Ich glaube, bei der vorliegenden Thematik sollte gründlich differenziert werden.
Die Aussage "Wer hingegen nur promoviert, ohne sich darum [also um die beschriebenen, über die eigene Promotionstätigkeit hinausgehenden Tätigkeiten] zu kümmern, kann nicht erwarten, wie ein wissenschaftlicher Mitarbeiter behandelt zu werden." mag ja durchaus zutreffen, da es bei der Bewertung sinnvollerweise immer auf die tatsächlich ausgeübten Tätigkeiten ankommen sollte. Jedoch ist es bei standardmäßig über Stipendien finanzierten Graduiertenschulpromotionen - zumindest in den mir bekannten Fällen - so, dass die Graduiertenschulen und deren Doktoranden wie Lehrstuhldoktoranden in den regulären Betrieb der angeschlossenen Uni (z.B. bei einem Lehrstuhl/Institut) eingebunden sind und sich die Tätigkeitsspektren beider Doktorandentypen wenn überhaupt, dann nur unwesentlich voneinander unterscheiden. Entsprechend scheint mir schon kritikwürdig, wenn gleiche tatsächliche Tätigkeiten im einen Fall anerkannt werden, im anderen jedoch nicht.
Darüber hinaus trifft auch die Argumentation, dass Forschungstätigkeiten (z.B. auch ohne Lehrverpflichtung oder Lehrstuhlverwaltung) generell nicht anerkannt werden können, nachweislich nicht zu. Auch die BaFin erkennt teilweise (Promotions-)Forschungstätigkeiten an, verfolgt bei Promotionsstipendien derzeit jedoch offensichtlich eine andere Politik. Vor diesem Hintergrund halte ich die beschriebene Praxis im Umgang mit Graduiertenschuldoktoranden gegenüber Lehrstuhldoktoranden (oder anderen Forschenden) nach wie vor für kritikwürdig. In meinen Augen sollten vergleichbare Tätigkeiten - unabhängig von der Art der Finanzierung (Stipendium vs. Gehalt) - auch auf eine vergleichbare Art und Weise anerkannt werden.
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