließlich) die Methoden und grundlegenden Modelle, ohne die Annahmen wirklich zu hinterfragen.
Mache jetzt meinen PhD und kann viel besser verstehen warum das Studium so aufgebaut ist, wie es aufgebaut ist: Ohne den Werkzeugkasten geht Forschung einfach nicht, und es nicht genug Zeit & Platz um sowohl Methoden als auch Inhalt vollumfänglich zu behandeln - und da ist ersteres einfach erstmal wichtiger.

Und jetzt im PhD ist es auch so, dass eben nicht einfach die Annahmen hingenommen werden, im Gegenteil: In den Forschungsseminaren in denen ich bin wird lebhaft diskutiert und alle möglichen Annahmen in der Luft zerrissen.
Niemand hier in Academia (den ich kenne) hält VWL für eine Naturwissenschaft oder verfängt sich in irgendeinem Elfenbeinturm. Hier arbeiten Theoretiker und Empiriker zusammen, um die Realität ein Stückchen besser zu verstehen und abzubilden. Modelle werden dabei daran gemessen, wie gut Sie die wirkliche Welt abbilden - für realitätsferne Mathe-Übungen gibt es hier kein Fleißsternchen.

Vielleicht erscheinen einem auf den ersten Blick manche Konzepte und Denkweisen merkwürdig und man denkt sich "das kann ich doch viel einfacher/intuitiver/realistischer abbilden". Nur zu, aber nach vielem Grübeln kommt man dann meistens doch wieder bei den Konzepten a die so auch verwendet werden. Alles andere wäre ja auch komisch - sonst könnten sich begabte Forscher aus anderen Gebieten ja kurz einen Nobelpreis abholen und die Disziplin revolutionieren. Das das nicht passiert sollte Indiz genug dafür sein, dass die Denkweisen und Konzepte ja so dumm gar nicht sein können. Ergibt auch Sinn, wenn man sich mal überlegt wie viele unfassbar Intelligente Leute diese Konzepte ausgearbeitet haben. Dann als Laie zu denken, dass Genies wie Frank Ramsey, John von Neumann oder auch ein Amartya Sen sich nicht genug Gedanken gemacht hätten oder irgendwelche offensichtlichen Schwächen nicht erkennen würden ... ich weiß ja nicht.

+1

Man kann die Modelle, welche vor allem im Bachelor und auch noch Master gelehrt werden kritisch hinterfragen. Man kann einem 3. Semestler allerdings auch nicht den aktuellen Stand der Forschung vor die Füße werfen ohne nötige Vorkenntnisse. Wer daher denkt, dass Makroökonomie sinnlos sei, hat sich einfach noch nie richtig in der Tiefe mit VWL beschäftigt.
Btw CAPM wird auch noch gelehrt, obwohl es nicht der Empirie entspricht. Finance hat ähnliche Probleme.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Ich bin jetzt am Ende meines VWL Masters und kann den Eindruck überhaupt nicht nachvollziehen.

Im VWL Studium werden nun mal die Modelle und Methoden gelehrt die aktuell am relevantesten in der Forschung sind. Alles andere wäre auch unverantwortlich.

Dazu gibt es dann in der Regel auch immer noch eine kritische Reflektion. Dass diese häufig etwas kürzer ausfällt liegt einfach daran, dass es sich bei VWL um umfangreiche, harte, technische Materie handelt. Man braucht die Zeit um überhaupt einmal die Methoden und Modelle zu verstehen und bevor man das nötige Grundverständnis hat, macht eine Diskussion auch gar keinen Sinn.

Ich meine, wie soll man denn über etwas diskutieren was man nicht versteht? Selbst wenn man eine kritische Haltung gegenüber der Theorie hat, muss man sie doch trotzdem erstmal lernen und verstehen bevor man irgendetwas sinnvolles darüber sagen kann. Bestes Beispiel ist der Kollege hier:

WiWi Gast schrieb am 14.04.2023:

Ich damals zu meinem Prof gesagt, dass die Modelle völliger Schwachsinn sind, wenn ich jedes Modell erstmal ceteris paribus setzen muss. 90% der VWL kannst du deshalb in die Tonne kloppen, weil Sie auch nicht bessere Ergebnisse als der gewöhnliche Stammtisch liefern würden, aber alles natürlich durch irgendwelche Formel so verkompliziert, als würde man versuchen, seine Daseinsberechtigung irgendwie zu retten. Ich hab das Zeug gelernt, zwei 1,x geschrieben in VWL1+2 und damit war für mich die Sache erledigt. Kann mir nicht vorstellen, wie es den Leuten geht, die das Ganze im Vollzeitstudium studieren.

Kaum zwei VWL Module belegt, (welche ziemlich wahrscheinlich stark vereinfachte Kurse für Fachfremde sind) aber schon der vollsten Überzeugung dass alle Modelle "völliger Schwachsinn" sind und das 90% der VWL wertlos sei. Bei so viel Anmaßung kann man nur den Kopf schütteln. Solche Kommentare sind das beste Beispiel weshalb man erstmal mehr Zeit damit verbringen sollte die Methoden zu verstehen anstatt über deren Sinn und Unsinn zu philosophieren.

Dasselbe gilt übrigens auch generell für einen Großteil der üblichen VWL-Kritik die man immer wieder hört und liest. Wenn ich jemanden sehe der die Modelle oder Methoden der VWL kritisiert kann ich in 95% der Fälle mindestens eines der folgenden Probleme erkennen:

  1. Grobe Verständnisprobleme und Ignoranz gegenüber der Mainstream Theorie
  2. Politisch ideologische Motivation

In den meisten Fällen findet man beides zusammen kombiniert. Noch besser wird es dann, wenn die vermeintlichen Kritiker ihre alternativen Modelle präsentieren, die meistens noch schwächer sind als die ohnehin schon schwache Kritik. Wer mir nicht glaubt der kann sich gerne mal mit Alternativen Ansätzen der VWL beschäftigen. Ich habe mich über die Jahre mit allerlei heterodoxen Schulen und benachbarten Sozialwissenschaften (Wirtschaftssoziologie, Wirtschaftsethnologie ect.) mehr oder weniger intensiv auseinandergesetzt und habe dabei feststellen müssen, dass alle diese Ansätze zwar sehr interessant sind, aber selbst noch 10x mehr Probleme haben als die vermeintlich so problematische Mainstream VWL.

Jetzt werden manch Leute sagen: „Was, wenn man anderer Meinung ist? Warum lernt man diese alternativen Ansätze nicht auch im VWL-Studium?“. Nun, aus demselben Grund weshalb ein Medizin Student in seinem Studium nichts über Homöopathie oder Bachblütentherapie lernt. Wenn man sich mit Alternativen Ansätzen auseinandersetzten möchte, kann man dies gerne in der Freizeit tun. Habe ich auch gemacht. Eine Universität ist nicht verpflichtet Modelle und Theorien zu lehren, welche nicht dem aktuellen Stand der Forschung entsprechen.

WiWi Gast schrieb am 13.04.2023:

Man befindet sich weiterhin in einem Elfenbeinturm von neoklassischen Modellen und hält sich für genauso „exakt“ wie die Naturwissenschaften, obwohl die Realität nicht ernüchternder sein könnte.

Das ist ein weiteres, hartnäckiges Missverständnis. Niemand, und ich meine wirklich niemand, hält die VWL für genauso exakt wie die Naturwissenschaften. VWL ist "Soft-Science", eine Sozialwissenschaft und dass wird im ersten und in allen folgenden Semestern immer wieder gesagt. Das Missverständnis rührt daher, dass Volkswirte ihre Modelle mathematisch formulieren und dementsprechend sehr exakte Ergebnisse bekommen. Das heißt aber nicht, dass Volkswirte diese Ergebnisse auch bis auf die 4. Nachkommastelle für 100% korrekt halten. Ich weiß gar nicht wie man auf so eine Idee kommen kann. VWL kann man mit oder ohne Mathematik machen, aber wenn man Mathematik verwendet hat man 3 große Vorteile:

  1. Transparenz. Die Mathematik zwingt den Wissenschaftler seine Annahmen offen und klar zu formulieren. Oft machen sich Leute über die vielen Annahmen in der VWL lustig, aber in Wahrheit gibt es in der VWL nicht sehr viel mehr Annahmen als in anderen Sozialwissenschaften. Die Volkswirte sind nur die einzigen welche ihre Annahmen klar formulieren und diskutieren.

  2. Konsistenz. Mathematisch formulierte Modelle sind gezwungenermaßen immer logisch konsistent. Sie können natürlich trotzdem falsch sein, wenn die Annahmen zu weit von der Realität entfernt sind, aber selbst dann wird sich ein mathematisch formuliertes Modell nie selbst widersprechen. Bei verbal formulierten Modellen ist das nicht der Fall, weswegen es bei verbal formulierten Modellen viel leichter ist, Unsinn zu erzählen.

  3. Präzision. Hier sind wir wieder beim Thema. Die mathematische Präzision ist nicht etwa deshalb wünschenswert, weil sie so korrekt und zuverlässig „wie in den Naturwissenschaften“ wäre. Ganz im Gegenteil, sämtliche volkswirtschaftliche Modelle sind höchstens „so ungefähr“ korrekt. Wozu brauchen wir also die Präzision? Ganz einfach, für die empirische Arbeit. Dass die Modelle immer ein Stück weit daneben liegen ist bekannt, aber mit den exakten Ergebnissen kann man auch sagen, wie weit die Modelle daneben liegen. So kann man mehrere konkurrierende Modelle miteinander vergleichen und herausfinden, welches der Realität am nächsten kommt. Bei verbal formulierten Theorien sind die Ergebnisse meistens so vage und schwammig, dass sie weder vergleichbar noch anderweitig sinnvoll zu interpretieren sind.

Ach und übrigens...

WiWi Gast schrieb am 13.04.2023:

Nach der Eurokrise wurde von mehreren Seiten auf die Probleme der VWL hingewiesen, vor allem darauf, dass sie die Krise im Gegensatz zu Finance-Leuten nicht hat kommen sehen, und generell sehr hilflos wirkte.

Immer werden Volkswirte kritisiert, sie hätten diese oder jene Krise nicht vorhergesehen. Ich weiß nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund scheinen die Leute der Meinung zu sein, ein guter Volkswirt müsste ein Hellseher sein. Komischerweise beschwert sich niemand, dass Geologen keine Erdbeben vorhersehen können, oder dass ein Arzt nicht vorhersehen kann, ob und wann ein Patient an welcher Art Krebs erkrankt. Nur Volkswirte werden an diesem merkwürdigen und unrealistischen Maßstab gemessen.

Und was die "Finance-Leute" angeht, ich kenne mich jetzt nicht so genau mit der Eurokrise aus, aber zumindest für die Weltwirtschaftskrise 2008 kann man ein starkes Argument formulieren, dass die "Finance-Leute" diese mit ihren Spekulationen und Verbriefungen überhaupt erst ausgelöst haben. Anders als die Volkswirte, waren sie allerdings hinterher nirgendwo anzutreffen, wenn es darum ging den Schaden wieder zu beseitigen.

Das ist übrigens auch eigentliche Job der Makroökonomen. Es geht nicht darum Krisen vorherzusagen, sondern zu wissen wie man mit ihnen umgeht. Im besten Fall möchte man natürlich Krisen komplett verhindern, aber da sie oft durch exogene Faktoren (Covid, Ukrainekrieg) ausgelöst werden, ist das leider oft unrealistisch. Viel wichtiger ist es daher zu wissen was zu tun ist, wenn eine Krise da ist, und da kann man den Volkswirten absolut keinen Vorwurf machen. Selbst wenn es sich um eine Krise handelt für die es null Forschung gibt, weil sie in der Form noch nie vorgekommen ist, werden die Modelle schnell angepasst und weiterentwickelt um eine vernünftige Lösung zu finden. Den Volkswirten ist es zu verdanken, dass die Weltwirtschaftskrise 2008 heute als „Great Recession“ und nicht „Great Depression II“ bekannt ist.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Die wichtigste Frage ist doch, ob die VWL einen praktischen Nutzen hat. Im Sinne von, ist der Arbeitsmarkt bereit für die erworbenen Skills eine angemessene Vergütung zu zahlen. Die Antwort darauf ist ein klares Nein. Als VWLer arbeitet man entweder mehr schlecht als recht in typischen BWLer Jobs oder verfängt sich in irgendwelchen Forschungs- oder forschungsnahen Jobs, die meistens sehr unterdurchschnittlich zahlen.

Nicht umsonst galt es als Witz unter VWL Studenten, dass man mit dem Studium später seine Arbeitslosigkeit ausrechnen kann. Natürlich gibt es auch Top Jobs für VWLer (EZB, Makro Research bei Banken etc.) aber die sind Ultra rar und nehmen vielleicht 1% der Absolventen auf.

Ich bin daher nach dem Bachelor auf ein BWL Master gewechselt und verdiene jetzt als WP meine 120k mit 6 Jahren BE. Ich denke nicht, dass ich auch nur ansatzweise dort gelandet wäre, wenn ich mich weiter am VWL Studium festgeklammert hätte.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 20.07.2023:

Die wichtigste Frage ist doch, ob die VWL einen praktischen Nutzen hat. Im Sinne von, ist der Arbeitsmarkt bereit für die erworbenen Skills eine angemessene Vergütung zu zahlen. Die Antwort darauf ist ein klares Nein. Als VWLer arbeitet man entweder mehr schlecht als recht in typischen BWLer Jobs oder verfängt sich in irgendwelchen Forschungs- oder forschungsnahen Jobs, die meistens sehr unterdurchschnittlich zahlen.

Nicht umsonst galt es als Witz unter VWL Studenten, dass man mit dem Studium später seine Arbeitslosigkeit ausrechnen kann. Natürlich gibt es auch Top Jobs für VWLer (EZB, Makro Research bei Banken etc.) aber die sind Ultra rar und nehmen vielleicht 1% der Absolventen auf.

Ich bin daher nach dem Bachelor auf ein BWL Master gewechselt und verdiene jetzt als WP meine 120k mit 6 Jahren BE. Ich denke nicht, dass ich auch nur ansatzweise dort gelandet wäre, wenn ich mich weiter am VWL Studium festgeklammert hätte.

Es ist fast so, als würde es nicht allen Menschen nur um Einkommensmaximierung gehen .. fast so als hätten sie unterschiedliche Präferenzen (das solltest du eigentlich auch schon im Bachelor gelernt haben). Von daher ist dein Beitrag bereits ab dem ersten Satz schon obsolet.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 20.07.2023:

Die wichtigste Frage ist doch, ob die VWL einen praktischen Nutzen hat. Im Sinne von, ist der Arbeitsmarkt bereit für die erworbenen Skills eine angemessene Vergütung zu zahlen. Die Antwort darauf ist ein klares Nein.

Das selbe gilt auch für die Mathematik, Physik, Biologie und generell für jedes andere Fach das wissenschafltich orientiert ist und keinen direkten Berufsbezug hat. Das ist kein Grund weshalb man diese Fächer nicht in Betracht ziehen sollte. Man lernt eben etwas "mehr", und kümmert sich um die berufsqualifizierenden Kompenzen durch Praktika.

WiWi Gast schrieb am 20.07.2023:

Als VWLer arbeitet man entweder mehr schlecht als recht in typischen BWLer Jobs oder verfängt sich in irgendwelchen Forschungs- oder forschungsnahen Jobs, die meistens sehr unterdurchschnittlich zahlen.

Das VWLer in BWLer Positionen ihre Arbeit "mehr schlecht als recht" machen, halte ich für ein Gerücht. VWLer in BWLer Jobs machen ihre Arbeit genauso ordentlich wie BWLer in den selben Positionen. Der Einstieg ist vielleicht zu Beginn etwas schwieriger, aber mit ein bisschen Berufserfahrung gleicht sich das schnell aus. Würde mich wundern wenn das nach einem Jahr überhaupt noch jemandem auffällt, dass da jemand VWL anstatt BWL studiert hat. Höchstens vielleicht in der Mittagspause.

WiWi Gast schrieb am 20.07.2023:

Ich bin daher nach dem Bachelor auf ein BWL Master gewechselt und verdiene jetzt als WP meine 120k mit 6 Jahren BE. Ich denke nicht, dass ich auch nur ansatzweise dort gelandet wäre, wenn ich mich weiter am VWL Studium festgeklammert hätte.

Ein Quereinstieg zur Wirtschaftsprüfung mit einem VWL Master oder sogar nur einem VWL Bachelor ist durchaus möglich. Ein BWL Master ist sicherlich sehr nützlich um eine Stelle zu finden, aber im Grunde kann man als VWLer mit etwas Selbststudium und ein paar geschickt gewählten Wahlfächern gut ein WP Praktikum bekommen, was dann den Weg in eine Festanstellung öffnet. Ist zwar etwas holpriger, aber definitiv machbar. Sobald man dann das WP Examen hat, interessiert es auch niemanden mehr was man studiert hat bzw. ob man überhaupt einen Master hat.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Hab VWL nur studiert weil ich nicht in BWL reingekommen bin. Der höhere Anteil an Mathematik wird von den meisten Arbeitgebern auch nicht honoriert. Anders als wenn meine z.B. reine Mathematik studiert, da wissen die AGs dass du was auf dem Kasten hast.

Dementsprechend empfehle ich VWL nur für Leute die in die Forschung wollen. Für einen guten Job reicht BWL aus.

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Boutique-Berater

Desillusioniert vom VWL Studium

Sehr starker Beitrag! Deckt sich auch mit meinen Beobachtungen, dass viele, die die VWL kritisieren, tendenziell mit Halbwissen unterwegs sind oder noch vor dem Master (wo es dann in den gewählten Spezialisierungen richtig in die Tiefe geht) aufgehört haben...

Bezüglich Chancen auf dem Arbeitsmarkt: Ich verstehe (angehende) Studenten nicht, die aus Angst, sich iwelche BWL Karrieren zu verbauen, nicht VWL studieren. Wenn es einen mehr als das teils sehr auswendiglernorientierte BWL interessiert, dann sollte man VWL auch studieren. Ist wirklich ein tolles Studium, bei dem man sich in sehr viele Richtungen spezialisieren kann. Wer nicht in die Forschung möchte, hat (insbesondere mit passenden Praktika) in allen BWL Bereichen noch sämtliche Chancen und zudem den Vorteil, noch etwas analytisches & quantitatives Denken im Studium gelernt zu haben ;)

WiWi Gast schrieb am 20.07.2023:

Ich bin jetzt am Ende meines VWL Masters und kann den Eindruck überhaupt nicht nachvollziehen.

Im VWL Studium werden nun mal die Modelle und Methoden gelehrt die aktuell am relevantesten in der Forschung sind. Alles andere wäre auch unverantwortlich.

Dazu gibt es dann in der Regel auch immer noch eine kritische Reflektion. Dass diese häufig etwas kürzer ausfällt liegt einfach daran, dass es sich bei VWL um umfangreiche, harte, technische Materie handelt. Man braucht die Zeit um überhaupt einmal die Methoden und Modelle zu verstehen und bevor man das nötige Grundverständnis hat, macht eine Diskussion auch gar keinen Sinn.

Ich meine, wie soll man denn über etwas diskutieren was man nicht versteht? Selbst wenn man eine kritische Haltung gegenüber der Theorie hat, muss man sie doch trotzdem erstmal lernen und verstehen bevor man irgendetwas sinnvolles darüber sagen kann. Bestes Beispiel ist der Kollege hier:

WiWi Gast schrieb am 14.04.2023:

Ich damals zu meinem Prof gesagt, dass die Modelle völliger Schwachsinn sind, wenn ich jedes Modell erstmal ceteris paribus setzen muss. 90% der VWL kannst du deshalb in die Tonne kloppen, weil Sie auch nicht bessere Ergebnisse als der gewöhnliche Stammtisch liefern würden, aber alles natürlich durch irgendwelche Formel so verkompliziert, als würde man versuchen, seine Daseinsberechtigung irgendwie zu retten. Ich hab das Zeug gelernt, zwei 1,x geschrieben in VWL1+2 und damit war für mich die Sache erledigt. Kann mir nicht vorstellen, wie es den Leuten geht, die das Ganze im Vollzeitstudium studieren.

Kaum zwei VWL Module belegt, (welche ziemlich wahrscheinlich stark vereinfachte Kurse für Fachfremde sind) aber schon der vollsten Überzeugung dass alle Modelle "völliger Schwachsinn" sind und das 90% der VWL wertlos sei. Bei so viel Anmaßung kann man nur den Kopf schütteln. Solche Kommentare sind das beste Beispiel weshalb man erstmal mehr Zeit damit verbringen sollte die Methoden zu verstehen anstatt über deren Sinn und Unsinn zu philosophieren.

Dasselbe gilt übrigens auch generell für einen Großteil der üblichen VWL-Kritik die man immer wieder hört und liest. Wenn ich jemanden sehe der die Modelle oder Methoden der VWL kritisiert kann ich in 95% der Fälle mindestens eines der folgenden Probleme erkennen:

  1. Grobe Verständnisprobleme und Ignoranz gegenüber der Mainstream Theorie
  2. Politisch ideologische Motivation

In den meisten Fällen findet man beides zusammen kombiniert. Noch besser wird es dann, wenn die vermeintlichen Kritiker ihre alternativen Modelle präsentieren, die meistens noch schwächer sind als die ohnehin schon schwache Kritik. Wer mir nicht glaubt der kann sich gerne mal mit Alternativen Ansätzen der VWL beschäftigen. Ich habe mich über die Jahre mit allerlei heterodoxen Schulen und benachbarten Sozialwissenschaften (Wirtschaftssoziologie, Wirtschaftsethnologie ect.) mehr oder weniger intensiv auseinandergesetzt und habe dabei feststellen müssen, dass alle diese Ansätze zwar sehr interessant sind, aber selbst noch 10x mehr Probleme haben als die vermeintlich so problematische Mainstream VWL.

Jetzt werden manch Leute sagen: „Was, wenn man anderer Meinung ist? Warum lernt man diese alternativen Ansätze nicht auch im VWL-Studium?“. Nun, aus demselben Grund weshalb ein Medizin Student in seinem Studium nichts über Homöopathie oder Bachblütentherapie lernt. Wenn man sich mit Alternativen Ansätzen auseinandersetzten möchte, kann man dies gerne in der Freizeit tun. Habe ich auch gemacht. Eine Universität ist nicht verpflichtet Modelle und Theorien zu lehren, welche nicht dem aktuellen Stand der Forschung entsprechen.

WiWi Gast schrieb am 13.04.2023:

Man befindet sich weiterhin in einem Elfenbeinturm von neoklassischen Modellen und hält sich für genauso „exakt“ wie die Naturwissenschaften, obwohl die Realität nicht ernüchternder sein könnte.

Das ist ein weiteres, hartnäckiges Missverständnis. Niemand, und ich meine wirklich niemand, hält die VWL für genauso exakt wie die Naturwissenschaften. VWL ist "Soft-Science", eine Sozialwissenschaft und dass wird im ersten und in allen folgenden Semestern immer wieder gesagt. Das Missverständnis rührt daher, dass Volkswirte ihre Modelle mathematisch formulieren und dementsprechend sehr exakte Ergebnisse bekommen. Das heißt aber nicht, dass Volkswirte diese Ergebnisse auch bis auf die 4. Nachkommastelle für 100% korrekt halten. Ich weiß gar nicht wie man auf so eine Idee kommen kann. VWL kann man mit oder ohne Mathematik machen, aber wenn man Mathematik verwendet hat man 3 große Vorteile:

  1. Transparenz. Die Mathematik zwingt den Wissenschaftler seine Annahmen offen und klar zu formulieren. Oft machen sich Leute über die vielen Annahmen in der VWL lustig, aber in Wahrheit gibt es in der VWL nicht sehr viel mehr Annahmen als in anderen Sozialwissenschaften. Die Volkswirte sind nur die einzigen welche ihre Annahmen klar formulieren und diskutieren.

  2. Konsistenz. Mathematisch formulierte Modelle sind gezwungenermaßen immer logisch konsistent. Sie können natürlich trotzdem falsch sein, wenn die Annahmen zu weit von der Realität entfernt sind, aber selbst dann wird sich ein mathematisch formuliertes Modell nie selbst widersprechen. Bei verbal formulierten Modellen ist das nicht der Fall, weswegen es bei verbal formulierten Modellen viel leichter ist, Unsinn zu erzählen.

  3. Präzision. Hier sind wir wieder beim Thema. Die mathematische Präzision ist nicht etwa deshalb wünschenswert, weil sie so korrekt und zuverlässig „wie in den Naturwissenschaften“ wäre. Ganz im Gegenteil, sämtliche volkswirtschaftliche Modelle sind höchstens „so ungefähr“ korrekt. Wozu brauchen wir also die Präzision? Ganz einfach, für die empirische Arbeit. Dass die Modelle immer ein Stück weit daneben liegen ist bekannt, aber mit den exakten Ergebnissen kann man auch sagen, wie weit die Modelle daneben liegen. So kann man mehrere konkurrierende Modelle miteinander vergleichen und herausfinden, welches der Realität am nächsten kommt. Bei verbal formulierten Theorien sind die Ergebnisse meistens so vage und schwammig, dass sie weder vergleichbar noch anderweitig sinnvoll zu interpretieren sind.

Ach und übrigens...

WiWi Gast schrieb am 13.04.2023:

Nach der Eurokrise wurde von mehreren Seiten auf die Probleme der VWL hingewiesen, vor allem darauf, dass sie die Krise im Gegensatz zu Finance-Leuten nicht hat kommen sehen, und generell sehr hilflos wirkte.

Immer werden Volkswirte kritisiert, sie hätten diese oder jene Krise nicht vorhergesehen. Ich weiß nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund scheinen die Leute der Meinung zu sein, ein guter Volkswirt müsste ein Hellseher sein. Komischerweise beschwert sich niemand, dass Geologen keine Erdbeben vorhersehen können, oder dass ein Arzt nicht vorhersehen kann, ob und wann ein Patient an welcher Art Krebs erkrankt. Nur Volkswirte werden an diesem merkwürdigen und unrealistischen Maßstab gemessen.

Und was die "Finance-Leute" angeht, ich kenne mich jetzt nicht so genau mit der Eurokrise aus, aber zumindest für die Weltwirtschaftskrise 2008 kann man ein starkes Argument formulieren, dass die "Finance-Leute" diese mit ihren Spekulationen und Verbriefungen überhaupt erst ausgelöst haben. Anders als die Volkswirte, waren sie allerdings hinterher nirgendwo anzutreffen, wenn es darum ging den Schaden wieder zu beseitigen.

Das ist übrigens auch eigentliche Job der Makroökonomen. Es geht nicht darum Krisen vorherzusagen, sondern zu wissen wie man mit ihnen umgeht. Im besten Fall möchte man natürlich Krisen komplett verhindern, aber da sie oft durch exogene Faktoren (Covid, Ukrainekrieg) ausgelöst werden, ist das leider oft unrealistisch. Viel wichtiger ist es daher zu wissen was zu tun ist, wenn eine Krise da ist, und da kann man den Volkswirten absolut keinen Vorwurf machen. Selbst wenn es sich um eine Krise handelt für die es null Forschung gibt, weil sie in der Form noch nie vorgekommen ist, werden die Modelle schnell angepasst und weiterentwickelt um eine vernünftige Lösung zu finden. Den Volkswirten ist es zu verdanken, dass die Weltwirtschaftskrise 2008 heute als „Great Recession“ und nicht „Great Depression II“ bekannt ist.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Hab VWL studiert, weil es mich schlicht interessiert hat. Und ich habe dort für mich wichtige Skills gelernt: Problemlösungskompetent, Abstraktionsvermögen, klare und nüchterne Fokussierung auf relevante Fakten.
Arbeite nun in der Energiewirtschaft, auf der Stelle wäre ich auch als BWLer oder Wing gekommen. VWL hat mir keinesfalls etwas verbaut.

Ich stelle nun gerne VWLer ein, ich mag deren Art zu denken und zu arbeiten.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Na gut, dass du als VWLer gern VWLer einstellst, überrascht jetzt erstmal nicht. ;) Ansonsten will ich das Erlernen von Problemlösungskompetenz, Abstraktionsvermögen etc. gar nicht in Abrede stellen. Nichtsdestotrotz gibt es m.E. so einige Studiengänge, wo man das mindestens im gleichen Maße und zusätzlich noch deutlich mehr praktisch verwertbare Inhalte vermittelt bekommt (bspw. im WIng-Studium das du ja selbst bereits erwähnt hast).

WiWi Gast schrieb am 10.08.2023:

Hab VWL studiert, weil es mich schlicht interessiert hat. Und ich habe dort für mich wichtige Skills gelernt: Problemlösungskompetent, Abstraktionsvermögen, klare und nüchterne Fokussierung auf relevante Fakten.
Arbeite nun in der Energiewirtschaft, auf der Stelle wäre ich auch als BWLer oder Wing gekommen. VWL hat mir keinesfalls etwas verbaut.

Ich stelle nun gerne VWLer ein, ich mag deren Art zu denken und zu arbeiten.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

VWL ist nicht auf Problemlösungskompentenz ausgerichtet. Ein Problemlöser such sich ein gut eingrenzbares Problem mit klaren funktionalen Zusammenhängen und löst es. In diesem Sinne ist selbst ein Reiner Mathematiker ein besserer Problemlöser als ein VWLer.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 10.08.2023:

Hab VWL studiert, weil es mich schlicht interessiert hat. Und ich habe dort für mich wichtige Skills gelernt: Problemlösungskompetent, Abstraktionsvermögen, klare und nüchterne Fokussierung auf relevante Fakten.
Arbeite nun in der Energiewirtschaft, auf der Stelle wäre ich auch als BWLer oder Wing gekommen. VWL hat mir keinesfalls etwas verbaut.

Ich stelle nun gerne VWLer ein, ich mag deren Art zu denken und zu arbeiten.

Es wäre schön, würden sich alle Aufgabenstellungen in der Arbeitswelt so lösen lassen - leider braucht es dann auch Menschen, die das Unsichtbare sehen, die empathisch sind, die extrapolieren, die mit Unschärfe umgehen können. Die nicht nur "nüchtern" sind, denn die Welt ist nicht nüchtern.

antworten
WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 11.08.2023:

Hab VWL studiert, weil es mich schlicht interessiert hat. Und ich habe dort für mich wichtige Skills gelernt: Problemlösungskompetent, Abstraktionsvermögen, klare und nüchterne Fokussierung auf relevante Fakten.
Arbeite nun in der Energiewirtschaft, auf der Stelle wäre ich auch als BWLer oder Wing gekommen. VWL hat mir keinesfalls etwas verbaut.

Ich stelle nun gerne VWLer ein, ich mag deren Art zu denken und zu arbeiten.

Es wäre schön, würden sich alle Aufgabenstellungen in der Arbeitswelt so lösen lassen - leider braucht es dann auch Menschen, die das Unsichtbare sehen, die empathisch sind, die extrapolieren, die mit Unschärfe umgehen können. Die nicht nur "nüchtern" sind, denn die Welt ist nicht nüchtern.

Da hast Du Recht. Nur diese Kompetenzen lernst Du in keinem Studium. Das hast Du/entwickelst Du oder auch nicht.
Wer ins obere Management möchte, braucht das unbedingt. Aber wie gesagt, das ist vollkommen unabhängig vom Studium.

Die Skills, die ich oben genannt habe helfen enorm, Entscheidungen mit "Unschärfe" vorzubereiten, eben abstrakte Sachverhalte zu analysieren, verstehen und diese Unschärfen aufzuzeigen. Mir im mittleren Management hilft das enorm. Kann aber auch an meiner Branche (Energiewirtschaft) liegen.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Als ich mit dem Master fertig war war der Anteil derer, denen man die Depressionen schon von weitem ansah, nahezu verdoppelt.

Das sagt alles aus wie toll das Studium ist.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 11.08.2023:

Als ich mit dem Master fertig war war der Anteil derer, denen man die Depressionen schon von weitem ansah, nahezu verdoppelt.

Das sagt alles aus wie toll das Studium ist.

Könntest du das bitte genauer ausführen? Spiele selbst mit dem Gedanken VWL zu studieren und möchte auch gerne weitere kritische Stimmen zum Studiengang hören..

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 11.08.2023:

Als ich mit dem Master fertig war war der Anteil derer, denen man die Depressionen schon von weitem ansah, nahezu verdoppelt.

Das sagt alles aus wie toll das Studium ist.

Man versteht halt wie schlecht die Welt ist, während sich der BWLer bei MBB verwirktlicht und zufrieden sein 100k Einstiegsgehalt bezieht.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 12.08.2023:

Als ich mit dem Master fertig war war der Anteil derer, denen man die Depressionen schon von weitem ansah, nahezu verdoppelt.

Das sagt alles aus wie toll das Studium ist.

Man versteht halt wie schlecht die Welt ist, während sich der BWLer bei MBB verwirktlicht und zufrieden sein 100k Einstiegsgehalt bezieht.

So ein blödsinn. Sie waren deshalb mental völlig ausgebrannt, weil das Studium den meisten keinen Spaß macht. Man quält sich durch die endlosen übermathematisierten Module; praktisch alle gehen mit der Erwartung in das Studium man würde VWL verstehen und Zusammenhänge lernen. Stattdessen muss man irgendwelche Lemmas beweisen, Modelle verstehen die in der nächsten Session wieder passé sind und nur theoretisch behandelt werden. Der lernfaktor geht gegen 0. und wie weiter oben beschrieben: Wenn man nicht in die Forschung will dann kann man das Studium sein lassen

antworten
WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 12.08.2023:

Als ich mit dem Master fertig war war der Anteil derer, denen man die Depressionen schon von weitem ansah, nahezu verdoppelt.

Das sagt alles aus wie toll das Studium ist.

Könntest du das bitte genauer ausführen? Spiele selbst mit dem Gedanken VWL zu studieren und möchte auch gerne weitere kritische Stimmen zum Studiengang hören..

VWL als Forschungsdisziplin (!) ist halt im Vergleich zur BWL mathematisch und abstrakt. Sich da durchzubeißen, kann langfristig ermüdend sein. Und im Master wird's nun mal schlimmer.
Wenn dir das nicht liegt, würde ich dir VWL auf keinen Fall nahelegen, unabhängig davon, ob dich Wirtschaft im Allgemeinen interessiert oder nicht.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Ich habe auch VWL (bzw. Economics) im Bachelor und im Master an der Uni Bonn studiert und habe recht unterschiedliche Erfahrungen mit dem Fach gemacht. Ich würde sie hier gerne einmal teilen.

Studiert habe ich VWL eigentlich, weil ich in der Schule große Freude am SoWi-Unterricht hatte und mich die "großen politischen und (makro-)ökonomischen" Zusammenhänge interessiert haben. Ich habe mich gegen Politikwissenschaften entschieden, da ich die Berufsaussichten für schlechter hielt und eigentlich auch gerne Mathe (hatte auch LK) gemacht habe.

In Bonn ist das Fachstudium (also nicht 15 ECTS für Nebenfächer) in den ersten vier Semestern ohne jegliche Wahlmöglichkeiten und es gab Module bei denen ich mich damals gefragt habe, wofür man das braucht (insbesondere das Ökonometriemodul (damals Teil von Mathe B) ohne Ökonometrie, inzwischen läuft das aber anders). Einige grundsätzliche makroökonomische Mechanismen für konjunkturelle Veränderungen hat man aber auch dort schon gelernt. Wirklich zufrieden war ich damals aber trotzdem nicht. Das lag aber eher daran, dass mir die Prespektive gefehlt hat, welchen Nutzen die Grundlagen haben.

Im 5. Semester bin ich in Löwen für ein Auslandssemester gewesen. Das Studium dort war schon deutlich anders, da die Module oft weniger theoretisch waren, sondern eine größere Zahl an Themen behandelten (Verschiedene Aspekte der europäischen Wirtschaftspolitik und Entwicklungspolitik).

Am Ende des Bachelors bin ich dann verstärkt mit angewandter Ökonometrie in Kontakt gekommen und eine Leidenschaft für das empirische Arbeiten entwickelt. Bis auf wenige Ausnahmen hatte ich also nicht das gelernt, was ich erwartet habe und trotzdem viel Interessantes mitgenommen.

Ich gebe zu, dass mir insbesondere Wirtschafts- und Ideengeschichte sowie heterodoxe Ansätze im Studium gefehlt haben. Dafür hatten wir dann aber einen eigenen Lesekreis mit engagierten Komilitonen gebildet, indem wir Texte von/über Friedman, Smith, Keynes, Marx, Hayek etc. lasen.

Im Master wurde mir mehr und mehr klar, dass es mich selbst nicht in die akademische, modellgetriebene Forschung treibt. Hauptgrund ist aber, dass mir die Geduld fehlt sich monatelang vielleicht jahrelang mit sehr ähnlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Ich habe dann auch schon angefangen als SHK und Praktikant zwar viel empirisch, aber stärker anwendungsorientiert zu arbeiten (außeruniversitäre Forschungsinstitute oder öffentlicher Sektor).

Als dann die Frage anstand, was man mit alldem beruflich macht, hatte ich super viel Glück. Meine erste Bewerbung überhaupt bei einem DAX-Konzern im Bereich People Analytics führte zu einer Zusage. Dort arbeite ich seit knapp 4 Jahren und bin ehrlich gesagt ziemlich glücklich. Wir arbeiten mit den Methoden, die ich im Studium erlernt habe und versuchen unsere Fragestellungen unter dem Einsatz der geeigneten Methode zu seriös zu beantworten. Ich würde unsere Arbeitsweise als "semi-akademisch" charakterisieren. Zusätzlich ergeben sich in meinem Arbeitsbereich auch noch gelegentlich Fragestellungen, bei denen volkswirtschaftliche Expertise (meistens zu Arbeitsmärkten) erforderlich ist und das Wissen aus dem Studium unmittelbare Anwendung findet.

Fazit: Mein VWL-Studium hat mir nur einigermaßen gebracht, was ich mir mit 18 Jahren davon versprochen habe. Die großen ökonomisch-politischen Debatten haben wir nicht geführt. Einblicke in die makroökomischen Grundmechanismen einer Volkswirtschaft erhält man trotzdem. Im Studium war ich öfter genervt, aber mit zunehmender Distanz erkenne ich, warum das Studium so aufgebaut ist, wie es ist. Mit nur einem Masterabschluss ist es unmöglich den Forschungsstand/Methoden in vielen Bereichen zu kennen, aber die Bereiche, wo ich in PhD-Seminaren (Ungleichheit, Kausalitätsmessung, Arbeitsmärkte, Entwicklungsökonomik) den Forschungsstand rezipiert und reflektiert habe, zeigen, die VWL vielseitig und vielschichtig. Für meinen Arbeitsalltag haben sich insbesondere die ökonometrischen Inhalte und das Programmieren als wertvoll erwiesen. Die Fragen/Antworten auf große ökonomisch-politischen Debatten interessieren mich immer noch, aber ich befass(t)e mich damit nebenher und sei es, dass ich seit 3 Jahren PoWi an der FernUni Hagen studiere (Master, Teilzeit). Aber je mehr man lernt, desto häufiger kann ich auch Quer-/Rückverbindungen zu Inhalten, Methoden und Konzepten aus meinem Studium ziehen, sodass sich der Wert eines rigoroseren VWL-Studiums mit der Zeit bei mir eher erhöht hat, auch wenn sich meine Erfahrungen von vor 10 Jahren eher nicht bestätigt haben.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 12.08.2023:

Als ich mit dem Master fertig war war der Anteil derer, denen man die Depressionen schon von weitem ansah, nahezu verdoppelt.

Das sagt alles aus wie toll das Studium ist.

Man versteht halt wie schlecht die Welt ist, während sich der BWLer bei MBB verwirktlicht und zufrieden sein 100k Einstiegsgehalt bezieht.

So ein blödsinn. Sie waren deshalb mental völlig ausgebrannt, weil das Studium den meisten keinen Spaß macht. Man quält sich durch die endlosen übermathematisierten Module; praktisch alle gehen mit der Erwartung in das Studium man würde VWL verstehen und Zusammenhänge lernen. Stattdessen muss man irgendwelche Lemmas beweisen, Modelle verstehen die in der nächsten Session wieder passé sind und nur theoretisch behandelt werden. Der lernfaktor geht gegen 0. und wie weiter oben beschrieben: Wenn man nicht in die Forschung will dann kann man das Studium sein lassen

Das kann ich überhaupt nicht bestätigen.
Entweder waren eure Profs echt schlecht oder deine Freunde haben falsch gelernt.

Mir hat der Master echt Spaß gemacht und ich würde sagen ich habe sehr viel gelernt. Vor allem das kritische hinterfragen von Modellen und empirischen Ergebnissen.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 13.08.2023:

Als ich mit dem Master fertig war war der Anteil derer, denen man die Depressionen schon von weitem ansah, nahezu verdoppelt.

Das sagt alles aus wie toll das Studium ist.

Man versteht halt wie schlecht die Welt ist, während sich der BWLer bei MBB verwirktlicht und zufrieden sein 100k Einstiegsgehalt bezieht.

So ein blödsinn. Sie waren deshalb mental völlig ausgebrannt, weil das Studium den meisten keinen Spaß macht. Man quält sich durch die endlosen übermathematisierten Module; praktisch alle gehen mit der Erwartung in das Studium man würde VWL verstehen und Zusammenhänge lernen. Stattdessen muss man irgendwelche Lemmas beweisen, Modelle verstehen die in der nächsten Session wieder passé sind und nur theoretisch behandelt werden. Der lernfaktor geht gegen 0. und wie weiter oben beschrieben: Wenn man nicht in die Forschung will dann kann man das Studium sein lassen

Das kann ich überhaupt nicht bestätigen.
Entweder waren eure Profs echt schlecht oder deine Freunde haben falsch gelernt.

Mir hat der Master echt Spaß gemacht und ich würde sagen ich habe sehr viel gelernt. Vor allem das kritische hinterfragen von Modellen und empirischen Ergebnissen.

Hab in Bonn und Mannheim studiert. Weder waren die Professoren schlecht noch hat jemand falsch gelernt

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Mir hat der Master echt Spaß gemacht und ich würde sagen ich habe sehr viel gelernt. Vor allem das kritische hinterfragen von Modellen und empirischen Ergebnissen.

Aber hast du auch was Konkretes über unser Wirtschaftssystem gelernt? Verstehst du nun z.B. Krisen oder politische Entscheidungen besser?

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 13.08.2023:

Mir hat der Master echt Spaß gemacht und ich würde sagen ich habe sehr viel gelernt. Vor allem das kritische hinterfragen von Modellen und empirischen Ergebnissen.

Aber hast du auch was Konkretes über unser Wirtschaftssystem gelernt? Verstehst du nun z.B. Krisen oder politische Entscheidungen besser?

Nicht der Vorposter, aber ich sage ja, durchaus. Zumindest was politische Entscheidungen angeht. Ich hatte im Master Spezialisierung Energie- und Verkehrsökonomik, meine Profs waren ein Ex-Staatssekretär und ein enger Berater des Verkehrsministers. Es war durchaus „praxisnah“, zb die Kriterien des Bundesverkehtswegeplanes.

Wenn nun politisch über ein Vorhaben, die Merit Order oder den Emissionshandel diskutiert wird meine ich das besser beurteilen zu können.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 13.08.2023:

Mir hat der Master echt Spaß gemacht und ich würde sagen ich habe sehr viel gelernt. Vor allem das kritische hinterfragen von Modellen und empirischen Ergebnissen.

Aber hast du auch was Konkretes über unser Wirtschaftssystem gelernt? Verstehst du nun z.B. Krisen oder politische Entscheidungen besser?

Ja natürlich. Bin mir nicht sicher, was du mit “konkretem” meinst, aber ich denke schon dass man durch das Studium eine gute analytische Brille bekommt.

Gerade wenn es um politische Entscheidungen geht kann ich nun besser verstehen: Bei Geldpolitik ist das natürlich relativ straight-forward

Bei sowas wie Migrationspolitik versteht man die Argumentationen der Politiker, kann aber gleichzeitig zudem kritisch hinterfragen, ob es nicht auch andere Interessen gibt, die nicht kommuniziert werden.
Spieltheorie, arbeitsmarktökonomik, political economy, Verhaltensökonomik. Jedes einzelne Teilgebiet gibt dir neue analytische Fähigkeiten.

Ich bin mir nicht sicher ob der Kollege aus Mannheim/Bonn ausschließlich Theory Kurse im Master gemacht hat, bei mir im Master war nur das erste Semester rein mathematisch. Danach konnte man aus Theory, Methods oder Paper Kursen wählen.
Lemmas (in Klausuren) beweisen kann ich mir ansonsten nur in PhD-Kursen vorstellen.
Bei mir waren die meisten zufrieden mit dem Master.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 13.04.2023:

Ich habe VWL studiert, um mehr über internationale Wirtschaftszusammenhänge zu lernen und die Welt, in der wir leben, besser zu verstehen. Ich dachte, das Studium würde mir dabei helfen, einen offeneren Geist zu entwickeln und echte Probleme zu lösen. Inzwischen bin ich im Master und habe eine immer schlechtere Meinung von „meiner“ Disziplin. Echte Diskussionen sind nämlich kein Teil der Vorlesungen. Stattdessen lernt man auf dogmatische Art und Weise eine Menge Modelle kennen, leitet diese ab, berechnet die Werte von Multiplikatoren und interpretiert diese. Über die reale Welt lernt man wenig bis nichts. Ich dachte, VWL sei deutlich sinnvoller als BWL, doch die Wahrheit ist, dass man in Finance wahrscheinlich mehr über Wirtschaft lernt als in der drölfzigsten Mikro- oder Makro-Vorlesung. Nach der Eurokrise wurde von mehreren Seiten auf die Probleme der VWL hingewiesen, vor allem darauf, dass sie die Krise im Gegensatz zu Finance-Leuten nicht hat kommen sehen, und generell sehr hilflos wirkte. Daran hat sich m.E. nichts geändert. Man befindet sich weiterhin in einem Elfenbeinturm von neoklassischen Modellen und hält sich für genauso „exakt“ wie die Naturwissenschaften, obwohl die Realität nicht ernüchternder sein könnte. Was denkt ihr dazu? Geht es euch ähnlich?

+1

Bin noch nicht so weit wie du, noch im Bachelor. Das vermeintlich Sinnfreie an der ganzen Geschichte hat mir echt zu schaffen gemacht. Ich mache den Absprung und studiere ab nächstem Jahr Medizin. Hätte nicht gedacht dass es mir so viel ausmacht das Gefühl zu haben absolut nichts sinnvolles zu tun.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Ich mach meinen PhD in VWL gerade (im Ausland) und ich war nach dem 1. Jahr im Bachelor nach den ersten Mikro/Makro Modulen auch ziemlich fertig und enttäuscht von der Uni. Es hat sich 0,0 wie ein seriöses Studium angefühlt. Das könnte aber auch an der allgemein schlechten bzw. langweilen Lehre in VWL liegen.

Ich wollte dann auch im 3. Semester wechseln habs dann aber Gott Sei dank durchgezogen und mich dann auf Ökonometrie spezialisiert. Den Master habe ich dann im Ausland gemacht und auch dort so viel Ökonometrie und Statistik wie möglich belegt. Letztendlich promoviere ich auch in Ökonometrie.

Die Empirische VWL kann man sehr gut brauchen und ist auch sehr spannend und weit aus besser als andere Sozialwissenschaften, um interessante Fragestellungen zu beantworten. Mikro finde ich auch spannen aber Makro war einfach sinnlos.

Wenn man nicht Statistik mag und nicht in dem Bereich arbeiten will, dann sollte man unbedingt weg von der VWL.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Consultant schrieb am 14.04.2023:

Ich bin überrascht, dass es noch keine Antworten in diesem Thread gab.

Was ich dazu einfach sagen kann ist, dass von den existierenden Sozialwissenschaften VWL (bzw. Economics generell) in Deutschland extrem dogmatisch ist uns es insgesamt eher darum geht das alte zu verstehen, anzuwenden und zu replizieren, statt selber zu synthetisieren. Paper aus Journals die in den letzten 10 Jahren veröffentlicht wurden thematisiert man entsprechend selten.

Deshalb war ich umso angenehmer überrascht als ich von der WWU zu Maastricht gewechselt bin, um dort echten Diskurs zwischen Kommilitonen und Dozenten zu erleben. Natürlich fielen dafür die stoische Aspekte der alten deutschen Uni-Strukturen flacher.

Bis zu einem gewissen Grad ist es Geschmackssache und abhängig davon was man vom Studium möchte.
Ich habe mich in Maastricht für IB und EBE beworben. Bin mir aber unsicher ob BWL oder VWL das richtige ist für mich. Ist Econmics in Maastricht interessant gestaltet (Diskurs, Praxisbezug und Weltverbesserfaktor) als an Deutschen Unis und wenn ja inwiefern. Der Post hat mich von VWL etwas abgeschreckt

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Consultant schrieb am 14.04.2023:

Ich bin überrascht, dass es noch keine Antworten in diesem Thread gab.

Was ich dazu einfach sagen kann ist, dass von den existierenden Sozialwissenschaften VWL (bzw. Economics generell) in Deutschland extrem dogmatisch ist uns es insgesamt eher darum geht das alte zu verstehen, anzuwenden und zu replizieren, statt selber zu synthetisieren. Paper aus Journals die in den letzten 10 Jahren veröffentlicht wurden thematisiert man entsprechend selten.

Deshalb war ich umso angenehmer überrascht als ich von der WWU zu Maastricht gewechselt bin, um dort echten Diskurs zwischen Kommilitonen und Dozenten zu erleben. Natürlich fielen dafür die stoische Aspekte der alten deutschen Uni-Strukturen flacher.

Bis zu einem gewissen Grad ist es Geschmackssache und abhängig davon was man vom Studium möchte.

Ich habe mich in Maastricht für IB und EBE beworben. Bin mir aber unsicher ob BWL oder VWL das richtige ist für mich. Ist Econmics in Maastricht interessant gestaltet (Diskurs, Praxisbezug und Weltverbesserfaktor) als an Deutschen Unis und wenn ja inwiefern. Der Post hat mich von VWL etwas abgeschreckt

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Als Volkswirt geht man die Sache sehr viel analytischer heran. Lass es zu und versuche in der Arbeitswelt mit einen Gewissen Abstand zu betrachten, du wirst merken das so wie du Probleme löst durchaus sehr effizient und „schlau“ ist, dass haben viele 0815 FH bwller nicht drauf.

Kein Scheiß.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

Wer studiert denn heute noch Wirtschaft/ Wiwi/ dies das weil er die Welt besser verstehen will? Man studiert um die 60k+ Eintrittskarte ins Berufsleben zu bekommen. Wenn man eine andere Motivation hat ist die Wahrscheinlichkeit eben hoch, dass man enttäuscht wird.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 14.02.2024:

Als Volkswirt geht man die Sache sehr viel analytischer heran. Lass es zu und versuche in der Arbeitswelt mit einen Gewissen Abstand zu betrachten, du wirst merken das so wie du Probleme löst durchaus sehr effizient und „schlau“ ist, dass haben viele 0815 FH bwller nicht drauf.

Kein Scheiß.

+1
So auch meine Erfahrung.

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WiWi Gast

Desillusioniert vom VWL Studium

WiWi Gast schrieb am 14.02.2024:

Als Volkswirt geht man die Sache sehr viel analytischer heran. Lass es zu und versuche in der Arbeitswelt mit einen Gewissen Abstand zu betrachten, du wirst merken das so wie du Probleme löst durchaus sehr effizient und „schlau“ ist, dass haben viele 0815 FH bwller nicht drauf.

Kein Scheiß.

Welche Probleme wird er denn lösen?
Er wird ein mini-Rad in irgendeiner Riesenbehörde sein.

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16 Kommentare

VWL Studium

WiWi Gast

Naja, es stellt sich halt auch ein bisschen die Frage, wie viel "themenbezogenes Wissen" man wirklich braucht. Zumindest, wenn man ...

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