Ich lese und höre die unterschiedlichstenBeschreibungen vom Berufsleben nach dem BWL Studium. Einige Diskutieren wieviel Gehalt man wo bekommt, andere ob man 70h die Woche bei Beratern arbeitet oder ob man sicht für die Karriere verbiegen soll:

Als Student fehlt mir jede eigen erfahrung darüber wie es sich anfühlt sich überhaupt Gedanken um work vs life machen zu müssen.

Ich denke, es wird anderes sein, als sich um zu viele Klausuren, lernen und jobben nebenbei zu kümmern. Was aber ist ein vernüftiges Gleichgewicht des Berufes zum sonstigen Leben. Worauf kommt es an? Wer bietet das?

Ich plane ein Praktikum bei Ernst & Young und denke ich werde es vielleicht dort am eigenen Leib erfahren?

Das Gleichgewicht bestimmt doch jeder selbst, keiner kann dir eine pauschale Antwort darauf geben.

Aber gut, dass du es durch Praktika selbst erfahren willst, nämlich das Forum dient absolut nicht dafür!

kann ich nur bestätigen, das sieht jeder anders.

ich selber arbeite in einem industriekonzern, igmetall, 35h woche.
in der woche stehe ich 6:45uhr auf, zähneputzen, duschen, anziehen, frühstück machen + essen.
7:50uhr mit der bahn auf die arbeit
8:40uhr auf der arbeit
halbe stunde mittag
16:10uhr nach hause
17uhr zu hause

jetzt habe ich ca. 5 stunden täglich für:

• einkaufen
• essen machen für abend/nächsten tag
• wäsche
• aufräumen/putzen
• papierkram (rechnungen, versicherungsgedöns usw.)
• sport
• essen
• film gucken/spiel spielen
• ...

und jetzt wird dir an der liste auffallen, dass man das i. d. r. nicht in 5 stunden schafft, zumindest nicht wenn essen machen nicht aus pizza in ofen schieben besteht, sport 10min bauch-beine-po sind. will heißen, die 5 stunden am tag sind sehr knapp und man will ja vllt auch mal einfach ne runde entspannen und nichts tun.

das sind aber meine anforderungen an mein leben. ich komme mit der 35h-woche gut klar, wenn man direkt neben der arbeit wohnt ist sicherlich auch eine 40h/45h kein problem. alles drüber halte ich (für mich selbst) langfristig für problematisch.

Japp, ist nich leicht.
Ich werde nun auch immer so 50-55h arbeiten, dazu noch Wegzeit.
Da bleibt tatsächlich nich mehr viel Zeit unter der Woche für irgendwas.

Aber man gewöhnt sich auch an vieles find ich. Muss man halt durch.

Lounge Gast schrieb:

und jetzt wird dir an der liste auffallen, dass man das i. d.
r. nicht in 5 stunden schafft, zumindest nicht wenn essen
machen nicht aus pizza in ofen schieben besteht, sport 10min
bauch-beine-po sind. will heißen, die 5 stunden am tag sind
sehr knapp und man will ja vllt auch mal einfach ne runde
entspannen und nichts tun.

Du bist jeden Tag um 5 zu Hause und schaffst es nicht, dir was zu essen zu machen? Das klingt für jemanden wie mich (nie vor 7 daheim, Frau&Kinder) wie der blanke Hohn. Echt, solche Sorgen möchte ich unbedingt mal haben ;)

Gibt tatsächlich Viele Leute die man um 20:00 noch im Büro sieht. In DE ist das ein Zeichen für Einsatz (Präsenz Effekt). In Skandinavischen Ländern oder in NL/CH würde man diese Leute für unfähig halten mit der Zeit vernüftig umzugehen.. Ich selber hab kein Problem Abends nochmal kurz e-mails zu checken oder über Sachen von der Arbeit zuHause nachzudenken und dann ein paar Ideen aufzuschreiben. Aber irgendwann will man ja auch mal nach Hause...

Meiner Meinung nach sollte man im Büro die zeit nur nutzen um sich mit anderen abzusprechen und denn Rest dann zuHause erledigen. Da ist es ruhiger und man wird weniger gestört..

es liegt an einem selbst auch mal nein zu sagen.
natürlich kann man in den wenigsten berufen seine zeit komplett selbst bestimmen, aber man kann sehr wohl darauf achten dass die vertragliche arbeitszeit über den monat oder wenigstens das jahr über eingehalten wird.

mir persönlich ist es viel lieber überstunden zu machen wenn was los ist, und dafür auch bewusst mal einen freitag frei zu haben über gleitzeitvereinbarung...

problematisch ist es nur, wenn ein arbeitgeber sich nicht an den vertrag hält, oder man nicht das selbstbewusstsein hat einfach mal nein zu sagen!

ähm.. und wenn du jeden tag 5 stunden für all die sachen hast... dann ist das definitiv mehr zeit als der durchschnitts-akademiker hat... arbeiten ja nich alle aufm amt hier.

Also meine Woche (z.B. die letzte Woche) als Senior Manager in der Beratung von Banken sah so aus:

Mo:
5:30 aufstehen
7:00 Flug von Heimatstadt zu Projektort 1
9:45 Ankunft beim Kunden
21:00 Büro verlassen und bis ca. 23:00 mit Kollegen an der Hotelbar gesessen
00:30 Schlafen

Di:
6:30 Aufstehen
6:45 1h Sport im Hotel-Gym
8:15 Frühstück im Hotel
9:00 Wieder beim Kunden
20:15 Flug zu Projektort 2
00:00 Schlafen

Mi:
Grds. wie Di., abends wieder Flug zu Projektort 1

Do:
Grds. wie Di, abends wieder Flug zu Heimatort

Fr:
09:00 - 18:30 Eigene Heimatniederlassung

Eine vollkommen typische Woche, mir machts Spaß. Ja, ich vermisse natürlich meine Frau und sie auch mich, aber das ist nun mal Bestandteil des Jobs.
Für 160kEUR all-in kann man das machen

ähh, nein!!!

Natuerlich schaffe ich es jeden tg mir was zu essen zu machen. Ich rede von der gesamten liste (vorsichtig: ist nich vollstaendig!). Essen machen, einkaufen, sport und film schaffst du nicht mal an einem tag in 5 stunden...

An den anderen bernd mit der amt-bemerkung. Ich arbeite 7 stunden, habe geile kollegen, 30 tage urlaub, volle gleitzeit, keine kernarbeitszeit, kann auch mal home office machen, geld stimmt einstieg mit 46k?, fliege ca 1 monat fuer 1-4 tage in europ. Ausland wobei die arbeitszeit mit dem zug zum flughafen gerechnet wird.

Fuer mich sind das teilweise einfach selbsverstaendlichkeiten, z.b. Reisezeit ist voll bezalte arbeitszeit. Wenn das nicht so waere, wuerde ich mir das ja durch ein wesentlich hoeheres gehalt quersubventionieren lassen oder die zahlen mir stb, wp, ... . Lasst euch nicht alle veraschen, jeder bandarbeiter beim daimler lacht doch ueber eure arbeitszeiten.

für 160k is OK. Aber man muß auch gerade beim Thema Work-Life Balance bedenken, das diese immer von einem Pers. ausgeht. WEnn du nicht selbst darauf bestehts mal Überstunden als ausgleich zu nehmen wird es sonst keiner für dich einreichen.

Obwohl 160k, ist schon sehr viel. Das ist laut dem akt. CW Artikel http://www.computerwoche.de/karriere/karriere-gehalt/2500181/
schon von CIO Level. Aber Senior Manager kann ja auch immer viel sein..

Lounge Gast schrieb:

[...]
Für 160kEUR all-in kann man das machen

Und wie lange noch, bis Du auch soviel bekommst? ;-)

Ja, denn schließlich ist Geld alles, gerade in den besten Jahren.^^

Wie kann man bei einer 35h-Stundenwoche bitte Zeitmangel für Freizeitaktivitäten haben? Woanders würde man das als Teilzeitjob einstufen.

Das Aufschlüsseln meiner Woche ist für einen Senior Manager Big4 in der Bankenberatung.
120k fix + ca 30% var (in schlechten bis normalen Jahren, wie aktuell), ansonsten auch +40 - 50%...

Ich brauche meine Freizeit. Karriere hin oder her, wenn es bedeutet auf Dauer täglich 10+ Stunden zu arbeiten, dann verzichte ich.
Wenn viel zu tun ist, kein Problem, da bleibe ich gerne länger. Aber dafür möchte ich irgendwann einen Ausgleich bekommen. Das hat meiner Meinung nach auch nichts mir mangelndem Engagement zu tun.
Kein Geld der Welt gibt mir die Zeit zurück. Ich habe nur das eine Leben und möchte auch was davon haben.
Und ich bin auch davon überzeugt, dass man sich finanziell gut aufstellen kann ohne sein Leben zu verkaufen.
Mein Tag sieht übrigens folgendermaßen aus:

6:00 aufstehen, duschen
6:30 losfahren
7:30 Ankunft Büro
16:00 Feierabend
17:00 Ankunft Zuhause

Das ist für mich eine ausgewogene Life/Work Balance. Da bleibt Zeit sich um seine Erledigungen zu kümmern und auch noch Zeit für Freunde/Familie.

Naja, der 160k Artikel ist zumindest im Bereich des Glaubwürdigen. In erster Linie kannst Du die Gehaltsstrukturen in der Beratung nicht mit denen in der Industrie vergleichen.

Wenn ich mir unsere Firma (mittelgroße Beratung) anschaue, haben in DE rund 10-15% der Mitarbeiter ein 6-stelliges Einkommen. Das ist in der Industrie idR nicht der Fall.

Zum Tagesablauf des Kollegen. Ich selbst bin auch so was wie "Senior Manager", also eins unter Partner, auch wenn es bei uns anders bezeichnet wird. Auf 160k komme ich nicht, eher so auf 120-130. Bin aber auch nicht im Bankensektor tätig, sondern in der Logistik, wo die Tagessätze nicht so üppig sind. Da sich das Einkommen zu einem großen Teil aus variablen Bestandteilen zusammensetzt, kann das schon einen ziemlichen Unterschied ausmachen.

Mein Tagesablauf sieht dagegen schon ziemlich anders aus. Normalerweise schaffe ich es nicht, mehr als 2 Tage die Woche auf Projekt zu sein. 1-2 Tage gehen für Akquise drauf, der Rest für interne Themen: Recruiting, Administration, Business Development.

Die Work-/Life-Balance ist natürlich trotzdem objektiv schlecht. Für mich ist es ok, da ich noch nie was anderes ausser Consulting gemacht habe. Dazu kommt, dass Du relativ viele Freiheitsgrade hast...

wenn man gewisse ansprüche ans leben stell:

• Partner
• Freunde
• Sport
• Hobby
• Gesellschafliches Engagement (Ehrenamtlich, Partei oder so)
• Familie
• ...

... dann ist 17 Uhr Arbeitsende eigentlich die Voraussetzung dafür.

Alles andere führt zu einen sehr einfachen Leben (ohne Sport, Familie, Hobby ...) und ist eher armselig!

In NL, CH und Skandinavien hat man auch keine vernünftige Arbeitsmoral. Solche Gesellschaften muss man nicht ernst nehmen - die sind ohnehin schon längst nicht mehr das, was sie mal waren.

ach so, in der Schweiz gibt es keine Banken?;-) Oder nur Schalter? Entschuldigung, auch in der Schweiz wird es M&A und andere Bereiche geben, in denen man länger da ist als bis 20h!

Hehe, ich hab solche Wochen - nur heftiger - in Beratung auch hinter mir. Aber ganz ehrlich: Ob du da 3000 oder 7000 netto rausbekommst. Das hat auf deinen alltag doch gar keinen effekt mehr.

Stimmt NL, CH, und Nordics haben keine Arbeitsmoral... Vielleicht ehr ne Resultatsmoral. Da kann man dann eben auch mal was früher nach hause wenn man fertig ist, anstatt bis 20 Uhr im Büro vor dem PC zu sitzten. Ist halt Kulturel ehr Unterschiedlich und ich finds besser.

vielleicht hängen auch geburtenrate und work life balance zusammen.
schon mal gewundert warum in diesen ländern pro (gebildeter) frau mehr als 2 kinder auf die welt kommen?

aber als gegenwartsoptimierer lacht man ja über work life balance. erstmal anfangen mit 60h pro woche. später kann man ja immer noch runterfahren -oder auch nicht- denn die nachfolger geben dank peer group wieder so viel gas. da bleibt keine zeit für familie. außer man hat eine hausfrau. ergo arbeitet man wieder für 2 oder auch mehr personen falls man je das alleinrisiko kinder trägt...

tja, und am ende bekommen nur noch die hartzer kinder. das sichert aber nicht die zukunft des industriestandortes...

VAZ in der Industrie:
7 Uhr aufstehen
8 Uhr aus dem Haus
8:15 an der Arbeit
zwischen 15 und 20 Uhr Feierabend danach Sport oder mit Freunden was trinken gehen, Frauen treffen oder einfach runde DVD schauen/zocken

Zudem die Möglichkeit auch mal an nem Brückentag von Zuhause statt vom Büro aus zu arbeiten.

Alles in allem 40 - 45 Std die Woche (inkl. Reisezeiten)
Einkaufen gehen muss ich nur am Wochenende. An der Arbeit gibts Frühstück, Mittagessen und auch nochmal Abends bis 20 Uhr warmes essen.

Verdienst im ersten Jahr nach der Probezeit 42.000 + 2 Weihnachts- und Urlaubsgeld + 18 % Boni. 30 Tage Urlaub.

Ich lach über Leute die 60 Std. für 38.000 ? arbeiten, da verdienen bald die ungelernten Lagerarbeiter bei uns mehr pro Stunde. Und dafür studiert? 5 Jahre Einkommensausfall durchs Studium und dann fürn Hungerlohn arbeiten weil "man muss da durch" son Schwachsinn. Wenn ihr euch unter Wert verkauft wird man euch auch nicht befördern, wie sollt ihr für das Unternehmen gute Ergebnisse verhandeln/erwirtschaften, wenn ihr das nicht mal bei euch selbst könnt?

Lounge Gast schrieb:

vielleicht hängen auch geburtenrate und work life balance
zusammen.

Es gibt keinen Zusammenhang zwischen diesen Faktoren. In Deutschland werden nicht genug Kinder geboren, weil man diese seit Jahrzehnten nur als reinen Kostenblock betrachtet (du sprichst sogar von Risiko). Hier im Thread sieht man auch wieder, dass Kinder sowieso nicht in euer Lebensbild der optimierten Freizeit mit täglicher DVD passen.
Woanders bekommt man Kinder, egal ob es gerade in den Kram passt oder nicht. Hierzulande wurden sogar im Nachkriegsjahr 1946 mehr Kinder geboren als jetzt. Kinder bekommt man normalerweise, weil sie zum Leben dazu gehören und jeder welche hat. Da macht man nicht erst eine Ammortisationsrechnung auf. Armes Deutschland.

BÄM! Richtig so! Ich werd mit 30 Kinder machen. Find ich schon spät eigentlich, aber unter den Akademikern heute ist das ja schon früh komischerweise...

es kommt immer auf die Ausgewogenheit an: ab und zu mal um 15.30 Uhr gehen oder erst 10.00 kommen können, um wirklich noch was vom Tag zu haben, in Ruhe zum Arzt zu gehen etc. - das wäre für mich eine gute work/life balance.
Dann ists auch ok, wenn es Arbeitstage mit 10+ h gibt. Hauptsache man vernachlässigt auf kurz oder lang seine Hobbies/Sport/Freunde etc. nicht!

Wenn ich vor 7 Uhr oder gar um 6 Uhr aufstehen müsste, wäre dies allein ein Grund nicht mehr von ausgewogener Work Life balnce zu reden. Ob man Wochentags 5h Std für alltägliches braucht sei mal dahingestellt, aber ich bevorzuge meinen Berateralltag dann doch:

Aufstehen 7:30-8:00, je nachdem Frühstücken oder unterwegs ein Brötchen kaufen. 9:00 Anfangen zu arbeiten (Big 4 in der Großstadt), 1h Stunde Mittag (mit Kollegen in Restaurant oder Einakufen + TakeAway Salat. Nach Hause irgendwann zwischen 18 und 20 Uhr, entsprechend 30 Min, zu Hause sein.

Abendprogramm ab 20-21 Uhr. Zwischen 23 und 1 Uhr schlafen. WE ist frei.

(Noch) keine Kinder, Freundin studiert noch.

Find alles Wunderbar, vor allem aber weil ich die Balance zwischen Arbeit und Leben nicht als auszugleicheden Unterschied sehe, sondern ich den Arebitsteil als Teil meines Lebens erachte, meine Kollegen mag und auch privat viel mit Ihnen anfangen kann, der Tagesablauf unterschiedlich ist, wenn auch manchmal lang, und das Gehalt ok, wenn auch nicht gerade zu Hoch. Reicht aber für eine Putzhilfe 1x die Woche.

Ich persönlich bin so sehr viel glücklicher als in einem klassichen 9 to 5 Job wo ich auch noch über 1h Anfahrt habe.

Spätestens wenn das Liebesleben leidet, sollte einem klar sein, dass mit der Arbeitsbelastung was nicht stimmt.

Wie soll man von 3.000 netto leben? das geht zumindest in München mit 1-2 Kindern gar nicht. Zumindest nicht auf dem Niveau das man sich glaubt verdient zu haben nach Studium und 60h Woche.

Lounge Gast schrieb:

Hehe, ich hab solche Wochen - nur heftiger - in Beratung auch
hinter mir. Aber ganz ehrlich: Ob du da 3000 oder 7000 netto
rausbekommst. Das hat auf deinen alltag doch gar keinen
effekt mehr.

Ja... ist halt sehr typabhängig.

In einem 0815-9-to-5-Job (geiles Wort), wo ich aber effektiv nur 4 Stunden pro Tag gefordert bin, werde ich dermaßen unzufrieden, dass ich zwar eine ZEITLICHE aber keine gefühlte Work-Life-balance habe. Dann lieber 10 stunden pro Tag arbeiten und Spaß dabei und Hirn benutzen müssen.

Das Thema ist für Studenten nur sehr schwer vorstellbar. Wer freiwillig studiert und trotz Bachelor vorgaben doch recht selbstständig entscheidet was und wieviel er macht, hat kein keine Ahnung von der Arbeitswelt. Zusätzlich ist das Leben ohne Frau + Kind auch nicht vergleichbar mit dem eines 32 jährigen mit 2 Kindern und einem 50-60h Job als Manager bei Big4. Eine "gesunde" WL Balance ist lebensphasenabhängig, meiner Meinung und erfahrung nach. Mit 24 war ist total geil drauf zu arbeiten, Transaction Services, gerne auch bis 23 Uhr und am WE, rumfliegen, im 5* Hotels wohnen und das Gefühl zu haben irgendwie wichtig zu sein und bei Millardendeals dabei zu sein. Mit 27 merkt man, dass man bei Big4 nicht wichtig ist, es wahrscheinlich nauch nicht werden wird und dass man bei 60h / Woche seine Freunde (und vor allem Freundin) verliert.

Man kann sicht damit trösten, dass man dann mit 29/30 Manager wird und das dann irgendwie doch etwas wichtiger ist, aber man verkauft auch immer mehr sein Privatleben an die Firma. Mit 31 dann geheiratet und ein Kind ist unterwegs. Und siehe da: etwas ganz anderes wird wichtg, man hat Verantwortung für ein Kind (und eine Frau die erstmal als Vollverdiener ausfällt). Mit 32 entspannt sich das Familienleben, 2. Kind ist unterwegs und man selbst achtet drauf mindestens 2 mal die Woche auch um 18 Uhr zu Hause zu sein.

Hätte ich 2004 gedacht das ich so werde? Wahrscheinlich nicht. War es das Wert, diese Art von Karriere zu starten? Ich denke nach wie vor schon, denn ich war meistens zufrieden, nur haben sich die Werte eben im zeitablauf geändert. Wahrscheinlich wäre ich nicht glücklicher geworden, wenn ich mit 25 einen 9 to 5 Job hätte.

p.s. ach ja, bin nach einem Jahr Manager bei Big4 übrigens zu einem Großkonzern gewechselt.

Ich hab mir aber mit 24 schon die Fragen gestellt, die du mit 27 hattest. Also, ich finde, man braucht da nicht lang, um zu kapieren, dass Freunde/Freundin alles den Bach runtergeht, wenndu 60h+ arbeitest und dazu noch unterwegs bist die ganze Woche.

Trotzdem interessanter Post und ich teil Deine Meinung: 9-to-5 brauch ich mit Mitte/Ende 20 nun wirklich noch nicht.

Lounge Gast schrieb:

Wahrscheinlich wäre ich nicht glücklicher geworden,
wenn ich mit 25 einen 9 to 5 Job hätte.

Das ist keine sinnvolle Hypothese. Jeder einigermaßen zufriedene Mensch bezeichnet seinen Werdegang als entscheidende Prägung seines Charakters und als Grundlage des gesamten Lebenserfolges. Das ist typisch für die menschliche Natur: Jede Entscheidung in der Vergangenheit wird im Nachhinein in die eigene Geschichte perfekt eingepaßt, als hätte es keinen anderen Weg gegeben.
Ergo: Wenn du damals einen 9-5-Job gemacht hättest, wärest du heute höchstwahrscheinlich genau so zufrieden und würdest jetzt vielleicht über die Manager herziehen.

Zitat:

Das Thema ist für Studenten nur sehr schwer vorstellbar

Das ist eine naive Sichtweise. Man sollte sich schon frühzeitig Gedanken darüber machen, was man im Leben erreichen will und sich ganz bewußt sagen, dass die eigene Lösung garantiert nicht der perfekte Weg sein wird. Beispielsweise war für mich schon mit 23 klar, dass man als Berater viel arbeiten muss. Ich bin dann nach dem Abschluss über einen Umweg da hinein gerutscht. Ob das gut oder schlecht war, kann ich (noch) nicht vollständig beurteilen, da ich es nur so kenne. Ich würde mal behaupten, dass man sich mit weniger Arbeit und ohne lästige Reiserei auch gut arangieren kann. Auch bei mir kommt das 2. Kind und ich muss aussteigen. Nur weil ich im Moment auf die Mgr-Beförderung warte, bin ich noch da. Ich war natürlich auch meist zufrieden, aber anderen empfehlen, würde ich soetwas nicht - das muss man objektiv betrachtet einfach mal sagen.

Ich habe jetzt nicht alle 35, sondern nur den ersten und die letzten Beiträge gelesen. Ein Aspekt hat mir da gefehlt: Flexibilität.

Der Begriff ist - meine Erfahrung - eher negativ besetzt. Flexibilität wird oft so verstanden, dass man bereit steht, wenn es der Arbeitgeber verlangt, und gefälligst zuhause bleibt, wenn keine Arbeit vorhanden ist (egal ob es einem gerade passt oder nicht). Den gibt´s aber auch in einer positiven Variante. Vor allem bei Selbstständigkeit. Klar müssen Selbstständige viel arbeiten. Oft mehr als abhängig Beschäftigte. Trotzdem haben sie ab und an die Möglichkeit, sich die Zeiten frei einzuteilen. Z.B. an einem sonnige Freitag ab Mittag das Büro verlassen und dafür an einem verregneten Sonntagmorgen vor- oder nacharbeiten. Private Dinge werden zwischendurch vom Büro aus (eventuell über die Sektretärin) geregelt. Kunden/Mandanten sind - vor allem in kleinen und mittelgroßen Städten - oft Freunde/Bekannte. Beruf und private Angelegenheiten gehen da manchmal ineinander über.

Viel arbeiten kann eine Belastung sein, muss es aber nicht. Dem einen fällt die Arbeit schwer, dem anderen weniger. Das ist selten ein Zeichen für Fleiß/Faulheit, sondern manchmal auch nur Arbeitsfreude (Job, Umfeld usw. passt) und Arbeitsleid (Geschäfte laufen schlecht -> Sorgen, langweilige 08/15-Arbeit, miese Kollegen etc.).