WiWi Gast schrieb am 11.05.2022:
Es ist eigentlich nicht böse gemeint, aber freue mich tatsächlich über jeden, der in den kommenden Jahren in finanzielle Schwierigkeiten gerät, weil er seine Anschlussfinanzierung nicht bedienen kann. Wer in einer Niedrigzinsphase nur 10 Jahre Zinsbindung abschließt, dem sollte eigentlich per Gesetzt ein Hauskauf verboten werden. Thema finanzielle Bildung halt. Oder Gier frist Hirn.
Dito - wir haben vor Kurzem eine Immobilie in Ostbelgien (Deutsche Gemeinschaft) zur Eigennutzung finanziert über eine belgische Bank. So Ninja-Finanzierungen mit 5/10-Jahre Zinsbindung und 110% Finanzierung gibt es dort nicht. Nebenkosten extrem hoch (ca. 15 - 20%), Erbschaftssteuer 30% wenn es an die eigenen Kinder geht, jede Hypothek muss(!) nach 30 Jahren getilgt sein per Gesetz.
Was ist die Folge? Halbwegs gepflegte Immobilien zu gescheiten Preisen, da eben nicht jeder Erbe die alte Ranzbude von Oma als "Betongold" verschimmeln lässt. Wir sind monatelang Nachbarschaften abgefahren und haben nach leerstehenden Häusern und Baulücken gesucht, mit diversen Eigentümern gesprochen. Immer war die Antwort, dass man Immo/Grundstück X nicht braucht, aber auch keine Verwendung für das Geld hätte - daher verkaufe man nicht.
Nun haben wir trotz fast 3% Zins eine monatliche Rate von ca. 1200€ - das kann ich aktuell als Alleinverdiener gut stemmen und meine Frau kann sich auf unsere zwei kleinen Kinder konzentrieren. Später befüttern wir mit ihrem Einkommen wieder das Depot oder lösen den Kredit ab. Für eine vergleichbare Miet-Immobilie müssten wir ca. 1000€ Kaltmiete hier in der Region einplanen. Die meisten Banken akzeptieren nur eine monatliche Rate von 1/3 Haushaltsnetto, 50% sind Maximum per Gesetz. Die Beleihung darf maximal bei 90% liegen. Das heißt unter 100k EK geht da quasi nichts - und die Löhne und Belastungen (Versicherungen, Steuern, Energie) sind vergleichbar mit Deutschland.
Das schmeißt die #Yolo-Fraktion unter den Millenials die aus mangelhafter finanzieller Bildung nicht in der Lage sind gescheites EK anzusparen direkt aus dem Markt. Was wir im Bekanntenkreis die letzten Jahre so erlebt haben lässt einen oft kopfschüttelnd zurück. Da wird über 100k für ein 500m² Grundstück geheult und wie hoch doch die Preise sind, haben aber mit 30 Jahren noch keine 20k als Rücklagen angespart. Handwerklich völlig unbegabt, gebaut werden darf nur Schlüsselfertig - aber die Handwerker sind ja so teuer. Und schick muss es sein, man ist ja nicht irgendwer...
Wenn unser "neues" Haus nun 20% an Wert verliert, dann soll es so sein. Durch die hohen NK fällt die Spekulation sowieso weg. Wer spekulieren will soll in den Aktien- oder Kryptomarkt, da gibt es gerade nette Einstiegsmöglichkeiten.
Die Korrektur die jetzt kommt ist längst überfällig - die Party ist zu Ende. Am Ende werden wir einen gesünderen Markt haben und wieder ein akzeptables Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Eine faire Preisbildung wird wieder möglich sein und diverse Hässlichkeiten die sich am deutschen Immobilienmarkt gebildet haben (mehreren Leuten zusagen, Notartermine platzen lassen, Geldkoffer bei der Erstbesichtigung, Kaufen unter Zeitdruck, undurchsichtige Bieterverfahren, etc.) werden der Vergangenheit angehören.
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