WiWi Gast schrieb am 17.12.2018:
Das ist zu eindimensional. Die meisten Indizes auf der Welt notieren als Kursindizes, lediglich Ausnahmen wie der DAX notieren als Performanceindizes.
Ich habe die Existenz und Dominanz von Kursindizes ja auch nicht bestritten. Dass die deutschen (S/M/Tec)-DAX -Indizes als Performanceindizes eher die Ausnahme darstellen, ist mir auch klar.
Beide Varianten haben ihre "Vor- und Nachteile". Dividendengewinne tragen so zwar natürlich zur Rendite bei, aber eine Wiederanlageprämisse wie im Perfomanceindex ist auch nicht unbedingt zielführend. Gerade im Streubesitz kann und sollte man davon nicht ausgehen.
Irgendwie muss man die Dividenden in der Performance rechentechnisch berücksichtigen, da sie - je nach Index einen nicht unerheblichen Anteil an der Gesamtperformance/-rendite ausmachen.
Aus Gründen der Einfachheit wird eben einfach eine Wiederanlage unterstellt.
Wenn ich die Rentabilität einer Investition bewerten will, dann schaue ich logischerweise auf die Gesamt-Performance (Kursentwicklung+Ausschüttungen) und nicht nur auf die Kursentwicklung. Und nur so kann man auch Investitionen in thesaurierende und ausschüttende ETFs irgendwie vergleichen.
Darüber hinaus werden häufig die Kursindizes in der Aktienkursforschung genutzt, da Dividenden im Eintritt stets unsicher sind. Ein Kurs bewegt sich - Annahme going concern - immer in irgendeine Richtung. Gerade wenn die reine Kursentwicklung gemessen wird, macht eine Reinvestitionsannahme keinen Sinn. (Den Kursverfall wegen Dividendenzahlung modelliert man dann über eine Dummy Variable raus)
Alles richtig.
ETFs gibt es auch mit Referenz auf Kursindizes. Nichtsdestotrotz sind ETF's auf Perfomanceindizes aber natürlich die bessere Anlagevariante, auf lange Sicht ist bisher immer eine erhöhte Rendite erzielt worden.
Ein ETF bildet immer die Zusammensetzung eines Index ab - eigentlich egal ob das per Definition ein Kurs- oder Performanceindex ist.
Die Wertentwicklung oder Performance wird aber logischerweise immer gegen den entsprechenden Performance-Index gemessen - selbst im Falle von bekannten Kursindizes wie beim S&P500.
Warum sollte irgendjemand auch nur einen EUR in einen ETF investieren, der nur die Performance des Kursindex erreicht? Das würde ja heißen, dass der ETF-Anbieter die Dividendenzahlungen der Indexfirmen komplett "unterschlägt" bzw. für sich behält.
Beispiel:
Wenn der S&P500 in einem Jahr 6% Kurssteigerung schafft und die 500 enthaltenen Firmen zusätzlich eine durchschnittliche gewichtete Dividendenrendite von 1,5% bieten, dann erwarte ich logischerweise von einem ETF auf diesen Index eine Performance von annährend 7,5% - unabhängig davon ob es sich um einen thesaurierenden oder ausschüttenden ETF handelt. Um einen ETF der seinen Erfolg am Kursindex misst (6%) würde ich entsprechend einen ganz großen Bogen machen ;-)
Logischerweise ist der Benachmark für einen solchen ETF auch nicht der S&P500 Kursindex sondern eine zusätzlich vom Indexanbieter berechnete Performancevariante (die Zusammensetzung ist logischerweise die gleiche wie die des Kursindex).
Der Dax wird übrigens immer als Performanceindex mit anderen Kursindizes verglichen. Würde man die Vergleichsbasis ändern, wäre der DAX in einer Overall Betrachtung weit ab.
Das stimmt. Es geht halt um zwei unterschiedliche Blickwinkel:
Zur Darstellung der Wertentwicklung einer Investition finde ich die Performance-Variante passender, denn die Dividenden steigern den Wert der Investition.
Geht es hingegen um die Darstellung der Marktkapitalisierung/Bewertung der enthaltenen Firmen und Vergleichbarkeit über einen Zeitraum hinweg, ist ein Kursindex besser.
Ein anderer Lounge Gast schrieb:
Die Rendite eines ETF´s bzw. Indexfonds auf den Dax - Index ist geringer als die Rendite des Dax - (Performance-)Index. Wegen Steuerabzug und der Thesaurierung der Dividenden kann ein Investor die Rendite des "normalen" Dax - Index nicht erreichen.
Das ist auch nicht ganz richtig, denn die ETF-Anbieter erzielen zusätzliche Erträge durch Wertpapierleihe, die im Index nicht berücksichtigt sind, und holen sich auch einen Teil der Quellensteuer zurück.
Ein gutes Beispiel für einen ETF, der oberhalb seines Vergleichs(performance)index liegt, ist der iShares STOXX Europe 600:
https://www.ishares.com/de/privatanleger/de/produkte/251931/#chartDialog
Wenn man den Chart für den 5J-Zeitraum von 01.01.2013 bis 31.12.2017 aufruft, sieht man, dass der Vergleichsindex 60,16% Wertentwicklung geschafft hat, der ETF hingegen 62,05% (also besser als der Index)
Natürlich braucht man dafür eine verhältnismäßig geringe TER und ein maximales Ausreizen dieser anderen Ertragsquellen. Und nicht zuletzt hängt es auch davon ab, ob und wie der Benchmark/Index Quellensteuern berücksichtigt.
Zum Vergleich die Daten des Indexanbieters für den gleichen Zeitraum von https://www.stoxx.com/index-details?symbol=SXXP
Indexentwicklung in der Variante "EUR (Price)" (=Kursindex);
01.01.2013 --> 280
31.12.2017 --> 388
--> entspricht ~38,6% Steigerung
Indexentwicklung der Variante "EUR (Net Return)" (=Performanceindex):
01.01.2013 --> 497
31.12.2017 --> 793
--> entspricht ~59,5% Steigerung, da die Dividendenzahlungen abzgl. Quellensteuer hier eingerechnet werden. Diese Werte passen auch ungefähr zu den von iShares angegeben Benchmarkwerten. Man beachte, dass die Dividenden gut 1/3 der Gesamtrendite ausmachen!
In der Variante EUR (Gross Return) würde die Wertentwicklung nochmals oberhalb der Net-Return Variante liegen, da hier auch Quellensteuer auf Dividenden in der Berechnung nicht abgezogen sondern rechnerisch wieder angelegt werden. Ich glaube (bin mir aber nicht ganz sicher), dass so auch der DAX berechnet wird.
(Interessanterweise steht im KIID von iShares, dass der ETF die Wertentwicklung des Preisindex nachbildet, was eigentlich nicht richtig ist:
"Der iShares STOXX Europe 600 UCITS ETF (DE) (nachfolgend "Fonds") ist ein börsengehandelter Indexfonds (Exchange Traded Fund, ETF), der möglichst genau die
Wertentwicklung des STOXX® Europe 600 (Preisindex) abbildet.")
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