WiWi Gast schrieb am 12.07.2022:
Angesichts deines ehrbaren Alters und der aktuellen Position würde ich (wäre ich in dieser Situation) mit diesem Vorwissen definitiv den Steuerberater machen. Mit diesem Titel hast du eine große Auswahl an Möglichkeiten und es ist auch total egal wie alt man ist. Mit allen anderen Titeln hast du zwar auch ein gutes Fachwissen aufgebaut aber du konkurrierst (auch) mit viel jüngeren Wirtschaftsjuristen oder Controllern.
Das deutsche Steuerrecht ist sehr anspruchsvoll und die Vorbereitung ist enorm. Viele Anwärter lernen für das Examen etwa ein Jahr die Theorie auswendig ohne wirklich den Zusammenhang zu verstehen. Das ist oft der Grund warum viele durch das Examen rasseln.
Wenn du schon einige Jahre in einer Steuerberaterkanzlei gearbeitet hast dann bist du mit praktischem Wissen vollgepumpt und wirst das Examen vermutlich schon mit dem dritten Tag bestehen, zumindest einen guten Grundstein legen. Dein Lernaufwand wird aus meiner Sicht viel weniger sein als bei Anderen + du hast für eine mögliche Selbstständigkeit schon Praxiswissen was andere nicht haben.
Dann bist du ggfs. 44 Jahre alt und Steuerberater und das ist aus meiner Sicht attraktiver (rein professionell gesehen auf dem Arbeitsmarkt ;) ) als mit 44 Jahre als Wirtschaftsjurist, Controller oder Bilanzbuchhalter gegen 20. jährige zu konkurrieren. Hier kommt vermutlich noch das PRoblem hinzu dass du weder Rechtswissenschaft noch BWL noch irgendwas in die Richtung bislang studiert hast und das auch noch vor dir hättest? (Meine Annahme). Wenn das so ist, dann ist das aus meiner Sicht absolut verschwendete Zeit in diesem Alter und mit deiner Erfahrung. Du kannst direkt das StB Examen angehen und das ist der höchste Titel im Steuerrecht! Alle anderen Titel sind nur Schmuck den man nicht braucht und vom StB-Titel definitiv übertrumpft werden. (Natürlich WP wäre darüber aber das lasse ich außen vor).
Daneben kommen natürlich Themen wie Versorgungswerk und andere Benefits ins Spiel (wobei du hier natürlich selbst prüfen musst oder dich beraten lassen musst inwiefern das Versorgungswerk in diesem Alter noch interessant ist; "Anwartschaftszeit").
Hier hatte jemand geschrieben dass der StB Titel das einzige ist was zählt, dazu sage ich:
Ja das kann ich so bestätigen! Ich selbst habe mal im ersten Leben zwei juristische Staatsexamen abgelegt und den Fachanwalt für Steuerrecht gemacht und in einer größeren Kanzlei gearbeitet. Das war alles auch in Ordnung und als Rechtsanwalt fühlt man sich auch sehr schlau aber irgendwann habe ich dann den Steuerberater draufgelegt und ziemlich schnell gemerkt dass ich bislang keine Ahnung von Steuern hatte.
Seitdem ich den StB Titel habe sind nicht nur meine steuerlichen Kenntnisse enorm gestiegen (durch die Vorbereitung) sondern auch der Marktwert. Headhunter melden sich dauernd und wollen einem Kanzleien zur Übernahme vermitteln. Als Fachanwalt für Steuerrecht war ich da bislang uninteressant, hätte das natürlich auch machen können.
Inzwischen bin ich auch in eine mittelständische und beratende Gesellschaft gegangen...
Also wie du siehst, der Steuerberater ist einfach absolut gefragt und wenn ich deinen Post lese dann kann ich mir gut vorstellen dass du die Voraussetzungen erfüllst und das Examen schaffst!
Danke für die ausführliche Antwort. Aber es gibt eigentlich zwei Punkte die ich beim Thema Steuerberater schwierig finde.
Zum einen kann ich nicht für 6 Wochen am Stück Urlaub machen ,um mich vorzubereiten. Und als StB könnte ich, da eine Selbstständigkeit für mich nicht das Ziel ist, nur als Syndikus zu arbeiten. Und hier bist du, dann der Empfänger aller steuerlichen Probleme, bist alleine, da mittelständisches Unternehmen.
Das was am StB sehr reizvoll ist, wäre dass man das Steuerrecht mal richtig durchdringt und natürlich ein enormes Wissen aufbaut.
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