Wirtschaftsprüfer werden - Ja/Nein
Liebe Community,
Ich verfolge seit langem die Kommunikation hier im wiwi Forum. Insbesondere sehe ich junge Studenten und Studentinnen die sich Gedanken machen ob der Beruf etwas für sie ist. Auch tummeln sich hier Neueinsteiger die sich fragen ob sie den Weg gehen sollen. Ich gebe euch hier mein Feedback nach 6 Jahren in der Wirtschaftsprüfung.
Kurz und knapp: Tut euch den Titel nicht an. Wieso? Antworten (nicht abschließend):
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Ihr werdet für das Examen Jahre voller Lernerei an Wochenenden und in Freistellung aufbringen müssen. Hier werdet ihr vermutlich sehr viel private Momente mit eurer Familie und Freunden verpassen die ihr nie mehr wiederholen könnt. Schätzt die Zeit mehr als irgendwelche Lernerei für ein Examen das zu großen Teilen auf Glück basiert.
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Wieso Glück? Die WPK ist ein selbstgefälliger Haufen an alteingesessenen WP. Sie sagen zwar immer es gibt einen Mangel an WP, allerdings befeuern sie diesen Mangel selber. Mitunter wird dies dadurch erreicht, als dass die Klausuren sehr unfair gestellt werden. Teilweise kommen Themen dran mit denen niemand rechnet und die sehr exotisch sind. Begründet wird dies durch die hohe Qualitätsanforderung des Berufsstands. Fraglich wie das mit Qualität zusammenhängt wenn für den Großteil der Teilnehmer die Lernerei in Form von Bullemie Lernen stattfindet? Was da gelernt wurde wird in kurzer Zeit vergessen. Einfach weil es sich bei dem Examensprinzip um eine veraltete Form der Prüfungsart handelt die in keinerlei Weise nachhaltiges Lernen und Können fördert. Das hat also mehr mit Glück und sehr wenig mit Qualität der Prüflinge zu tun. Wie soll denn auch nachhaltig in kürzester Zeit gelernt werden was man jahrelang in der Prüfung einsetzen soll/kann? Unmöglich.
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Der Berufsstand ist verstaubt ohne Ende. Die Entscheider in der WPK und der Politik wehren sich gegen Reformen da sie nicht wollen dass sich was ändert. Ein digitales Postfach wird als revolutionär gefeiert. Die Kammer ist nicht in der Lage den Syndikus WP einzuführen - schlichtweg weil sie keine Änderungen wünschen. Jegliche Modernisierung des Berufsstands wird verhindert. Bewusst.
- Die Politik und die APAS schauen nur auf die big4 und next10. Auf diese Gesellschaften wird Druck aufgebaut. Dass aber die kleinen WPs und WP Gesellschaften teilweise harakiri prüfen, oftmals beraten ohne Ende, bei fast kaum prüfungsarbeit stört die Kammer und Politik nicht. Einen Bösewicht braucht es immer und das sind immer die größeren WPGs. Die Prüfungsqualität der kleinen WPs ist teilweise unterirdisch. Somit hat man als jung WP enormen Druck bei den großen Gesellschaften, in welchen ggf Karriere möglich wäre, sich aber so mitunter schwer ermöglichen lässt. Der Fokus der Regulatoren ist so enorm geworden dass der Druck auf die Angestellten immer größer wird. Wie gesagt der Wald und wiesen Prüfer „prüft“ trotzdem entspannt weiter.
Das sind nur ein paar Gründe weswegen ich den jungen Einsteigern sage lasst es sein. Sucht euch einen Job in einer Beratung oder in der Industrie. Hier könnt ihr Karriere machen. Auf humanere und vor allem fairere weise.
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