Studie-Internet-Telefonie: Die Voice over IP-Lawine rollt an
VoIP-Technik besitzt Potenzial für den Massenmarkt - 30 Prozent der Kunden würden wechseln - Traditionelle Telefongesellschaften sind die Gewinner
Sprachqualität ist Grundvoraussetzung
Es kommt auf die Basics an: Beim derzeitigen Qualitätsniveau würden lediglich zwei Prozent der Verbraucher VoIP-Angebote nutzen. »Die Mehrheit der Befragten akzeptiert keine abgebrochenen Telefonate, schlechte Sprachqualität und Verzögerungen bei der Übertragung, wie sie heute bei VoIP-Angeboten noch an der Tagesordnung sind«, sagt Klaus von den Hoff, Telekommunikationsexperte bei Mercer. Auch ein noch so preisgünstiges VoIP-Angebot würde nur wenig Erfolg haben: Die Studie zeigt, dass selbst kostenlose Telefonate im eigenen Netz - so genannte On-net-Calls - unter diesen Bedingungen nicht attraktiv sind. Sobald die VoIP-Qualität dem Niveau der heutigen Telefonie entspricht, bricht der Damm: Fast 30 Prozent der Kunden würden ein VoIP-Angebot annehmen, 20 Prozent sogar ihren Festnetzanschluss kündigen. Damit steht die Internet-Telefonie fraglos vor dem Durchbruch zum Massengeschäft, da Qualitätseinschränkungen nach Ansicht der Mercer-Experten in kürzester Zeit überwunden sein werden.
Neueinsteiger haben wenig Chancen
Wird es dann zu einer Erosion bei den Festnetzteilnehmern kommen, wie derzeit von den traditionellen Telekom-Konzernen befürchtet? Zumindest in diesem Punkt geben die Mercer-Berater Entwarnung: Der Markt für niedrigpreisige Internet-Telefonie wird von den klassischen Playern dominiert werden und nicht von Neueinsteigern wie Skype oder Vonage, die heute vorne liegen. »Etablierte Anbieter haben enorme Vorteile,« so Klaus von den Hoff, »für Neueinsteiger ohne Kundenbasis ist das Spiel nicht zu gewinnen, zu wichtig sind Faktoren wie Vertrauen und Zuverlässigkeit.«
Trotz Kostenreduktion durch Umstellung auf VoIP-Technik wird die Internet-Telefonie tiefe Spuren in den Bilanzen der Festnetzanbieter hinterlassen. Die drei großen europäischen Player British Telecom, Deutsche Telekom und France Télécom erwarten Umsatzausfälle von jeweils 1,5 bis zwei Milliarden Euro im Jahr 2008 und sechs bis sieben Milliarden Euro im Jahr 2010. Der Umsatzrückgang entsteht vor allem durch wesentlich geringere Gesprächsgebühren.
Die Telekom-Konzerne sind gegenüber dieser Entwicklung so gut wie machtlos. »Die Telefongesellschaften können die IP-Telefonie nur verzögern, aber nicht aufhalten«, sagt Klaus von den Hoff. »Unsere Modellrechnungen zeigen, dass jede Gegenmaßnahme auf breiter Front mehr Umsätze kannibalisieren, als Kunden von einer Abwanderung abhalten würde.«
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