Hallo,

ich werde demnächst meinen Bwl-Abschluß machen und wollte mich danach bei einer UB oder einem der Big4 bewerben. Es wurde ja nun im Thread oft über die Problematik Arbeitszeiten etc. diskutiert. Ich hätte dazu mal eine konkretere Frage: Welche physischen und mentalen Veranlagungen muss man mitbringen, um einen 40+ Job (also meinetwegen sogar 60 oder 70 Stunden die Woche) so zu machen, dass es einen nicht total fertig macht? Dies beschäftigt mich schon eine ganze weile, nicht, weil ich mich vor Arbeit scheuen würde, sondern weil ich etliche Freunde habe, die in diesen Bereichen Arbeiten (UB, WP, Kanzlei) und vor 18h/19/20/21h nie nach Hause kommen. Die sind alle dermaßen fertig (labile Gesundheit, ständige Niedergeschlagenheit in der Freizeit etc.) dass viele schon fast soweit gehen, den Job zu schmeißen und auf Einkommen zu verzichten. Und wenn man das permanent mitbekommt, dann drückt das schon etwas aufs Gemüt.
Ich würde mich freuen, wenn mir hier jemand ein paar gute "Tips" geben könnte.

Liebe grüße,

kathrin

Hallo Kathrin,

ganz einfach: Es gibt auch noch andere AG als nur die Big4 und UB!

Sagen wir mal so. Unterste Kante in Bezug auf Arbeitszeiten (aber auch Verdienst/Einstiegsgehalt) ist der oeffentliche Dienst. Da gehst du mit 39h./w. nach Hause. Da faellt puenklich der sprichwoertliche Bleistift und Du hast massig Zeit fuer alles was Du in Deiner Freizeit gerne machen willst. Ich war ein Jahr bei der BA und konnte meinen zeitintensiven Leistungssport super weiter machen. War fuer mich optimal und als Einstieg erstmal ok.

Wie manche Leute sich fuer Geld die Gesundheit ruinieren, begreife ich auch nicht. Zumal die tatsaechlich abgeleisteten Stunden die Realeinkommen sehr sehr realtivieren. Ihr habt doch alle BWL studiert und koennt bisschen rechnen. Warum machen Menschen sowas? Zumal man auch an die Folgekosten im Alter denken muss. Das geht doch nicht spurlos an einem vorbei. Wie viele haben mit 35 das erste Burnout-Syndrom und mit 45 den ersten Herzinfarkt. Mir waere es das nicht wert, nur weil ich dann einen Big4 im CV stehen haette....

Es ist ja nicht schlimm mal ein paar Ueberstunden zu machen - bei Bedarf. Jedoch regelmaessig 60-70h die Woche zu arbeiten, obwohl vertraglich oder tariflich nur 40h vorgesehen sind....ich verstehe die Leute nicht. Rechnet mal bitte eure Realeinkommen aus und schreibt euch ein paar Punkt auf, was euch im Leben wichtig ist. Ihr werdet schnell merken, dass euer AG euch ausnimmt. Physisch wie psychisch. Macht denen aber grade gar nix...stehen ja genug willige Absolventen schlange. Nicht umsonst wird ja von "Durchlauferhitzern" gesprochen...

Kathrin, ich denke die wenigsten von denen sind gluecklich mit ihrem Leben wenn sie ehrlich sind. Such Dir einen schoenen anderen AG...es gibt genug davon, auch in Deutschland!

LG, Andreas

Hallo Kathrin,

ich habe in meinem vorherigen Job (Einzelhandel) 70h gearbeitet und war auch total fertig und habe nach einem halben Jahr gekündigt. Bei meinem neuen Arbeitgeber sind es eher 65h (UB), aber ich fühle mich prima.

M.E. hängt es nur vom Spaß ab. Persönlich werde ich stark gefördert und der Umgang unter Kollegen könnte nicht besser sein. Da ich unter der Woche im Hotel wohne, habe ich auch keine Angst im Privatleben etwas zu verpassen. Am Wochenende wird dann immer alles doppelt nachgeholt :-)

Wichtig ist es also voll hinter Deinem Job zu stehen! Ich denke, dass Du ansonsten selbt bei 40h unglücklich wirst...

Viele Grüße,
B.

Aktiver Lebensstil und so, außerdem gesunde Ernährung .. :)

Also ich geh regelmäßig ins Fitnessstudio und da ist es mir auch egal ob ich bis 21h arbeite, fühl mich trotzdem super. Schau dir doch mal die die ganzen MDs bei Goldman Sachs an oder Partner bei Big4, einige sind sogar ehemalige Leistungssportler aber zumindest regelmäßiges Training gehört bei fast allen auf jeden Fall dazu. Wer sich halt nach Feierabend noch mit ungesundem Zeug vollstopft, zuhause vor dem TV versauert und aufgeht wie ein Hefekloß, der wird auch bald keine Power mehr für den Job haben.
Außerdem hast du eine viel zu negative Einstellung und evtl. fehlt dir auch etwas Selbstvertrauen. Du lässt dich ja schon von den Jobproblemen deiner Freunde runterziehen wie soll das dann erst werden wenn du selbst mal einen stressigen Tag hast?

Also zu den Tipps: Aktiver Lebenstil, Gesunde Ernährung, Selbstbewusstsein und generell eine optimistische Einstellung.

Die Leute bekommen nicht wegen der vielen Arbeitsstunden gesundheitliche Probleme, sondern weil sie die Arbeit als DRUCK empfinden und sich psychisch davon nicht lösen können. Oft ist es Druck im Job, der uns 1. lange arbeiten und 2. nicht zur gesundheitlichen Balance kommen lässt. Die langen Arbeitszeiten müssen aber nicht Ursache sein.

Darum für Dich: Wieviele Stunden Du pro Tag arbeiten wirst, hängt von Dir selbst ab und vor allem davon, ob Du an Deiner Arbeit Freude empfindest oder nicht. Wenn die Arbeit Spaß macht, müssen 60 Stunden pro Woche nicht automatisch Folter sein. Wenn Du allerdings dem DRUCK im Beruf nicht standhältst, wirst Du erstens lange arbeiten und zweitens immer noch nicht das Gefühl haben, genug getan zu haben -> gesundheitlicher Ruin.

Übrigens: Einige Exemplare in meinem Freundeskreis arbeiten bei großen Unternehmensberatungen, und von denen ist keiner krank, niedergeschlagen oder labil geworden. Alles ganz ausgereifte junge Menschen mit Freude an der Arbeit. Es GEHT also, wenn man es genießt.

Also mein Tipp für Dich: Bewirb dich einfach mal und mache Dir über die Arbeitszeiten keine Gedanken. Das haben schon sooo viele Menschen vor Dir überstanden, da wirst Du nicht dran scheitern. Besitzer von kleinen Läden müssen auch 60 Stunden pro Woche arbeiten, teils sogar länger. Die fallen auch nicht alle mit 40 tot um.

Wenn Du dann tatsächlich einen Vertrag in Händen hältst, DANN kannst Du ja nochmal mit Deinen Freunden sprechen, woran es bei denen denn gelegen hat.

P.S.: Du schreibst, es beschäftige Dich "schon eine ganze Weile". Weshalb willst Du so einen Job überhaupt machen, wenn in Deinem Freundeskreis abschreckende Beispiele sind?

hallo ? für lumpige 40 k Brutto 60 - 70 Stunden arbeiten ? das lohnt sich doch hinten und vorne nicht, es sei denn man wird dann schnell befördert.

Ich arbeite gern 70 H, aber dann muss auch die Kohle stimmen.

Den 40 k Brutto sind im Monat vieleicht 1800 netto. Wenn man nun dafür 60 - 70 h arbeitet, ergibt das einen Stundenlohn von gerade mal 7 Euro netto die Stunde.

Dafür reisse ich mir nicht den Allerwertesten auf.

das Problem ist dass viele hier mnach dem Studium in einer Traimwelt lebenaus der Sie spätestnes aufwachen wen die Probleme auftreten und die Gesundeit ruiniert ist.Wem mach ihr was vor? Den Kollegen? Schau mal ich kann bis 22pm bleiben und dann ins Fitnesstudio. Traurig...da hat es so manch einer in einem Elendsviertel in der 3 Wet besser

Hallo,

hier ist wieder Kathrin (hatte wegen Ostern nicht mehr im Thread nachgesehen). Also vielen herzlichen Dank für die interessanten und sehr lesenswerten Tips.
Die Meinungen gehen hier sehr deutlich auseinander - Andreas und der letzte Poster sehen das eher kritisch, andere Wie Dax Verkäufer betonen, dass es eine Einstellungssache ist und man auch viel Spaß haben kann, ohne dass es einen runterzieht. Ich denke, genau das ist der Schlüssel. Wenn ich feststelle, dass ich in dem Job wirklich voll aufgehe und die komplette Chemie stimmt, dann können die 60 Stunden tatsächlich "gefühlte 30 Stunden" sein. Ich will es auf jeden Fall wagen - es ist ja bald soweit, und ich schätze, ich werde längere Zeit hier im Forum bleiben - deshalb kann ich vielleicht bald mal einen subjektiven Erfahrungsbericht posten.

Nochmal kurz zur Frage, weshalb ich mich denn dafür interessiere, obwohl es in meinem Freundeskreis abschreckende Beispiele gibt. Naja, es ist sicherlich eine Form von Ehrgeiz - ich habe einfach Lust auf die Herausforderung. Ich bin nicht der Typ, der sein Handeln vom Reden anderer anleiten lässt. Nun ja, und abgesehen davon sieht es außerberuflich bei mir nicht so reichhaltig aus - zuhause sitze ich meist - sofern ich nicht lerne oder dergleichen - nur rum, und diese große Begeisterung für Sport, die ganze Computerspielerei oder ähnliches, die meine Freunde teilen, die habe ich einfach nicht. Wer weiß, ich habe schon mit 15 (bzw. 16) angefangen, regelmäßig zu arbeiten und hatte irgendwie wenig Zeit, großartig was neben Arbeit/Studium "anzufangen". Wenn man voll in den Job ansteigen will, ist das gar nicht so verkehrt. Oben hat zwar einer gepostet, dass er mit dem Job seinen Leistungssport wunderbar weiterführen konnte..aber ich kenne Leute, die machen das wirklich den ganzen Tag, die sitzen von früh bis abends auf dem Fahrrad oder ähnliches - und wenn die dann 8 oder mehr Stunden am Tag arbeiten müssen, ist das schon ein Einschnitt.

Naja, mal schauen...

liebe Gr.

Kathrin

Liebe Kathrin,
hast Du einen Freund? Falls nicht bist Du die geborene Karrierefrau nach der sich jedes Unternehmen die Finger lecken wird: das was Du als Herausforderung bezeichnest ist die moderne Form der Sklaverei und hat nichts mit eigenem Kopf zu tun.Ein Mitarbeiter der für ohne wenn und aber auf der Matte steht, ein Traum!

Liebe Kathrin,
mach den Job erstmal und dann sieh selbst.
Ich habe Wochen, da habe ich kein Prob mit 60-70 Stunden, aber es gibt eben auch andere Wochen. Und das der Job am Anfang nur Spaß macht, ist auch nicht selbstverständlich bzw. recht selten. Gerade bei einer UB muss man sich erstmal durchbeißen und Tränen sind sicherlich garantiert....

Hallo Kathrin,

Du schreibst, dass Du zu Hause nur "rumsitzt", für die Hobbies und Aktivitäten Deiner Freunde etc. nur wenig übrig hast - genau dies könnte meiner Meinung nach der Schlüssel sein, damit steht und fällt (klar neben gesundheitlichen Aspekten etc.) alles.
Normalerweise wettere ich immer gegen diese "fulltime-job-Lebenskonzeptionen" und sehe in 60h-Wochen nicht unbedingt Sinn und Ziel des Lebens. Dies ist jedoch subjektiver Ausdruck einer Lebenskonzeption (die bei mir nun mal ganz anders ist als bei Dir). Du erwähnt bspw. den Fahrradfahrer, der gern den ganzen Tag radelt und der darin seine Erfüllung findet: wenn Du genau so ein Typ wärst, der solche Interessen hat, dann würde ich Dir echt von solch einem Job abraten. Das bringt auf Dauer keine Punkte. Wenn Du allerdings der Meinung bist, "freie Zeit" bringe Dir keine Selbstverwirklichung und Du fühlst Dich eigentlich nur arbeitend/studierend wohl, dann könntest Du durchaus auch einen 60h+ Job als angenehm empfinden.

Meine Empfehlung: Probieren und Experimentieren kann nicht schaden - auf diese Weise lernt man sich auch selbst kennen. Nach ein paar Wochen bzw. Monaten in einem solchen potentiellen Job würde ich dann eine Art "Resümée-Rechnung" machen: Welche positiven Seiten hat das ganze? Was ist schlecht/negativ? Dabei sollte man sich nichts vormachen, sondern mit sich ehrlich sein. Und wenn die negativen Punkte überwiegen, dann sollte man den Mut haben (und ich glaube, dies ist der schwierigste Part), die Segel einzuziehen und aufzuhören.

Bei der Sache kann jedoch m.E. eine Gefahr entstehen: ich habe den Eindruck, dass viele, die solche Jobs anfangen, den eigenen materiellen Lebensstandard abrupt anpassen (Auto, Wohnung etc.). Da der Mensch ein Gewöhnungstier ist und nur ungern materielle "Rückschritte" hinnimmt, führt das ganze zu einer Art "lock-in-Mechanismus": die Nachteile eines Jobs können theoretisch die positiven Seiten weit überwiegen (Gesundheit, Zeitmanagement etc.) - dennoch kann oder will man nicht aufhören, weil der "materielle Abstieg" für die wenigsten akzeptabel ist. Deshalb meine zweite (und noch wichtigere) Empfehlung: Auch wenn Du von einem zum anderen Monat 2000 Euro mehr monatlich in der Tasche hast - lieber was aufs Sparkonto anstatt sofort das materielle Niveau anzuheben. Letzteres kannst Du dann in Ruhe machen, wenn Dir der Job endgültig gefällt und Du definitiv da weitermachen willst.