WiWi Gast schrieb am 13.08.2023:
Statt über meine Sozialkompetenz zu mutmaßen, könntest Du es ja mal mit Argumenten versuchen. In allen Gehaltsstatistiken schneidet der Mathemtiker/ Physiker durschschnittlich ab. Alle Statistiken sind sich einig, dass Mathe -und Physikabsolventen zu 80% Fachfremd arbeiten. Ergo nichts adequat bezahltes in ihrem Bereich finden.
Und zu Deinen Datastellen, wo der Mathematiker mitgezählt wird: Was soll einem das sagen? Viele "Datastellen" sind eigentlich Dataengineering stellen, auf denen ein Informatiker deutlich besser passen würde. Zudem ist die Tätigkeit oft ziemlich monoton und die Bezahlung eher durchschnittlich. Richtige Datasciencejobs mit guter Bezahlung und Forschungsanspruch, wo auch publiziert wird findet man in Deutschland kaum bis garnicht.
Und was bedeutet "etwas reißen" für dich? Ich hab ja gesagt, dass man mit Mathe und einigen Programmierskills fast sicher nicht am Hungertuch nagen muss. 50 - 100k ist vermutlich die Range in der fast alle Mathematiker früher oder später (je nach Berufserfahrung, Firmengröße, Ort, Noten usw) landen.
Das ist ein solides Gehalt, aber für den Aufwand einfach nichts besonderes. Das erreichen andere Studiengänge auch locker. Ein Bachelor in Wirtschaftsinformatik von einer FH hat beispielsweise einen niedrigeren Anspruch aber ich würde behaupten die Gehaltsperspektiven sind absolut vergleichbar. Und man arbeitet in einem Job für den man auch ausgebildet wurde.
Take it easy :) Da gehen die Sichtweisen einfach auseinander.
,,Und man arbeitet in einem Job für den man auch ausgebildet wurde"
Muss man das? Ich arbeite im technischen Bereich als Statistiker. Vom technischen Bereich habe ich immer noch herzlich wenig Ahnung. Aber Statistik bleibt Statistik und findet ihre Anwendung überall. Von mir aus nenne es eben Data Science oder -Analysis.
Ob man fachfremd Arbeitet oder nicht... naja wenn dich das so stört oder du dies als Nachteil siehst (im MINT Kontext) ... Wayne. Konkret auf Statistik bezogen ist jeder Anwendungsbereich "fachfremd", bis auf die einschlägige Wissenschaft an sich. Meiner bescheidenen Wenigkeit zufolge, besteht der Arbeitsaltag sowieo mind. 50% pro Tag aus Meetings, Planung und zwischendurch mal ein paar Zeilen Code schreiben. Wenn der Schuh brennt sieht das dann natürlich anders aus, aber dafür setzt die Vertrauensarbeitszeit dann ein, die du als promovierter Mathematiker bestimmt auch hast.
,,zu Deinen Datastellen, wo der Mathematiker mitgezählt wird: Was soll einem das sagen? Viele "Datastellen" sind eigentlich Dataengineering stelle..."
Der Punkt ist gut, es gibt tatsächlich viele Data Engenieering Stellen. Die sind aber oft auch für Dritte offen wie Bindestrich-Informatiker (keine Abwertung an der Stelle) oder Mathematiker, Statistiker. Je nach IT und Informatiklevel natürlich unterschiedlich; die Begriffe sind sowieso noch sehr schwammig von Unternehmen zu Unternehmen. Data Science kann vom SPSS-WiWi bis hin zum promovierten Mathematiker gehen in der Entwicklung und Forschung gehen. Wird aber i.d.R. expliziert in den Anforderungen angegeben.
Der Punkt mit ,,richtige" Data Science Jobs: Da kann ich nur ganz direkt antworten: Setz die Rosa-rote Brille ab. Die Arbeitswelt ist komplex und selbst in der Entwicklung oder der univers. Forschung musst du deine "nicht anspruchsvolle Arbeit" erledigen. Das ist einfach daily Business und für viele ein Dorn im Auge.
Und da kommt auch der Punkt, wo ich bei deiner Wortwahl etwas schmunzeln muss und auch etwas am zweifeln bin. 60k Bruttojahresgehalt nennst du ,,solide". Wenn du es von Zuhause aus so vermittelt bekommen hast oder die Peergroup im Studium sich zu einer Bubble entwickelt hat, dann verstehe ich die Aussagen bzw. weiß wo sie herkommen. Aber mit 60k bis 70k Einstiegsgehalt nagst du nicht nur nicht am Hungertuch, sondern hast am Ende des Monats auch noch Puffer für Notfälle, Anlagen etc. Das ist weder selbstverständlich noch respektvoll ggü. 85% (ich recherchiere die Zahl jetzt nicht) der Menschen in DE die deutlich unter diesem Gehalt liegen.
Kurzum: deine Vorstellungen vom Gehalt halte ich, mit Verlaub, für eine Aussage eines 2.Semestlers ohne vorherige Berufsausbildung oder Arbeitserfahrung. Mich wundert es nicht, wenn hier viele junge Menschen blind mit solchen Aussagen liebäugeln und sich solch einen Habitus aufbauen und später dann Enttäuscht sind. Damit ist nicht gemeint, dass man Ziele hat und diese auch erreichen möchte, e.g. höheres Gehalt u.W.
Aber die Vorstellung von >100k fix ohne Personal- oder Entwicklungsverantwortung ist sehr ambitioniert (in DEU).
70k ist nicht "solide" sondern weit über dem Durchschnitt. Jeder will mehr verdienen das ist klar, aber so sieht nunmal die Lebensqualität auch ein Stück weit aus.
Der Aufwand ist kein valides Argument. Wenn einem Mathe liegt und Spaß an logischer Problemlösung hat, dann so what? MINT Studiengänge sind nunmal anspruchsvoller und zeitintensiver. Sei doch mal stolz drauf dass du gut in Mathe abgeschlossen hast. Man lernt im Studium dadurch auch Disziplin und Zeitmanagement ganz neu kennen; also lohnt sich solch ein Studium schonmal bzgl. der Lebenserfahrung. Wenn ein Soziologe oder Politologe dann am Ende mehr verdient, muss ich mich eben besser verkaufen als derartige Konsorten, wo wir wieder bei der eigenen Rolle und Verantwortung wären (das meinte ich mit etwas reißen).
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