Hier spricht der "Projektleiter":
Ja, es stimmt: Ich bin in meinem Job wirklich gelangweilt und lebe nur noch fürs Wochenende hin und das frustet.
Und bin ich eine arme Wurst, die für den da oben buckeln muss? Ich selber buckel nicht, trage nur die Verantwortung, aber so lange man fähige Mitarbeiter hat, kann eigentlich gar nichts schiefgehen. Und ich habe immer genau die Sorte Mensch unter mir, die mir im Projekt helfen: Motivierte Absolventen (1-3 Jahre im Beruf), die sicherlich alle was im Kopf haben, aber leider noch an den Weihnachtsmann glauben und meinen, ihre Arbeit wird schon noch honoriert.
Nur mal ehrlich: Wie soll sie denn honoriert werden? Der einzige der ihre Arbeitsleistung wirklich beurteilen kann, bin ich! Am Ende des Projekts werde ich mich dazu auch äußern müssen und sicherlich sagen, dass beide gute Arbeit geleistet haben. Mehr aber auch nicht. Ich werde sicherlich nicht zu lobend, denn damit würde ich einen potenziellen Mitkonkurrenten auf meiner Hierarchiebene züchten, der dann wohlmöglich meine Unfähigkeit entlarvt (wenn er es nicht schon hat) und vor allem näher an meinem Chef kommen wird und dem eventuell von meiner Unfähigkeit/Faulheit berichten könnte.
Ich glaube aber ehrlich gesagt, dass ich mit meiner Einstellung nicht alleine bin, sondern lediglich einer der wenigen, welche die Wahrheit aussprechen. Was macht denn mein direkter Vorgesetzter den ganzen Tag als Abteilungsleiter, der dazu noch eine für ihn fachfremde Abteilung führt? Der sitzt auch nur den ganzen Tag im Büro und rennt ständig von A nach B. Arbeiten habe ich den noch nie gesehen und außer Projekte zu verteilen macht der praktisch nichts! Oder andere Projektleiter bei uns? Glaubt ihr irgendeiner von denen setzt sich neben seinen Unterstellten und hilft denen? Die verteilen bestenfalls am Anfang die Aufgaben und gehen dann Kaffeetrinken. So sieht es doch aus.
Und wo ist die Motivation für den Absolventen: Der Irrglaube, es kommt noch was interessantes im Arbeitsleben! Aber es kommt nichts interessantes und irgendwann wird der Absolvent mit Anfang 30 zu seiner ersten Leitungsfunktion kommen und genau das feststellen.
Als ich vor vier Jahren auch angefangen habe, war ich doch genau so. Aber ehlrich gesgat, hatte ich da noch Spaß. Ich hatte eine konkrete Aufgabe, der Tag ging schnell rum, aber hauptsächlich hatte ich noch Träume und Pläne, die mir ungemeine Motivation gegeben haben.
Heute weiß ich, dass die letzten 10 Jahre meines Lebens die reinste Verschwendung waren. 6 Jahre langweiliges, praxisfernes Studium. 2 Jahre als Trainee bis zu 60h Woche geschufftet, plus Lernen in meiner Freizeit/Wochenende und das um jetzt schon mit Anfang 30 auf den Zenit meiner Karriere angekommen zu sein und zu wissen, dass nichts mehr kommt, außer vielleicht eine durchschnittliche 5% Gehaltssteigerung im Jahr.
Jetzt werden einige denken, selber schuld mit der Einstellung und meine Antwort darauf ist wie weiter oben schon mal genannt: Du glaubst auch noch an den Weihnachtsmann!
Nur mal zur realistischen Situation: Über mir gibt es nur noch einen Abteilungsleiter und zweidutzend potentielle Nachfolgekanditaten aus dem eigenen Haus (plus Abteilungsfremde, die evtl über Seilschaften zu dieser Position gelangen können), plus externe Kanditaten. Also sehr motivierend bis hierher und fast schon aussichtslos, sich da irgendetwas auszumalen.
Aber was soll es, Geld muss rein.
So, Mittagspause vorbei! Muss mal kurz zu meinen Leuten und so tun als bin ich mit irgendetwas nicht zufrieden und dann schnell wieder in die nächste Kaffeepause gehen.
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