Also konkrete Expat Erfahrung habe ich, bin seit über nem Jahr in Tokio.
Bei uns kommen derartige Arrangements zum Glück nicht in Frage. Wohnkosten hin oder her, wir bekommen überall im Ausland repräsentative Wohnungen nach gehobenen europäischen Standard und natürlich alleine.
Aber auch wenn also die berufliche WG Erfahrung fehlt, hier einige Gedanken:
Erstens: je nach Standort kann ein echter, eigener und angenehmer Rückzugsort sehr wichtig sein. Hier in Tokio spielt sich recht wenig Leben draußen ab, außer es gibt einen Anlass. Aber wie in Südeuropa mal im Straßencafé Stundenlang rum hängen oder durch die Altstadt schlendern und hier und da mal auf ner Piazza ... eher nicht. Mit einer WG oder in ner hier typischen 20qm Wohnung hätte ich daher echte Probleme. Auch wenn ein Jahr ein überschaubarer Zeitraum ist (bei mir sind es drei bis vier Jahre).
Ich hab auch schon in Italien und Frankreich länger gelebt, da hätte ich weniger ein Problem damit.
Wenn es um Asien geht kommen dann auch so Sachen wie das Wetter dazu. In der Regenzeit hab ich gern einfach n ruhigen Ort. Wenn ich an Hongkong und chinesische oder indische Metropolen denke, die ich jetzt nur von Dienstreisen kenne, kommt das dortige Chaos, die Hektik, Lautstärke und die niedrige Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum dazu - all das trifft auf Tokio nun nicht zu - was ein weiterer Grund wäre, warum die Wohnung als Expat ein ganz wichtiger Punkt ist, wie ich denke.
Und zum Thema unbekannter Mitbewohner: ich hab auch schon Couchsurfing gemacht und früher in WGs gewohnt. Aber wenn man mit Arbeit befasst ist und evtl die Eingewöhnung in ne andere Kultur Aufmerksamkeit erfordert und der Aufbau eines Alltags, dann kann die zusätzliche Herausforderung der Anpassung an einen MB halt too much sein, auch wenn es für sich genommen eine lösbare Sache ist.
Was die Vorurteile angeht: Ja mei, Vorurteile stimmen nach meiner Erfahrung im Mittel und im Kern meistens. Daraus abgeleitete bedenken sind also durchaus nachvollziehbar finde ich - auch wenn das ansprechen solcher Dinge natürlich ein Tabu ist.
Letztendlich: wenn es für die angesprochenen paar Wochen wäre, dann würde ich mich dennoch drauf einlassen. Aber es müsste irgendwie kommuniziert werden, dass das eine Ausnahme ist.
Andere Frage: ich nehme an du wohnst im Ausland mietfrei. Ich wundere mich bei uns immer mal wieder darüber, dass das kein Geldwertes Vorteil ist, will aber auch niemanden darauf stoßen. Wie ist das bei dir? Und wenn es einer wäre, sollte er nicht niedriger sein, wenn du die Wohnung teilst?
Wenn dein sonstiges Expatpackage ähnlich gut ist wie bei mir.. im Zweifel, wenn es wirklich so schlimm ist wie du befürchtest: nimm dir halt für n Monat n Hotel oder AirBnB Wohnung und fertig. Was kost‘ die Welt.
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