Nichts liegt mir ferner als eine Doktorarbeit (die ich nicht kenne) schlecht zu machen. Aber man kann z.B. vorhandene Daten nicht in 3 Tagen auswerten i.S.v. analysieren. Wenn Du blosses Übertragen in Deine Arbeit meinst, dann vielleicht ja. Eine richtige Analyse braucht erste Ergebnisse --> Evaluation --> Anpassung des Analysemusters --> 2. Evaluation, je nach dem, was Du machst. Alleine dafür gehen Wochen - wenn nicht Monate - ins Land. Alles Andere sind Annahmen, bzw. erste Erkenntnisse, die bei näherem Nachfragen zusammenfallen. Schon alleine die Suche nach der passenden Literatur / einem wirklich passenden Research Stream dauert gut und gerne mal das ganze erste Jahr.
Es mag schon sein, dass Berater im Schnitt etwas effizienter sind, da sie im Gegensatz zu vielen Doktoranden einfach schon Berufserfahrung haben und gelernt haben, ihren Tag besser zu strukturieren. Aber mit solchen pauschalen Aussagen solltest Du aufpassen, denn es stimmt einfach nicht. Wenn Du den Erfolg Deiner Diss von der Seitenanzahl abhängig machst, dann bezweifle ich, dass Du jemals promoviert hast.
Ich bleib bei der Aussage vom vorherigen Post: Es klingt so, als hätten Andere für Dich die massive Vorarbeit i.F.v. Datenauswertung / Themenerschliessung geleistet. Und das ist nicht als Vorwurf gemeint, sondern als Fakt. Und ich behaupte, dass der Durchschnittsdoktorand mit vorgegebenem Thema / fertiger Datenauswertung und ohne Lehre/Adminarbeit seine Diss auch in 18 Monaten schafft.
WiWi Gast schrieb am 14.08.2019:
Zumindest hier kann ich ein bisschen Einblick geben. Ich bin zwar nicht von T1, sondern von Berger, habe promoviert im Jahr 2016 an deutscher TU9 am BWL / Innovation Lehrstuhl zu einem Thema rund um die Strategie bei der Akquise von Nischenführenden Start-Ups durch Großkonzerne und der darauffolgenden Integration (bin im Restruk. Team von Berger, daher inhaltiche Nähe).
Berater sind zumeinst einfach viel, viel effizienter in der Arbeit als normale Doktoranten. In einem Thema, wo man keine physischen Experimente benötigt, Coden muss, oder aufwendig Daten erhebt (vorhandene Daten auswerten ging bei mir in 3 Tagen), kann man durch effizienz viel wett machen. Man hat ja auch keine Lehrverpflichtungen / Wiss.Mit. Tätigkeiten.
Mein Prof. meinte zu mir, er ist jedes mal regelrecht erstaunt, wieviel schneller Berater für die gleiche Arbeit sind. Er betreut jedes Jahr 1-2 Berater, meistens von Berger, da er ebenfalls ehemaliger Berater bei uns war. Seine normalen Studenten benötigen häufig für eine 150-250 Seitige Diss 2-3 Jahre. Ich war mit 320 Seiten (exkl Verzeichnisse) in knapp 10 Monaten durch, habe dann weitere 6 Monate daran gefeilt, ein Paar Interviews hinzugefügt, editiert, etc. und habe nach 18 Monaten mit 340 Seiten abgegeben. Täglicher Workload lag zwischen 8 und 12 Stunden, im Vergleich zum Job also ehr Teilzeit. War eine sehr schöne und entspannte Zeit. Hatte sogar die Möglichkeit eines 2 monatigen "Forschungsaufenthalts" in Stanford, wo ich mit Leuten aus der SV Startup Szene sprechen konnte, und habe in dieser Zeit sicherlich nur 50 % soviel geschrieben wie zuhause.
Bzgl der Qualität: Es ist ein Cum Laude geworden. In der Tat hat der Professor in den letzten 5 Jahren kein einziges Magna, und nur wenige Summa verteilt, weshalb ich hiermit ganz gut im Durchschnitt liege und zufrieden bin. Meine Diss war sicher nicht weltbewegend, oder ein akademisches Meisterstück, aber sicher nicht "mit massiven Abstrichen verbunden".
WiWi Gast schrieb am 09.08.2019:
Mittlerweile promovieren Leute in Ungarn, Slowakai oder sonst wo berufsbegleitend mit ner 120 Seiten Diss ohne großartige Veröffentlichungen und werden dann "Prof" an irgendeiner privaten FH in Deutschland. Gibt genug Beispiele
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