Erfahrungsbericht Auslandsstudium in Australien
Sven Guzy, Student der Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt, verbrachte ein Semester an der University of Newcastle. Sein Fazit: Do it! Go Australia!
Studium
Ich hatte wirklich ein glückliches Händchen bei meiner Wahl. Der Campus der Universität ist ein riesiges, in sich geschlossenes Gebiet inmitten einer schönen Naturlandschaft. So schön die Landschaft war, so gut war auch die Organisation der Uni. Zu Beginn des Semesters bekamen alle internationalen Studenten in einer Orientierungswoche einen guten Überblick über die Uni und ihre Einrichtungen und Möglichkeiten. Für die Studenten aus Übersee wurden Trips zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Nähe organisiert, so dass die Kontaktaufnahme zu neuen Leuten erleichtert wurde.
Als dann endlich die erste Vorlesung begann, kannte ich mich schon aus, hatte bereits einige Freundschaften geschlossen, und der noch notwendig gewesene Papierkram war auch erledigt. Einen besseren Einstieg hätte es nicht geben können. Vor Ort hatte ich auch dann noch Gelegenheit gehabt, meine Kurswahl zu überdenken. Anstatt einen vierten BWL-Kurs zu nehmen, habe ich mich dazu entschlossen, einen speziellen Englisch-Kurs zu wählen mit dem Titel »Academic English for International Students«. Diese Entscheidung habe ich nicht bereut. Obwohl mein Englisch bereits recht gut war, konnte ich in diesem Kurs an meinem akademischen Schreibstil feilen. Außerdem war mir der Kurs auch eine große Hilfe beim Schreiben von einigen Aufsätzen auf englisch. Auch wenn ich mir diesen Kurs auf keinen Fall zu Hause anrechnen kann, war er mir eine große Hilfe.
Präsentationen waren von jedem Studenten (oftmals in Gruppenarbeit) in jedem Kurs gefordert. Der Lehrstil in Australien unterscheidet sich grundlegend von dem, was ich bislang in Frankfurt kennen gelernt habe. Anstatt dass alles von einer Klausur am Ende des Jahres abhängt, verteilt sich die Abschlussnote auf Aufsätze, Präsentationen, Kurztests und eine Abschlussprüfung. Dieses System war mir persönlich sehr sympathisch, vor allem weil so für mich das Wort Studieren eine ganz neue Bedeutung bekommen hat: Recherche war gefragt anstatt nur monotones Auswendiglernen aus Buchseiten. Eigene Gedanken und Initiativen waren gefordert. Nach drei Semestern BWL-Mathematik und Kurvenverschiebung mit fraglicher Praxisrelevanz sah ich zum ersten Mal einen Sinn in meinen Wirtschaftsstudien. Ich hatte ein Ziel vor Augen und nicht ausschließlich theoretische Konstrukte, die zwar das abstrakte Denken schulen, dafür aber wichtige soziale und psychologische Komponenten völlig außen vor lassen. Dieser Aha-Effekt war für mich äußerst wichtig, und ich war dankbar für diese Erfahrung.
Das Studium war interessanter und arbeitsintensiver als zu Hause in Frankfurt, auch wenn ich sagen muss, dass der Stoff als solcher zu keinem Zeitpunkt richtig herausfordernd war. Die Uni Frankfurt stellt höhere Ansprüche an das Denkpotenzial eines Studenten, das muss ich deutlich hervorheben. Hier in Newcastle kann man alles mit erhöhtem Arbeitspotenzial kompensieren. Die Frage, welches der beiden Lehrmodelle besser ist, ist schwer zu beantworten. Ich würde eine Kombination beider sehr begrüßen. Am Ende konnte ich jedenfalls doch meine Auslandsleistungen zum Teil in mein Studium einfließen lassen (mit insgesamt 10 Kreditpunkten). Doch trotz eines kleinen Studienzeitopfers von zwei Semestern (das australische Semester läuft nicht parallel zu den deutschen, so dass ich für ein Semester zwei zu Hause sausen lassen musste), glaube ich trotzdem an meinen Gewinn. Denn ich fühle mich um mindestens 50 Kreditpunkte internationaler Erfahrung reicher, die mir keiner mehr nehmen kann.
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