Konstruktion - Der Wirtschafts-Thriller: Teil 17
Die Rückkehr in die Höhle des Löwen
Am nächsten Tag fand sich Philipp gegen acht Uhr morgens im Büro ein. Als erstes warf er einen Blick in die New York Times. Die ganze erste Seite war zur Hälfte voll mit Informationen über das Bombenattentat. Inzwischen war man bei achtundvierzig Todesopfern angelangt. Einige der Leichen hatte man bereits identifiziert. Bei einigen anderen war das weitaus schwieriger. Man würde anhand von DNA-Analysen irgendwann vielleicht die Identitäten der Toten vollständig herausgefunden haben. Das würde aber seine Zeit dauern. Im gesamten Büro war die Stimmung eher verhalten. Das war wahrscheinlich auf das Attentat zurückzuführen. Der wolkenverhangene Ausblick, der sich bot, wenn man aus den großen Fenstern des Gebäudes starrte, schien die trübselige Stimmung im Büro widerzuspiegeln. Er traf Dufèvre vor einem der Aufzüge. Auch sie schien völlig verwirrt angesichts der Tatsache, dass da nur wenige Meilen vom Unternehmensgebäude entfernt diese Bombe hoch gegangen war.
Geiger, waren sie nicht gestern am JFK? Sie sollten doch gestern diese Maschine nach Detroit nehmen! Das stimmt. Ich habe sie aber Gott sei Dank verpasst, da ich in einem Taxi in der Innenstadt im Verkehr stecken geblieben bin. Sie Glücklicher. Das Schicksal scheint es gut mit ihnen zu meinen. In einer Stunde, also gegen neun Uhr, ist ein Meeting im kleinen Konferenzsaal auf Etage 14 anberaumt. Sie werden dort auch erwartet. Bitte seien sie pünktlich, Geiger! Dufèvre hatte die Unterhaltung, die ihr nicht mehr so ganz geheuer war und in ihren Augen ein bisschen zu respektlos erschien mit dieser Anweisung beendet. Ihr Ton klang genauso geschäftsmäßig wie es die Firma wohl am liebsten bei jedem Mitarbeiter gesehen hätte. Ganz gleich in welcher Situation.
Man hatte Philipp ein neues Büro zukommen lassen. Es war um Klassen besser eingerichtet als das alte. Ein großer schwerer Tisch aus dunklem Mahagoniholz mit geschwungenen Füßen bildete das Prunkstück in diesem Raum. Er war an den Rändern mit Intarsien versehen. Die Intarsien waren aus kostbarem Elfenbein. Dann fiel Philipps Blick auf die Bilder gewaltiger Brückenkonstruktionen, die in klassischen Schwarzweißtönen gehalten waren. Der dezente Eindruck wurde aber von etwas durchbrochen. An einer der Wände hing ein Druck von Andy Warhol. Wenngleich es nicht die Campbellsdosen waren, die das Bild darstellte, so war er doch nicht minder davon ergriffen. Es war Andy Warhol selber, der auf dem zwei Meter hohen Druck zu sehen war.