Ich glaube bei dieser Diskussion muss man echt mal eine Grundsatz-Diskussion führen - zumal ich mich mit dem Thema Uni-Ranking, Beratung, Auswahl von Mitarbeitern etc sehr viel beschäftigt habe und es noch tue.
Also:
- "Uni Rankings"
Es gibt diverse Uni Rankings und das Allerwichtigste was man darüber wissen muss ist, dass
- a) keines davon auch nur annähernd objektiv ist und dass
- b) (viel wichtiger noch) diese Rankings immer nur auf ganz bestimmten Aspekten oder Kriterien beruhen, von denen in den allermeisten Fällen ihr als Studenten gar nichts habt, oder sogar nur Nachteile.
Welche Rankings gibt es?
- Ranking nach "Studenten Meinung" (also "wo fühlt ihr ich wohl"): Ist nett, ist aber auch nichtssagend weil der eine sich dort wohl fühlt wo er gute Noten hat, der andere dort wo es viele Parties gibt und kaum jemand hat je an mehr als einer Uni studiert
- Wissenschaftliche Rankings: Schauen zB auf die Anzahl der Veröffentlichungen. Zumeist eher kontraproduktiv für Studenten die mit drittklassigen Tutoren abgespeist werden, während die "namhaften" Profs nie zu sehen oder sprechen sind
- Reputation bei HR Abteilungen: ach ja... das ist eine reine "self-fullfulling prophecy". Wenn jährig 10,000 Leute an der Uni XYZ BWL abschließen, dann ist die Chance auch viel höher, dass diese in HR Positionen landen wo sie wiederum ihre alte Uni gut bewerten. Oder die HR'ler schauen auf die Rankings oben und ohne wirklich eine Ahnung zu haben plappern sie das nach, was dort geranked wurde
Am Ende des Tages sagt nichts davon irgendetwas darüber aus, wie gut die Lehre dort ist, oder ob ihr da mehr lernt als anderswo
- Relevanz und Qualität des Studiums an sich:
Ich bin der festen Überzeugung (und dafür habe ich viele Beispiel), dass vor allem bei Standardnormal-Studiengängen wie BWL, die Uni kaum eine Rolle spielt. Sorry, aber in der BWL wird seit Jahrzehnten das Gleiche gelehrt und der Auftrag einer Uni ist hier sowieso in wenigen Semestern GRUNDWISSEN zu vermitteln.
Buchführung ist Buchführung, Finanzierung ist Finanzierung, Marketing ist Marketing, Mathematik ist Mathematik, Statistik,... Denke die Inhalte (zumal in einem Grundstudium bzw. heute Bachelor) sind zu 90% Deckungsgleich. Ich habe sogar einzelne Beispiele wo mir Ingenieursstudenten der RWTH Aachen (oha...) gesagt haben, dass das anschließende Ingenieursstudium an meiner Feld- und Wiesen-Uni viel anspruchsvoller war.
Ich schlage vor: Lernst erst mal die Grundlagen bevor ihr darüber philosophiert welche Uni welches Renommee hat oder wie fancy es doch ist im bachelor "cases" zu lösen
- "Target-Unis"
Was glaubt ihr wohl, warum namhafte Firmen und Beratungen "Target-Unis" festlegen? Nicht weil sie denken, dass diese die wirklich besten Studenten hervorbringen. Es geht schlicht um eine Allokation der eingeschränkten HR-Marketing Budgets. Ergo, man kann nicht jährlich an 50 Hochschulkontaktmessen teilnehmen und Case Studies dort machen. Man beschränkt sich daher auf die, die relevante Studiengänge haben, und vor allem eine GROSSE Anzahl an Studenten. Als Feigenblatt der Qualität schielt man dann natürlich auch auf besagte Rankings, weil es ja auch cool ist, wenn möglichst viele Berater hinterher "WHU" oder LMU im CV stehen haben (interessiert die Kunden übrigens NULL - trägt aber wiederum zu ewigen Bildungs-Lügen-Kreislauf bei)
All das oben wird übrigens noch viel schlimmer, wenn es um die namhaften MBA Programme geht. Da knöpfen euch entsprechende Institute 100,000 EUR ab für fadenscheinige Programme, in denen auf hochtrabendem Niveau BWL Basics mit Cases verknüpft werden, und das alles mit dem Argument, dass wer einen zB Kellogg MBA hat, nun nachweisslich zu den Eliten der Eliten gehört. Nur ist es eigentlich umgekehrt. Leute die als Top Führungskräfte ausgesucht sind, werden auf Firmenkosten noch Alibi-mäßig dorthin geschickt damit man auch als gelernter Ingenieur noch etwas BWL abbekommt, bevor man die CEO Position übernimmt. Die Business School liefert für viel Geld den Titel und etwas networking, der auserkohrene Top Manager liefert anschließend der Business School eine tolle Referenz. Self fulfilling prophecy par excellence
Die Beratungen (wie alle namhaften Unternehmen) haben nur ein Problem: Schnellstmögliche automatisierte Filterung der BEwerber, ergo wird ein Notenschnitt gebildet. Thats it.
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