Hi,

ich weiß, es ist ein Luxusproblem, aber trotzdem würde mich eure Meinung interessieren. Zuvor ein paar Angaben: ich bin 33J alt habe Auslandserfahrung und einen Master in Economics mit 1,6. Habe mir in meinem Bereich seit meinem 26. Lebensjahr auf freiberuflicher Basis (astreine Referenzschreiben vorhanden) ein extrem tiefes Wissen und breiten Erfahrungsschatz aufgebaut.

Jetzt gibt es 2 Angebote. Das eine bei einem Daxkonzern als Projektmanager ohne jegliche Personalverantwortung etc. Dafür ist der Konzern groß und ich denke, dass der Job sehr sicher ist und auch die Reputation einmalig.

Das andere ist bei einem Mittelständler (ca. 2500MA weltweit), der Weltmarktführer ist usw. Hier bietet man mir eine Stelle an als Global Head of.....also mit voller Personal und Budgetverantwortung usw.

Das witzige ist bei beiden, die Bezahlung ist nur geringfügig unterschiedlich (zu gunsten des Mittelständlers).

Was würdet ihr bevorzugen? Dax Konzern oder Mittelstand?

Und ja noch mal, ich weiß, dass es ein Luxusproblem ist. Mich interessiert was ihr für eine Karriere entscheidender hält. Reputation und Glanz des AG oder Position im Job?

Spaß bei der Arbeit! Da ist es egal, ob DAX oder Mittelstand.

Im Mittelstand bist Du mit HEad of irgendwas wahrscheinlich am Ende der Fahnenstange angekommen. Wenn Dich diese überschaubare Entwicklungsperspektive nicht stört, dann mach es. Wenn Du lieber viel Action magst und gern eine Entwicklung hättest, dann geh zum DAX.

Das eine Frage, die Dir niemand benatworten kann. Es liegt an den persönlichen Präferenzen, ob Du lieber ein Projektleiter/Experte oder eine Führungskraft bist.

Als erfahrener Freiberufler bist Du eigentlich der geborene Projektmanager. Ich selbst war lange Jahre als PL (auch freiberuflich) unterwegs und bin seit 2009 in einer Management-Position, die in erster Linie Vertriebs- und Führungsaufgaben hat. Ganz ehrlich: Mir macht das nicht wirklich viel Spass. Vertriebs- und Planungs-Aufgaben gehen ja noch, aber Personalführung finde ich oft lästig. Als "fachliche Führungskraft" habe ich mich wohler gefühlt.

Dazu kommt: Wenn ein Mittelständler Dich ad hoc und ohne Führungserfahrung auf eine Management-Position setzt, ist was faul. Und der Schuh hinsichtlich Personal- und Budget-Verantwortung muss Dir erstmal passen. Das ist nicht zu unterschätzen und hat schon oft zu Bauchlandungen geführt.

Bei gleicher Bezahlung klingt für mich persönlich die DAX-Position weitaus interessanter. Wenn Du mit Strukturen in einem Großkonzern klarkommst, würde ich diese Option wählen.

Typsache: Ich persönlich finde MIttelstand sehr viel interessanter, da diese Unternehmen oft nich so gelähmt sind von Entscheidungswegen, Politik intern, etc...

ich würd Mdax nehmen :-) das ist eine mischung aus beidem

Kommt auch auf die Arbeitszeit an.

Beim Mittelstand steht vermutlich "Überstunden mit Gehalt abgegolten", beim DAX vermutlich 40h/Woche.

Somit ist das Gehalt nicht mehr das gleiche...

Vielen Dank für die Antworten. Vor alle @selber ex Freelancer und nun in einer Managmentposition. Ja, es ist ziemlich ungewöhnlich, dass man mich einfach so auf so eine Position setzt, aber bei dem was ich bisher gesehen habe, hat das Unternehmen extremen nachholbedarf und die bisherige Abteilung ist nur rudimentär vorhanden. D.h. ich gehe nicht auf ausgetrampelten Pfaden sondern muss/soll neu aufbauen.

Ich muss dazu sagen, dass ich auch aus einem Grund Freelance geworden bin. Ich bin noch nie mit dem Mittelbau in einem Konzern klar gekommen, da hier oft Menschen führen/leiten, die zum Teil 0,0 Plan von der Materie haben. Das wäre bei dem Mittelständler anders. Es kann mir keiner ans Bein pi++en, nur weil er Angst bekommt, da ich 300x mehr weiß als er.

Die Verhandlungen mit dem Mittelständler liefen direkt mit dem Vorstand, der mir sehr sympathisch war. Nach 4 Gesprächen sind wir uns nun eigentlich einig. Das Gehalt ist knapp 6stellig und ich bekomme alle Vorzüge eines Executives. Ausserdem habe ich mich mehrmals knallhart versichern lassen, dass ich in allen Belangen freie Hand habe und dafür aber natürlich auch die volle Verantwortung trage.

Beim DAX Konzern war es eher so: "naja, kommen sie hier erst einmal an".

Ich habe mich daher heute für die Global Head of...Position entschieden und wenn es nicht geklappt hat, dann hate es nicht geklappt. Aber ich muss es probieren, da man so eine Chance auch nicht jeden Tag bekommt.

Hast du schon Berufserfahrung?

Ansonsten ist ein sechstelliges Gehalt und die sofortige Direktorenposition schon sehr krass!

Ich würde aber auf jeden Fall den Mittelständler empfehlen.
Man hat immer Kontakt nach "ganz oben". Es ist nicht so bürokratisch wie beim Konzern und wenn es schlecht ist, kann man mit einer Hammer-Position im CV immer noch zum DAX-Unternehmen wechseln. Und wenn es gut ist, ist die Chance nicht klein ins oberste Management zu kommen.

Zudem ist ein 2500 MA-Unternehmen fast schon kein Mittelstand mehr.

Direkt Führungsverantwortung zu übernehmen, kann echt heftig sein. Ich hab nun nach 3 Jahren erste Führungsaufgaben, und es ist echt herausfordernd und anstrengend, bin froh, dass ich da langsam hingeführt werden. Denke, bei dem Mittelständler ist das Risiko größer, eine Bauchlandung zu machen, weil du an den Führungsaufgaben scheiterst - und wenn du dann den Job verlierst, wer weiß, wie's dann weiter geht...
Auf der anderen Seite natürlich eine extrem reizvolle Herausforderung...

Richtig entschieden! Wer einige Jahre lang selbständig und eigenverantwortlich gearbeitet hat, der würde in einem Großkonzern einen schweren Rückschlag hinsichtlich der geringen Freiheitsgrade erleiden.

Aus meiner Sicht die richtige Entscheidung. Das klingt nach einer echten Herausforderung!

Hätte mich auch so entschieden. Man ist im Mittelstand meistens freier, was das eigene Arbeiten besser macht (jedenfalls aus meiner Sicht).

@ den Kollegen, der nach 3 Jahren in eine Führungsposition gekommen ist. Hört sich nach einer schönen Entwicklung an. Wie ist diese erste Zeit in deiner neuen Position gelaufen? Ich frage, weil ich auch vor einer Veränderung stehe. Ich soll nach 3 Jahren Berufserfahrung in die Geschäftsführung einer unserer Gesellschaften gehen. Klar werd ich es machen, ist ne coole Sache, aber um ehrlich zu sein, ich habe schon Respekt davor. Bis jetzt habe ich nur kleine Teams geleitet.

Hier noch mal der Threaderstelle:

Ja, ich habe 9 Jahre Berufserfahrung in meinem Bereich. Dazu noch sehr intensive. Zum Teil Projekte mitgemacht, die gnadenlos gescheitert sind und beim 2. Anlauf (Dank meiner kommunikativen Stärke) dann doch noch im grünen Bereich geendet sind. Das habe ich mir auch in jeweiligen Referenzschreiben so bestätigen lassen. Einige meiner Kunden sind/waren bereits DAX Unternehmen.

Der Vorstand verlangte von mir auch, dass man die jeweiligen Referenzen hinterfragen darf (Auftraggeber anrufen). Was dann auch passiert ist usw.

Das hatte den Vorteil, dass von meinen Auftraggebern mir gegenüber geäussert wurde "Hey, was geht denn bei dir ab? Was haben die mit dir vor?" und nach dem ich alles geschildert habe "Das musst du machen! Und wenn es nicht passen sollte, dann kannst du hier auch gerne wieder jederzeit anklopfen".

Ich bin von Anfang an damit offen umgegangen gegenüber meinen Auftraggebern und es wurde fast durchweg mit wohlwollen aufgenommen. Zum Teil liegt es auch daran, weil ich nun 12 Wochen Zeit habe alles sauber abzuarbeiten bzw zu übergeben. Das war auch eine Bedingung, die ich beim Vorstand durchbringen wollte. Ich will keine unerledigten Dinge liegen lassen, sondern einen sauberen Übergang hinbekommen.

So habe ich es beiden Seiten "verkauft" und vermeide, dass es böses Blut gibt und hoffe, dass im Falle des Scheiters noch einige Türen offen geblieben sind, die mir einen Rückschritt vereinfachen würden.

Auf der anderen Seite gilt: wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Also muss ich es wagen.

Man darf auch nicht vergessen, dass eine Konzern-Karriere ohne einen mächtigen Mentor, extremes Netzwerk oder Vitamin B einfach ein Ding der Unmöglichkeit ist, da es zuviele andere gibt, mit denen man konkurriert. Im Mittelstand kommen die wirklich fähigen Leute deutlich wahrscheinlicher nach ganz oben.

Lounge Gast schrieb:

Man darf auch nicht vergessen, dass eine Konzern-Karriere
ohne einen mächtigen Mentor, extremes Netzwerk oder Vitamin B
einfach ein Ding der Unmöglichkeit ist, da es zuviele andere
gibt, mit denen man konkurriert. Im Mittelstand kommen die
wirklich fähigen Leute deutlich wahrscheinlicher nach ganz
oben.

Das kann auch nur jemand schreiben, der noch nie im Mittelstand gearbeitet hat...

Im Mittelstand brauchst du genauso Mentor/VitB, erzähl mal keine Märchen

Ich finde auch, dass es eine richtige Entscheidung war. In manche Positionen wird man gezogen und kann sich nicht vorkämpfen. Dir hat man von innen die Tür aufgemacht und so eine Chance muss man nutzen, auch wenn es Risiko bedeutet.

Glückwunsch zu der Gelegenheit und gutes Gelingen.

btw: ich finde es echt toll, mal einen vollkommen anderen Werdegang zu lesen. Die meisten haben nur noch den Big4 bzw UB Weg im Kopf. Schön zu sehen, dass es auch anders laufen kann.

Und noch was: ich denke auch, dass es bei sowas oft um "Stallgeruch" geht. Ich nehme an, dass man in den 4 Gespräche bei dir auch geschaut hat, ob du ihn als Persönlichkeit hast. Ich denke also, dass du neben deiner fachlichen Quali auch über die notwendige Augenhöhe verfügst, um mit solchen Ebenen souverän zu verhandeln und ernst genommen zu werden.

Viel Spass im neuen Job!

Bin noch Student. Ne Bekannte macht gerade ihr Praktikum im größeren Mittelstand. Allerdings wirken ihre erzählungen häufig so, als hätte sie nur mit Amateuren zu tun die nicht in der Lage sind Führungsaufgaben zu übernehmen und großartig feedbackfähig sind... hat man als jemand "konzerntyp" .. der die regelungen vllt ein wenig ernster nimmt und sich ein wenig distanziterter und professioneller gibt überhaupt ne chance im mittelstand?