Auch wenn ich einiges an Bitterkeit in deinem Beitrag lese, hier meine sachliche Antwort.
1) Wenn du Allianzler bist, weißt du, dass a) nicht über Gehälter geredet und b) ständig an den Stellen und Einstufungen nach unten gedreht wird. Was vor ein paar Jährchen mal war, gilt heute nicht mehr. Auch der Tarifvertrag ist Schall und Rauch. Das Unternehmen stuft eine Stelle ein und wenn es weniger zahlen will, wird die Stelle umbenannt und neu eingestuft. Warst du 2011, 2013, 2016, 2019 noch nicht an Bord und kennst du das Spiel nicht?
Mein Arbeitsvertrag enthält keinen Passus, dass ich nicht über mein Gehalt sprechen darf (eine solche Klausel wäre m.W. in den allermeisten Fällen sowieso ungültig) und mit guten Kollegen tauscht man sich hin und wieder mal zu solchen Themen aus.
Da ich 2013 erst eingestiegen bin, war ich 2011 in der Tat noch nicht dabei. Die anderen Umstrukturierungen habe ich mitbekommen. Diese waren Schwerpunktmäßig in den Betriebsgebieten, also nicht die Ecke wo Aktuare und Co. arbeiten. Bei Aktuaren kommst du um eine Einstufung TG VI und höher eigentlich nicht herum.
2) Ein Allianzer der heute mit 4,5 einsteigt, hat alleine über ca. 2% Tarif-Steigerungen in 20 Jahren mal locker 100k brutto. Rechne doch nach. Als kleiner Sachbearbeter ohne Führungsverantwortung. Stelle dir mal vor, der bekommt eine Gehaltserhöhung. Bei der Allianz laufen demnach nur potentielle Millionäre rum. Du weißt aber, dass das nicht so ist, wenn du da bist, oder?
Ja, ich habe nachgerechnet und mit einer Tarifsteigerung von 2% pro Jahr kommt man bei Einstieg mit 4500 / Monat und angenommenen 13,8 Monatsgehältern in 20 Jahren nicht auf 100.000 Brutto: 4500 * (1.02)^20 *13,8 = 92.277
Seit 2013 lag die durchschnittliche Tarifsteigerung leicht unter 2%, und wenn ich mir das wahrscheinliche Zins- und Inflationsniveau anschaue, dann wird sich künftig wohl auch erstmal nicht signifikant etwas daran ändern.
Vielleicht sollten wir den Begriff "Sachbearbeiter" auch noch etwas eingrenzen. Formal bist du als Aktuar auch ein Sachbearbeiter, wenn du keine Führungsverantwortung hast. Das ist aber etwas ganz anderes als ein Sachbearbeiter im Betrieb, sowohl vom Ausbildungsprofil als auch vom Anforderungsprofil. In der Vetrags- und Schadenbearbeitung wird m.W. deutlich weniger gezahlt. Vielleicht bist du ja in dieser Ecke tätig.
3) Die Personalkosten des Innendienstes kann man über die Bilanz erfahren. Der Schnitt ist ganz weit weg von deinen 4,5 brutto zum Einstieg.
Ich habe nicht behauptet, dass jeder zum Einstieg 4500 / Monat bekommt. Die Frage war klar gestellt nach einem Einstieg im Aktuariat. Und da ist ein solcher Einstieg möglich (aber nicht garantiert). Gute Aktuare kosten nunmal Geld, dazu kann ich auch aus der letzten Gehaltsstudie (Stand Ende 2014) der dt. Aktuarvereinigung zitieren. Der Median des Gesamtgehalts liegt für 15-20 Jahre Berufserfahrung bei 97.000 Euro.
4) Bei Allianz & Co. ist es völlig normal, dass zwei Sachbearbeiter das gleiche machen, aber der, der 2000 eingesteigen ist doppelt so viel verdient, wie der, der 2010 gekommen ist, der wiederum 25% mehr verdient, als der, der jetzt einstiegen würde. Denke mal an die Veränderngen bei der BAV. Wie viel hättest du vor 2013 gehabt? Wie viel bis 2018? Viel viel heute als AG-Zuschuss?
Den Punkt zur bAV gebe ich dir. Die ist signifikant schlechter geworden über die Jahre. Die Differenzen im Gehalt sehe mehr bei der Frage woher man kommt, als wann man kommt. Wenn man mit z.B. 5 Jahren BE von außerhalb zur Allianz kommt, verdient man idR mehr als jemand, der seine gesamten 5 Jahre BE bei der Allianz war.
5) Nach deiner Rechnung verdienen die Alt-Allianzer alle so 100 - 200k brutto. Echt jetzt? Bei dem Unternehmen, dass sich radikal gegen jedes Gespräch für eine Gehaltserhöhung wehrt? Hast du immer die Sonderchefs gehabt?
Nein, nicht alle. Siehe meine Antwort zu 3. Es geht hier um Aktuare und Co. Und ja, ich habe gute Chefs, die viel fordern (bei uns macht keiner nur die 38h), sich aber auch für die Bezahlung einsetzen. Überstunden werden bei uns auf Wunsch bis zum Maximum von 160 ausgezahlt (interessanterweise wollen viele aber nicht das GGeld, sondern die Freizeit).
Außerdem wird es nach der letzten Altersstufe und der evtl. Beförderung zum LHB sehr dünn was Gehaltserhöhungen angeht. Da bekommen quasi nur noch die Leistungsträger hin und wieder was on top zum Tarif.
6)Das Tausende Mitarbeiter "entfernt" werden, weißt du aber. Warum verzichtet man auf berufserfahrene Top-Kräfte? Weil sie so teuer sind! Und was macht man? Man holt sich genauso teure Leute rein, die noch nichts können. Passt überhaupt nicht zur Digitalisierungsstrategie des Ladens.
Ja, es wird verschlankt und das ist auch richtig und wichtig. Bei uns wird nicht abgebaut, dafür kommen ohne neue Personal Aufgaben on top, ist de facto also kein Unterschied.
WiWi Gast schrieb am 14.04.2020:
Ich weiß nicht in welchem Bereich bei der Allianz du arbeitest, aber 4500 / Monat für den Einstieg als Aktuar sind Phantasiegehalt. Bei meinem Einstieg vor 7 Jahren bei der AZD habe ich 4000 / Monat bekommen.; 3684 Tarifgehalt (TG VII/10) und den Rest als übertarifliche Zulage.
Ab 1.4.20 gibt es gemäß aktuellem Gehaltstarifvertrag (https://www.agv-vers.de/tarifpolitik/tarifvertraege.html) 4197 für TG VII/10, d.h. bei Einstieg heute mit gleicher ÜT Zulage bist du bei 4500.
100k nach 20 Jahren für einen Sachbearbeiter* sind möglich, setzt aber entsprechend auch Leitung und Kompetenz voraus. Denn nach TG VIII/14 geht es gehaltstechnisch deutlicher zäher voran und man muss schon zu den Leitungsträgern gehören, um regelmäßig mehr als die normale tarifliche Steigerung zu bekommen. Die 100k sind also beleibe kein Selbstläufer für für Aktuare.
- Damit sind nicht die Sachbearbeiter im Betrieb (z.B. Schaden- oder Vertragsbearbeitung) gemeint. Da gibt es deutlich weniger Gehalt (höher als TG V ist dort vermutlich schwierig).
WiWi Gast schrieb am 14.04.2020:
4,5 k zum Berufseinstieg bei der Allianz gibt es außer der Eliteprogramme wie Vorstand-Assitenz einfach nicht. Das sind reine Phantasiezahlen. Wir wollen außerdem massiv Personal abbauen und da werfen wir die alten, teuren raus, damit wir dann junge genauso teure ohne BE reinholen? Ernsthaft? Nach 20 Jahren wäre der bei 100k im Jahr für letztendlich eine Sachbearbeiterstelle. Dann hätte die Allianz praktisch nur solche Leute. Was wären das für Personalkosten? Weltfremd! Ein Allianzer
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