Lounge Gast schrieb:
zu 1.
Das steht JAHRGANG. Ihre Ausführungen sind inhaltlich damit
völlig ohne Bezug zum Thema. Ihre Zahlen haben sie wohl
erfunden, denn Sie finden diese Quoten ohne Probleme bei
Wikipedia. Dort werden Sie exakt die angegebenen Zahlen
finden: 15% für die 70er und knapp 50% für 2010. Dabei sind
inhaltlich nicht einmal die Personen berechtigt, die z.B. als
Meister studieren dürfen oder über VWA, IHK oder sonst eine
Einrichtung noch einen Bachelor draufsetzen. Ihre Aussagen
sind daher wenig fundiert.
OK, wenn sie mit Jahrgang den kompletten Geburtsjahrgang meinen, dann haben sie natürlich recht. Ich habe Jahrgang als "Abiturjahrgang" interpretiert. Dass es immer mehr Studenten gibt, habe ich ja auch nicht bestritten. Aber wenn heute ca. 50 % aller 18-20 jährigen in Deutschland heute studieren können, dürfen und wollen, dann ist das zunächst eine uneingeschränkt positive Entwicklung.
zu 2
Sie behaupten also, dass die Angaben falsch wären, aber wo
sind denn Ihre Angaben? Mein lieber, ich arbeite in der
Personalabteilung eines großen Unternehmens und habe durchaus
Beziehungen zu den Kollen und kann diese Entwicklung nur als
richtig darstellen. Worauf beruhen Ihre Angaben denn? Auf
bloßes "Meinen", weil es nicht so sein darf, wie es
ist? ;)
Ich weiß nicht in welchem Unternehmen Sie tätig sind. Aber ich gehe mal davon aus, dass Sie den Absolventen das zahlen, was sie hier als Standard für den Einstieg verkaufen wollen, 2500 ? p.m. und weniger. Bei ihnen bewerben sich doch dann selbstverständlich keine gut ausgebildeten Master. Bachelor auch nur diejenigen, die mit ihrem 3,x Abschluss keine andere Perspektive haben. Da entsteht zugegebenermaßen schnell der subjektive Eindruck, der Markt bestehe nur aus schlecht ausgebildeten Bachelors. Ich persönlich kenne keinen meiner ehemaligen Studienfreunde, die sich auf Stellen mit einem derartigen Gehalt überhaupt beworben haben. Wir sind alle nicht arbeitslos geblieben. Die Zeiten sind in der tat rauer geworden, aber nicht für GUTE Absolventen (2,5 ist immer noch gut). Aktuelle Durschnittgehälter finden sie mit weiteren Nachweisen u.a. hier:
www.gehaltsreporter.de/absolventengehaelter
www.kienbaum.de/Portaldata/3/Resources/documents/downloadcenter/vortraege/Vortrag_Christian_Naeser_Absolventenkongress_2012.pdf
Das was die Studien aussagen ist immer eindeutig und doch nicht nur Propaganda der großen Unternehmen.
zu 3.
Aus der Reaktion schließe ich, dass Sie gerade auf
"Bachelor" studieren und sich von diesem
"Sparstudium" wohl die Welt versprechen. Trotzdem
bleibt die Aussage richtig und sobald Sie Ihr Studium
abgeschlossen haben, wünsche ich Ihnen, dass Sie nicht zu den
80% gehören, die diese Erfahrung machen werden.
Nein.
Sie schrieben:
"3. Perspektive
Die "Bachelors" werden die neuen "Sachbearbeiter auf Realschulniveau". Durch die großartigen Reformen hat bald jeder einen "Titel", ohne, dass dahinter aber die Substanz früherer Jahre steckt."
Was ist denn bitte die "Substanz früherer Jahre"? Ich nehme an, sie wollen sagen, dass das gute alte Diplom besser sei als BA/MA heute. Studiendauerbedingt haben BA natürlich weniger gelernt als Dipl. und MA. Dennoch sind BA für Unternehmen wertvolle Absolventen. Übrigends unser Unternehmen zahlt BA dasgleiche Einstiegsgehalt wie MA. Denn, BA, MA und auch Diplomer können nach dem Studium erstmal nix. Es gibt BA, die performen nach ihrem Abschluss besser als viele! Diplomer und MA bei gleichen Anforderungen im Unternehmen.
"Wir erleben gerade eine Art "Umverteilung": Genügte früher für eine Lehrstelle ein Hauptschulabschluß, muss es heute mindestens Realschule sein. In die Bank mit Realschule? Aber nur, wenn es keien Abiturienten gibt."
Da gebe ich ihnen nur teilweise recht. Das ist aber ein ganz anderes Thema. Dass so manches Unternehmen meint, als Bäckerlehrlinge nur Realschüler nehmen zu müssen ist leider weit verbreitet. Viel zu viele Unternehmen wollen nicht mehr ausbilden, sondern fertige Mitarbeiter. Das geht aber insb. zu Lasten der Hauptschüler. Realschüler haben nur bedingt mit Abiturienten zu kämpfen, denn bspw. Banken nehmen sehr wohl auch Realschüler. Mittlerweile sind insb. kleinere Unternehmen sehr vorsichtig mit Abiturienten, denn diese gehen nach der Ausbildung dann doch lieber studieren und machen eine extrem teure Investition des UN zunichte. Wer ausbildet möchte regelmäßig auch behalten. Aber das alles ist eine Debatte um die Ausbildungssituation in Deutschland. Die ist zu trennen von der Studentenniveaudebatte.
"Kurz gesagt werden Abschlüße gerade neu definiert und entwertet. Der Bachelor ist letztendlich nicht viel mehr als ein "Grundstudium" oder ein "Berufsqualifizierungsprogramm" und deren Absolventen werden über kurz oder lang den normalen Sachbearbeitern mit Lehre, in den großen Firmen, die Jobs wegnehmen. Diese Jobverlierer verdrängen wiederum andere und am Ende der Kette stehen dann Menschen, die sich wundern, warum ihre Bildungsleistung so viel weniger wert ist als noch vor 20 Jahren.""
Abschlüsse unterliegen schon immer einem permanenten Wandel und das wird sich auch in Zukunft fortsetzen. Es ist aber falsch zu sagen, dass diese abgewertet werden. Das Argument "Das Abi ist heute nicht mehr das was es mal war" besteht übrigends schon seit über 100 Jahren. Wenn es stimmt, dann dürften das Abitur von vor 50/60 Jahren nur die Intelligenzbestien mit IQ 140+ von heute schaffen. Wer heute die Hochschulreife erlangt ist genauso reif für die Hochschule wie derjenige der sie 1960 erlangte, es zu seiner Zeit war.
Ich betreibe keine Propaganda für irgendein Unternehmen. Aber ich höre sehr häufig die Argumente dieser "Früher war alles besser Leute" und von wirtschaftlich nicht sonderlich erfolgreichen Unternehmern, man könne als Absolvent froh sein, überhaupt einen Job zu bekommen.
Also an alle guten Absolventen: Tretet selbstbewusst als gleichrangiger Vertragspartner auf, der ihr auch seid. Verlangt das was ihr wert seid, ihr bekommt es, wenn ihr es wert seid. Unternehmen, die weniger zahlen sind meist wirtschaftlich angeschlagen, brauchen aber trotzdem Leute. Macht einen großen Bogen um solche Unternehmen.
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