?Eine ehrenamtliche Tätigkeit (Verein) oder ein Hobby (Garten) sind damit meiner Meinung nach überhaupt nicht vergleichbar und die wenigsten werden BWL studiert haben, weil die leidenschaftlich für die Materie brennen.?
Ein sehr interessanter Aspekt und in der Generation der heute 20- bis 30jährigen wahrscheinlich zutreffend. Weshalb ist das so? Weil das BWL-Studium in den Jahren bis zur Wirtschaftskrise das war, was in den Jahrzehnten davor die Bankausbildung gewesen war. Eine sichere Grundlage, ?damit hast Du immer einen Job?, ?sicherer Arbeitsplatz?, ?die verdienen gut?. ?Onkel Otto hat BWL studiert und schau dir mal an, was für ein großes Haus der hat!? Wer nicht wusste, was er werden sollte, konnte immer noch BWL studieren und die Eltern waren zufrieden.
Aus Sicht der Generationen vor uns war diese Einordnung auch vollkommen korrekt. Es war ja tatsächlich so, dass man damit attraktive Berufe ausüben und gutes Geld verdienen konnte. Dass man dafür den Preis von vergleichsweise langen Arbeitstagen, hohem Reiseanteil, ?Face time?, mehr Schein als Sein, lästigen Excel-Auswertungen, philosophisch sinnbefreiter Tätigkeit und einem hohen Alpha-Tier-Anteil im Kollegenkreis zahlen muss, war für die Generationen vor uns irrelevant, denn man hatte an den Beruf nicht den Anspruch der inhaltlichen Glückseligkeit.
Also sind zigtausende GenY-Abiturienten dem Rat ihrer Eltern und Großeltern gefolgt und haben das BWL-Studium aufgenommen ? dabei vollkommen ignorierend, dass es offensichtlich nicht ihren persönlichen Vorstellungen von einem erfüllenden Beruf entspricht. Wieso hatten diese Menschen denn nicht den Mut, sich nach ihrer inneren Neigung zu richten? Weil Tischlerhandwerk, Raumausstattung, sozialer Hilfsdienst, Lateinlehrer, Tiefbauingenieur, Mathematiker, Modedesigner, Koch, Polizist, Verwaltungsbeamter oder Sozialarbeiter sich nicht so gut ?anhören? wie ?Unternehmensberater?, ?Investmentbanker? und ?Controller??
Ich habe Glück gehabt, dass meine eigene Berufswahl sich als gute und befriedigende Entscheidung herausgestellt hat. Das meine ich ganz ehrlich, denn ich wusste damals auch nicht, was damit auf mich zukommen würde. ?BWL? war für mich irgendwas mit Geld, Zahlen, Internationalität, Gestaltung, Unternehmen, komplizierten finanziellen und juristischen Fragestellungen und einem gewissen Habitus der Wirtschaftswelt.
Hier im Forum suchen immer noch viele Menschen nach beruflicher Orientierung, ohne dabei auf ihre inneren Präferenzen zu hören. Da werden Gehälter, Arbeitszeiten, Goodies, und der frühestmögliche Renteneintritt bei vollkommener Enthaltsamkeit gegeneinander abgewogen. Wer noch nicht in der Wirtschaft ist, will rein. Wer hingegen drin ist, ist entweder zufrieden oder will wieder raus. Wenn ich heute mit 18jährigen spreche, kann ich immer nur sagen: Überlegt euch das gut, wo Ihr hinwollt. Man muss einen Job nicht nur bekommen ,man muss ihn auch ausüben.
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