Hi zusammen!

Ich habe mich als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni beworben und eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhalten. Hat jemand schon Erfahrungen damit und sich als wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in beworben? Worauf soll man achten? Wie kann man sich vorbereiten? Wäre über jeden Tipp dankbar, da ich nur Vorstellungsgespräche aus der Industrie kenne.

Danke und Gruß
Dieter

Hi Dieter!

Ich war vorige Woche beim VG als wissenschaftlicher Mitarbeiter, das VG dauerte ca. 90 min beim Leiter und beim Prof.

Nach kurzer Vorstellung des Arbeitsgebietes und der -gruppe, kam dann die Selbstpräsentation (Lebenslauf), kurzer Vortrag zur Abschlussarbeit (worüber, warum, wie vorgegangen, Ergebnis), Fragen zu Studienschwerpunkten (warum gewählt?), dann noch Fragen wie:

Warum wollen Sie hier arbeiten/forschen?
Wie stellen Sie sich die Arbeit/den Ablauf in der Arbeitsgruppe vor?
Warum wollen Sie promovieren?
Wie würden Sie das Thema angehen?
Wo sehen Probleme/Schwierigkeiten bei diesem Thema?
Was erwarten Sie von Ihrem Betreuer?
Was wollen Sie langfristig machen?

Wichtig war vor allem die Wahl des Studienschwerpunktes, die
Abschlussarbeit, der Lebenslauf und Grundkenntnisse von der Arbeit der Forschungsgruppe und des
Themas.

Bin seit 4,5 Jahren an der Uni als WiMa tätig. Habe bereits einige Bewerbungsgespräch erlebt. Man kann Deine Frage nicht pauschal beantworten. Es hängt sehr stark vom Prof und dem Lehrstuhlteam ab. Bei uns läuft wie folgt ab: Der Bewerber stellt sich beim Prof vor, er stellt ihm einige Fragen, die vor allem auf die Themen eingehen, mit denen sich der Bewerber in seinem Leben beschäftigt hat. Der Prof führt ein Teil des Gesprächs auch schon mal auf Englisch. Dann hat der Bewerber mit Möglichkeit, mit den WiMas des Lehrstuhls zu sprechen und in einer lockeren Runde seine Fragen zu stellen. Er bekommt aber auch von uns einige Fragen gestellt. Die Entscheidung wird gemeinsam, Prof und WiMa, getroffen. Aber an jedem anderen Lehrstuhl kann es anders laufen. Aber generell gehen die Vorstellungsgespräch inhaltlich nicht so in die Tiefe. Ich würde an der Stelle, mich ganz genau über das Lehrstuhl, die Publikationen, Lehre usw. informieren.

Könnte jemand noch seine Erfahrungen reinstellen? Mit welchen Fragen muss man noch rechnen? Was hilft bei der Vorbereitung?

Vielen Dank

Ich fand es hilfreich, genau zu wissen, was der Lehrstuhl derzeit macht, wer dort arbeitet (Lebensläufe Prof. + MA), mit wem ich zusammen arbeite.

Hier mal ein paar Fragen, die mir bei meiner Bewerbung als wiss. MA gestellt wurden:

• Begründung Schwerpunkte im Studium, Abschlussarbeit näher darstellen,
• warum wollen Sie wiss. MA werden bzw. promovieren?
• warum dieses Thema/dieser Bereich -> Motivation, Begründung
• warum an diesem Lehrstuhl/dieser Uni?
• was unterscheidet Sie von anderen Bewerber? Warum soll ich Sie nehmen?
• genaue Vorstellung des zukünftigen Themas: Ziel, Lösungen, Arbeitsalltag: Wie stellen Sie sich die Arbeit hier konkret vor?
• Woran arbeitet der Lehrstuhl gerade? Nennen Sie uns Forschungsthemen/projekte?
• Sprach- und IT-Kenntnisse

• Lebenslauf auf Englisch darstellen

• Stressfragen:
  Warum ist die Note in xy schlecht?
  Sind Sie konfliktfähig? Beispiel! Wie verhalten Sie sich bei ungerechter Kritik?
  Können Sie eine englischsprachige Präsentation halten?
  Wo haben Sie bisher Ihre Kommunikationsfähigkeit praktisch eingesetzt?
  Was denken andere von Ihnen?

Vielen Dank für die ganzen Infos. Das hilft mir schon mal weiter.

Vielleicht könntest du noch kurz schreiben in welchen Fachbereich das war. Bei mir geht es um Physik.
Unterscheidung von anderen Bewerbern? Warum soll ich gerade Sie nehmen? Das sind schon Fragen mit denen ich nicht gerechnet hätte.

Auch die Frage nach dem Arbeitalltag lässt sich nicht so einfach beantworten. Man ist ja Berufsanfänger. Ein konkretes Forschungsthema gibts bei mir noch nicht, da es sich um eine Initiativbewerbung gehandelt hat.

MfG

Hallo, bei mir war es im Bereich Informatik.
Ich fand es auch sehr schwer, genauere Infos über das Thema zu bekommen, da die Stellenanzeige mehr als dürftig war.
Es wurde aber erwartet!!! Obwohl man Absolvent ist und "nur" Erfahrungen mit Seminar- oder Diplomarbeit/en hat. Am liebsten schon ein Grobkonzept für die Arbeit.
Auch die Stressfragen fand ich mehr als unangenehm, tlw. wichtig aggressiv und genervt. Bin aber ruhig geblieben. Die damalige Dauer (2 x 2 Stunden - fast ohne Pause) bei dem Projektleiter und anschließend beim Prof mit mehreren Interviewer war äußerst anstrengend.

Lounge Gast schrieb:

Vielen Dank für die ganzen Infos. Das hilft mir schon mal
weiter.

Vielleicht könntest du noch kurz schreiben in welchen
Fachbereich das war. Bei mir geht es um Physik.
Unterscheidung von anderen Bewerbern? Warum soll ich gerade
Sie nehmen? Das sind schon Fragen mit denen ich nicht
gerechnet hätte.

Auch die Frage nach dem Arbeitalltag lässt sich nicht so
einfach beantworten. Man ist ja Berufsanfänger. Ein konkretes
Forschungsthema gibts bei mir noch nicht, da es sich um eine
Initiativbewerbung gehandelt hat.

MfG

Du sollst den ganzen Leuten zeigen, dass du es nicht nur als Notlösung siehst! Was es aber ist!

Warum sollte es eine Notlösung sein? Es soll Menschen geben, die gerne forschen und nicht nur auf die Kohle schauen. Also erkläre mir mal, warum es eine Notlösung sein sollte? Außerdem haben Leute die promovieren in der Regel keine schlechteren Noten, als Absolventen die sich bei den sog. Big 4 bewerben... Überdenk nochmals deine Aussage...

Wie sieht denn der Arbeitsalltag eines WiMa`s generell aus?

Das kann man wohl kaum pauschal beantworten und kommt auf die konkrete Stelle an... So gibt es z.B. Stellen, bei denen man auch mit in die Lehre muss, bei anderen wiederum überhaupt nicht.

Can schrieb:

Wie sieht denn der Arbeitsalltag eines WiMa`s generell aus?

Can schrieb:

Wie sieht denn der Arbeitsalltag eines WiMa`s generell aus?

in Wirtschaftswissenschaften hängt es davon ab, ob die Stelle einem Lehrstuhl/Institut oder einem Forschungsprojekt (häufig in Kooperation mit Dritten) zugeordnet ist:

Als Lehrstuhl-Assistent werden in der Regel Zuarbeiten für den Lehrstuhlinhaber erledigt (Recherchen für Publikationen, Vorlesungsmaterialien erarbeiten oder aktualisieren, eigene Lehrveranstaltungen, z. B. Übungen, Kolloquien, abhalten, Klausuren und Hausarbeiten vorkorrigieren). Fortgeschrittene vertreten auch mal den Prof in Vorlesungen und veröffentlichen zusammen mit ihm (gibt manchmal Streit, ob der Prof alles nur unter seinem Namen publiziert oder auch mal seine angestellten "Ghostwriter" als Co-Autoren nennt).

Es herrscht ein ziemlicher Konkurrenzdruck um referierte (also von anderen, dem Autor unbekannten Experten begutachtete) Publikationen in namhaften Journals, denn auch als angehender Nachwuchswissenschaftler werden möglichst viele - natürlich besonders englischsprachige - Veröffentlichungen erwartet.

Projektmitarbeiter sind hingegen mit ihrem speziellen Aufgabengebiet befasst, werden aber je nach dem auch in andere Aktivitäten, z. B. Konferenzen und Workshops, eingebunden. Vorteil dieser Stellen ist meistens, dass keine Mehrfachbelastung aus diversen zeitraubenden Lehrstuhltätigkeiten ensteht, die für die Arbeit an der eigenen Dissertation auch nicht verwertbar sind. In der Regel promovieren Projektmitglieder ja über ein entsprechendes Thema, wobei die thematische Enge sich bei der anschließenden Jobsuche als Nachteil erweisen kann. Entweder werden einschlägige Netzwerkkontakte geknüpft, um genau in dem bearbeiteten Bereich unterzukommen, oder es wird schwierig ohne eine gewisse Breite an Kenntnissen. Es sollte rechtzeitig klar sein, ob eine wissenschaftliche Laufbahn oder ein Wechsel in die Wirtschaft angestrebt werden. Wer nur den Doktortitel mitnehmen will, sollte sich nicht mit dem Wissenschaftsbetrieb abplagen und wer mal Juniorprofessor werden will, über den Tellerrand spezifischer Einzelthemen hinaus forschen.

Danke für die äußerst kompente Antwort!