WiWi Gast schrieb am 17.05.2024:
Das beschreibt es ganz gut. Leider. Höher Gebildete und vor allem Frauen verlassen dann den Osten.
Das war mal so. Kurz nach der Wende und und Anfang der 2000er Jahre (damals war die AL-Quote in Deutschland bei 13% und in Ostdeutschland bei 21% und die Hartz-Gesetze kamen).
Seit 2017 ziehen mehr Menschen von West nach Ost als umgekehrt, siehe Statista: "Mehr Umzüge von West nach Ost als umgekehrt" (Basis: Statistisches Bundesamt). Vor allem Städte wie Berlin, Leipzig und Dresden übertreffen im Wachstum vergleichbar große Städte in Westdeutschland bei weitem. Leipzig war in den letzten Jahren die relativ am schnellsten wachsende Stadt und Berlin die absolut am schnellsten wachsende.
Auch Dresden ist von 478k auf 572k angewachsen und wird durch die TSMC-Ansiedlung voraussichtlich auf deutlich über 600k weiterwachsen (es sollen lt. Oberbürgermeister Hilbert alleine in den nächsten Jahren nur im Dresdner Norden ca. 25.000 neue Jobs durch Zulieferer & Co. entstehen; dazu sicher noch mal in gleicher Höhe Jobs für alle Services drumherum für diese neuen Familien von Kindergarten und Schule über Autowerkstätten, Supermärkte usw... - also der klassische Trickle-Down-Effekt).
Da auch in Dresden diese immense Nachfrage nach Wohnraum für TSMC-Mitarbeiter (d.h. selbst ein einfacher Mitarbeiter in der Produktion im Schichtbetrieb bekommt hier locker 3,5k-4k netto - die wollen dann nicht in den Plattenbau ziehen), wird jetzt im Umkreis von 30 Kilometern gesucht. Und deswegen kostet selbst in Pirna mit ca. 35-40 Minuten Arbeitsweg bis zu TSMC bei freier Fahrt (also bspw. vor der Frühschicht 6 Uhr) ein kleines EFH 700k. In Dresden selbst wurde bspw. vor kurzem ein normales EFH für 1,65 Mio. Euro verkauft (ja, in der Stadt - Nein, ganz normal 2 Kinderzimmer, Arbeitszimmer, Wohnzimmer; recht großes Grundstück aber keine Chance dort noch mehr hinzubauen aufgrund Bebauungsplan, kein besonderer Ausblick oder ähnliches).
Also, vielleicht ein Tipp für interessierte Immobilien-Investoren. Aufgrund der Knappheit durch den starken Zuzug in den nächsten Jahren ist hier mit weiter steigenden Preisen zu rechnen. Gerade bei Vermietung ist natürlich immer die Gefahr, dass die Politik da regelnd eingreift, wobei selbst Genossenschaftswohnungen im Neubau für 15 Euro (mit "Bewerbung" darauf) und Wohnungen am freien Markt (Neubau) für tlw. 17-18 Euro angeboten werden. Ganz klar, das sind noch lange nicht Verhältnisse wie in Düsseldorf, Frankfurt oder Stuttgart - aber der Anstieg ist extrem (vor 10 Jahren wurde Neubau hier noch für 9,50 Euro je Quadratmeter angeboten, mittlerweile sind die Angebotsmieten für den Bestand selbst in schlechten Lagen bei 11-12 Euro - Ausnahme und billig sind die Plattenbauten oder Wohnungen z.B. direkt an großen Hauptstraßen).
Die Arbeitslosenquote in Dresden ist übrigens 6,5%, auf exakt gleichem Niveau wie Frankfurt und bspw. niedriger als in Düsseldorf (7,8%), Hannover (7,7%), Hamburg (8,0%) oder Köln (8,9%). Die zusätzlichen qualifizierten 25.000 Jobs + Trickle-Down müssen also tatsächlich durch Zuzüge realisiert werden und nicht durch die Aktivierung von Arbeitslosen (jedenfalls ist weniger Potenzial dafür im Vergleich zu Städten wie Düsseldorf, Hannover, Hamburg oder Köln). Es braucht also tatsächlich massiv viele neue Wohnungen, sowohl in Dresden selbst, aber auch im Umkreis von 30 Kilometern (lt. Presse wird aktiv nach jedem Gebiet in diesem Umkreis gesucht, welches auf irgend eine Art und Weise mit Wohnraum bebaut werden kann).
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