Herbstgutachten 2016 der führenden Wirtschaftsinstitute: Deutsche Konjunktur bleibt moderat
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem moderaten Aufschwung und wird in diesem Jahr um 1,9 Prozent, im nächsten Jahr um 1,4 und im Jahr 2018 um 1,6 Prozent wachsen. Getragen wird die Expansion von einem stabilen Arbeitsmarkt und kräftigen Konsum. Die bereits seit längerem schwachen Investitionen und die Exporte werden im Laufe des Jahres etwas anziehen. Abzuwarten bleiben die Folgen des Brexit. Die Entscheidung der Briten aus der Europäischen Union auszutreten, könnte die deutsche Konjunktur im Prognosezeitraum beeinträchtigen. Die Beschäftigung steigt weiter stark an.
Öffentliche Haushalte
Die öffentlichen Haushalte werden im Jahr 2016 wohl einen Budgetüberschuss in Höhe von 20 Milliarden Euro aufweisen, konjunkturbereinigt beträgt der Überschuss 9 Milliarden Euro. Der Budgetüberschuss des Staates wird auf knapp 14 Milliarden Euro zurückgehen. In Deutschland werden die öffentlichen Haushalte in diesem und den beiden folgenden Jahren voraussichtlich Überschüsse aufweisen, die sich auf rund 0,5 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt belaufen. Davon dürfte etwa die Hälfte nicht der guten Konjunktur zu verdanken, sondern struktureller Natur sein; zu berücksichtigen ist allerdings, dass der strukturelle Budgetsaldo derzeit durch Sonderfaktoren entlastet wird.
Brexit könnte deutsche Konjunktur beeinträchtigen
Die Abwärtsrisiken hängen vor allem mit gesellschaftlichen Strömungen zusammen, aus denen sich eine Reduktion des weltwirtschaftlichen Integrationsgrades ergeben könnte. Ein Beispiel für solche Strömungen ist die Entscheidung der britischen Bevölkerung für einen EU-Austritt. Sie könnte die deutsche Konjunktur im Prognosezeitraum beeinträchtigen. Für diese Prognose wird angenommen, dass die Unternehmen in ihrem Investitionsverhalten nicht maßgeblich durch die Folgen des Brexit verunsichert werden; dies legen die bislang vorliegenden Indikatoren nahe. Sollten die Europäische Union und Großbritannien in den Austrittsverhandlungen auf harte Konfrontation setzen oder sich eine erhebliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Regionen abzeichnen, so wird dies die britische Wirtschaft stärker beeinträchtigen als von den Instituten erwartet und insbesondere die britische Nachfrage nach Investitions- und anderen Importgütern schwächen. Vor allem die deutschen Exporte, aber auch die Investitionsnachfrage im Inland werden dann geringer ausfallen als hier prognostiziert.
Download
- Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2016 [PDF, 84 Seiten - 1,94 MB]
- Die wichtigsten Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung [PDF, 3 Seiten - 90 KB]
Der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose gehören an:
- Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin
in Kooperation mit: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) - ifo Institut Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.
in Kooperation mit: KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle
in Kooperation mit: Kiel Economics - Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung
in Kooperation mit: Institut für Höhere Studien Wien