Nein, der übliche Jahresurlaub gilt als anrechenbare Praxiszeit und wird nicht abgezogen. Das Gegenteil wird hier immer wieder behauptet und ist falsch!
Aus meiner Erfahrung ist es schlecht, wenn man sich die Studieninhalte nach dem Interesse aussucht. Denn erstens muss etwas, das am Anfang total interessant ist, später im Detail nicht unbedingt so interessant bleiben. Ich fand z. B. in der Schule früher fast alles interessant von Sprachen bis Naturwissenschaften. Aber wenn es dann im Studium voll ins Detail geht, geht es nicht mehr um die großen Zusammenhänge, die die Welt bewegen, sondern um viel langweiliges Detailwissen für spezifische Anwendungsfälle.
Und zweitens kommt es später im Beruf gar nicht auf das Interesse für irgendwelche theoretischen Fächer an, sondern darauf, dass man sich vorstellen kann, dauerhaft, unter bestimmten Rahmenbedingungen mit bestimmten Leuten zu arbeiten. Das korreliert nur selten mit dem Interesse für ein Studienfach. Praktika liefern hier eine wesentlich bessere Orientierung.
Wo du eine Steuerassistentenstelle findest? Theoretisch überall, wo es um Steuern geht. Hauptarbeitgeber sind große Unternehmen und große und kleine Beratungsunternehmen.
Als Hochschulabsolvent hast du allerdings den Nachteil, dass du fast keine Praxiserfahrung hast und in einem normalen BWL-Studium selbst die Vermittlung des steuerlichen Fachwissens eher mangelhaft ist. Im Studium lernt man vor allem exemplarisch und konzentriert sich auf die Methodik, erlangt aber kein umfassendes Wissen über steuerliche Regelungen. Du kannst in den ersten 2-3 Jahren daher nicht so selbständig arbeiten wie z. B. gleichaltrige Steuerfachwirte oder Bibus. Außerdem haben Hochschulabsolventen meist steile Gehaltsvorstellungen. Eine ganze Menge an Stellen fallen hier schon mal weg, weil du entweder zu wenig kannst oder zu teuer bist.
Wer spezialisiert sich also auf die "Hochschulabsolventen"? Das sind vor allem die Big4. Die Stärke der Big4 ist es, Aufträge von Großunternehmen effizient abzuarbeiten. Hier braucht man vor allem viele Mitarbeiter, denn die Aufträge sind umfangreich, wiederholen sich in ihrem Ablauf aber ständig. Perfekt also für Hochschulabsolventen, die noch relativ wenig können, aber fleißig sind. Hier können die relativ hohen Gehaltsvorstellungen auch durch Anfänger erwirtschaftet werden. Ich würde mal schätzen, dass 50% der Examenskandidaten von den Big4 kommen.
Allerdings ist "Steuerassistent" eher eine Nische. Selbst die Big4 stellen vor allem Prüfungsassistenten ein. Wenn man noch kleinere Beratungsunternehmen betrachtet, dann beinhalten die Stellen meist eine Mischung aus Steuer- und Prüfungstätigkeit. Rödl ist noch groß genug, um reine Steuerleute anzustellen und es gibt einige auf Steuer-Beratungsleistungen spezialisierte Mittelständler. Aber sehr viele Hochschulabsolventen machen am Anfang beides - Prüfung und Steuern.
Kleinere Steuerkanzleien suchen meist gar keine Steuerassistenten weil zu hohe Gehaltsvorstellungen und zu viel Einarbeitungsaufwand. Und die Industrie will meist auch nur Leute mit Berufserfahrung in diesem eher speziellen Bereich.
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