Ziemlich guter Beitrag. Ich kann das sehr ähnlich bestätigen. Habe nach der Uni 4 Jahre Strategieberatung gemacht - bin jetzt bereits 3 Jahre in einem "normalen" Job.
Genau die von dir genannten Vorteile der UB vermisse ich heute fast täglich. Andererseits liebe ich meinen Feierabend - in der Regel spätestens um 18.30 Uhr, meist früher - und es ist herrlich, freitags mal um 14 Uhr Schluss machen zu können und Dinge wie Einkaufen und Putzen schon Freitag Nachmittag hinter sich zu bringen.
Nun ja... letztendlich erfüllt mich auch das hier nach 3 Jahren nicht mehr, weil es einfach inhaltlich sehr langsam voran geht - wenn überhaupt. Bin in einem 6.000 Mitarbeiter UNternehmen und hier ist es anscheinend Hobby, sich gegenseitig auszubremsen.
Ich bin nun an einem Punkt, wo ich überlege, mir das noch 1-2 Jahre zu geben um dann was komplett anderes zu machen.
Um ehrlich zu sein: Weder will ich nochmal in eine Beratung, noch will ich in einem größeren Unternehmen landen. Eigentlich hab ich von beidem jetzt die Schnauze voll ;)
Lounge Gast schrieb:
Wenn du beides ausprobieren willst, so solltest du mit der UB
starten. Von UB nach Endkunde ist immer einfacher als
umgekehrt.
Persönlich war ich ca. 5 Jahre in der UB. Spaß gemacht und
spannend war es die ersten 2 Jahre. Danach kamen erste
Zweifel und die Motivation ging nach und nach runter, der
Unternehmenswechsel und nach 5 Jahren der komplette Ausstieg
aus der Beratung.
Die persönlichen Gründe waren nicht die fehlende
Karriereleiter oder Gehaltsentwicklung sondern eher der
Wunsch nach geordneteren Verhältnissen, der Überdruß des
Reisens und die Abscheu vor der Art und Weise wie Beratungen
und Karrieren dort intern wirklich funktionieren. Auch wenn
ich viele positive Aspekte aus der Beratung anschließend
vermisst habe (junge Teams, fast ausschließlich engagierte
MA, Kollegenzusammenhalt (speziell der jüngeren Kollegen),
Lernkurve, Abwechslung).
Ich denke UB ist fast für jeden etwas speziell zu Beginn der
Karriere.
Im Vergleich war Endkunde für mich relativ schnell erschöpft
(nach 1,5 Jahren). Ich hatte zwar ein gutes Gehalt, 37,5
Stunden-Woche, Überstunden-Ausgleich, 20 Minuten zur Arbeit
etc. aber was mir fehlte war der Projektspeed, motivierte MA,
die Abwechslung und letztendlich auch ein bisschen die
jüngeren Teams mit dem entsprechenden Mindset und der
Zusammenhalt der sich aus dem Projektdruck ergab.
Heute bin ich Freelancer. Die Erkenntnis: man kann nicht
alles haben, sollte aber alles mal probieren. Nach ein paar
Jahren ist ein Job ein Job und bleibt es. Arbeiten tut man
vor allem für die Kohle. Wenn mein kein klassischer
Karrierist ist und es irgendwann geil findet ohne wirklichen
Mehrwert ewig in Meetings abzuhängen wird es schwer wirklich
"Abwechslung" und "neue
Herausforderungen" zu finden. Denn irgendwann hat man
einen Lebenslauf und sitzt folglich in der Falle. Außer man
schmeißt alles hin und macht was komplett anderes (Problem:
Einkommensniveau).
Aus meiner Erfahrung raus weiß man zu Beginn noch gar nicht
was für ein Typ man ist und sollte es versuchen heraus zu
finden in dem man viel probiert. So findet man einen Job der
einen zumindest zufrieden macht. Irgendwann Mitte Dreißig
weiß man dann was man kann und die berufliche Persönlichkeit
kann sich voll entfalten. Unterm Strich: alles mal
ausprobieren was möglich und gewollt ist und mit der UB
starten. Wenn du wissen willst wo die Reise zu 80% endet,
schau dir deine Eltern an. Nicht von exakten Job her, aber
von deinen Talenten und deiner Persönlichkeit.
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