Erfahrungsbericht Auslandsstudium in Australien
Sven Guzy, Student der Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt, verbrachte ein Semester an der University of Newcastle. Sein Fazit: Do it! Go Australia!
Leben
Schon einmal folgendes erlebt: Du willst Urlaub machen, und das weit weg von Deutschland, damit du auch einmal andere Kulturen kennen lernst. Und was passiert? Du kommst in deiner Unterkunft an (es ist dabei völlig egal, ob du nach England, Frankreich, Marokko, Jamaika, Venezuela oder Barbados reist), und sofort findest du Deutsche. Natürlich bleibt man dann auch schön mit diesen Leuten zusammen. Das gehört sich schließlich so. Und was passiert mit dem interkulturellen Austausch? Der kommt meistens zu kurz, weil man oft schon mit den innerdeutschen Differenzen genug zu tun hat. So etwas wollte ich bei meinem Auslandsstudium nicht erleben. Und ich hatte Glück: Edwards Hall (kurz: Teds) ist der Name des Hauses, in das ich mich für ein Jahr lang einquartierte. Teds ist ein typisch australisches Studentenhaus, in dem ich ein kleines Zimmer für mich hatte und den Rest - Bad, Küche und TV-Raum - mit anderen Leuten teilte. Frühstück und Abendessen wurde in der Dining Hall eingenommen - Kochen war während meines Australienaufenthalts demnach nicht nötig. Wer zu Mittag einen kleinen Snack wollte, konnte die Einrichtung des Tea Rooms nutzen: Kühlschrank, Mikrowelle und Wasserkocher waren die wichtigsten Geräte, um tagsüber über die Runden zu kommen.
Zugegeben: Übermäßigen Luxus gab es nicht. Während der kühlen Jahreszeit konnte der kleine tragbare Heizer schon einmal seine Mühen haben, für genügend Wärme zu sorgen. Doch im Gegenzug wehe denen, die im Sommer das Fenster zur Nordseite haben (ja, in Australien steht dort die Sonne)! Ohne einen Stehventilator konnte Teds zu einem wirklichen Backofen werden. Zum Studieren sucht man in der Jahreszeit besser die klimatisierte Bibliothek auf.
Wer nur des Studierens wegen nach Teds kommt, der sei schon einmal vorgewarnt: Die Wände sind dünn und die Massen »always in party mood«. Wer sich da nicht locker macht, hat verloren. Doch in meinen Augen ist das echtes Studenten-Feeling. Im Übrigen sind die Australier auch nette, umgängliche Typen, die äußerst hilfsbereit sind - in welcher Angelegenheit auch immer. Ich habe mich selten in einer großen Gruppe so wohl gefühlt wie unter den jungen Leuten down under - solange sie nüchtern sind (das exzessive Kampftrinken schockt manchmal selbst das abgebrühte deutsche Gemüt). Neben dem großzügigen Freizeit-Angebot der universitären Gruppierungen gibt es auch Teds-interne Veranstaltungen. Von sportlichen Wettkämpfen, in dem man die Ehre seines Hauses Harry-Potter-like gegen andere (es gibt noch Barahineban, International House und Evatt) verteidigt, gibt es Fun-Events mit Bezeichnungen wie Hall Ball, Autonomy Day, Traffic Light Party oder Retro Night. Langweilig wird es neben dem Studium daher auf keinen Fall.
In Teds war ich der einzige Deutsche. Neben der Unzahl australischer Studenten traf ich dort noch auf einige Skandinavier, drei Afrikaner, eine kleine Schar Asiaten (Japaner, Südkoreaner und Chinesen) und vereinzelt noch andere Europäer (einen Engländer, einen Franzosen, and that´s it!). Jetzt hätte ich fast die Amerikaner vergessen - sie belegten Platz 2 der Tedschen Populationsdichte. Ich freute mich natürlich über dieses internationale Publikum. Ich muss sagen, dass ich genug Zeit hatte, viele interessante Bekanntschaften zu schließen. It was really mind-expanding. Um ein abschließendes Fazit loszuwerden: Teds war die optimale Unterkunft, um ein halbes Jahr lang australische Luft zu schnuppern und dabei noch in international vielfältiger Gesellschaft zu sein. Es war ein Ereignis, das prägte und mir in Erinnerung bleiben wird. Ich kann mich der Meinung meiner Studienkollegen in Newscastle nur anschließen: Do it! Study abroad! Go Australia!
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