Ich bin Wirtschaftsingenieur aus Aachen, also einer sehr guten Uni für dieses Fach, vergleichbar mit Mannheim für BWL.

Während meines Studiums habe ich:
2 Praktika gemacht, eine bei einem Sportwagenhersteller im Bereich Strategie, ein anderes war technisch bei einer Firma im Mittelstand.
2 Werkstudentenstellen gemacht über insgesamt 2 Jahre (beim Sportwagenhersteller und bei einem Zulieferer)
2 Stellen als Hilfswissenschaftler (über 1,5 Jahre)
1 Auslandssemester Nordamerika
Soziales Engagement: auf dem Papier keines, evtl. Zivildienst?!
Consultingerfahrung: keine
Noten: Master (1,0, aktueller Schnitt ohne Masterarbeit)), Bachelor 1,4, Abi 1,0 + Preise
Studiendauer (12 Semester, davon 6 für Bachelor, 1 Urlaubssemester, 5 für Master)

Wie ich auf Consulting komme? Um ehrlich zu sein, kam das für mich nie in Frage, bzw. habe nie darüber nachgedacht. Allerdings wurde ich vor ein paar Wochen zu einem Workshop eingeladen (Tier 2 Consulting), und ich fand das Berufsbild eigentlich sehr interessant (man kommt viel rum, sieht viele Unternehmen, lernt viel).

Allerdings kommt für mich nur eine sehr gute Beratung in Frage (BCG, McKinsey, Roland Berger?, SMC?), da ich es nicht einsehe eine 70 h Woche zu haben, bei 60.000? Gehalt (mir liegt ein Angebot mit höherem Gehalt bei einer 35 h Woche vor).

Was mir wichtig ist:

• Gute Weiterentwicklungsmöglichkeiten
• Angemessenes Gehalt
• Keine FH Studenten in der Abteilung

Was mich zweifeln lässt:

• Fehlende Consulting Erfahrung?
• Zu wenig Praxiserfahrung (habe keine 5 Praktika oder so wie andere hier)
• Fehlendes Soziales
• Wenn ich mir Xing Profile von McK und BCG MA anschaue, dann scheinen das richtige Überflieger zu sein, mit 5 Stipendien, Auslandssemester in Harvard und 5 Praktika, das alles in 5 Jahren...

Ich würde mich vom Wesen her wie folgt beschreiben: Ich bin, wenn ich etwas selbst durchgerechnet habe, total sicher in der Erklärung und Präsentation. Sicherer und souveräner als 99% der Leute die ich kenne. Falls ich einen Sachverhalt allerdings nicht zu 100% durchschaut habe (was eigentlich nicht oft der Fall ist, weil ich mich meistens schon durchkämpfe), dann werde ich sehr schnell unsicher (ich glaube Consultants können solche Unsicherheiten sehr gut verschleiern - ich, jetzt jedenfalls, noch nicht)
Generell bin ich sehr stark im Bereich Mathematik (durchweg 1,0 in alle mathe-/matheverwandten Vorlesungen).

Was meint ihr? Hab ich ne realistische Chance auf "Tier 1"? Oder wäre bewerben verschwendete Zeit?

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Von den Noten her ja, Selbsteinschätzung proaktiv aber auch recht nah an Selbstüberschätzung ("besser als 99% de Leute die ich kenne" etc). Diese Aussage könnte aber natürlich daran liegen das deine Menge an Personen die du kennst recht klein ist.

Bewerb dich und bereite dich auf das Assessmentcenter, Business Cases, Gespräche halt vor.

Umgang mit Unsicherheiten lernt man. Auch die erste Präsi vor Kunden, spätere Vorstandstermine sind gewöhnungssitustionen. Hierzu kann man sicher später nochmal genauer eingehen, aber war ja nicht deine Hauptfrage.

Problematisch finde ich die Aussage "keine FHler in der Abteilung" (siehe hierzu meinen obigen Kommentar zur Selbsteinschätzung, da du dich nahe an der Grenze bewegst und dich selbst rauskickst aufgrund fehlender menschlicher Komponenten in einem People Business)

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McK und BCG ist noch über Berger, v.a. international. Gerade BCG erwartet quasi (McK aber auch), dass du nahezu nach Anfang deines Jobs dort in den nächsten 1-2 Jahren einen MBA oder Promotion anfängst. Eine Promotion als (Wirtschafts-)ingeneur ist grundsätzlich keine so schlechte Idee. Du kannst natürlich auch int. einen PhD machen und hast damit die internationale Erfahrung, die du bei anderen Mitbewerbern gesehen hast.

Du kannst viele gute Sachen vorweisen, das ist schonmal positiv. Du wirst bestimmt zu Gesprächen eingeladen, was dann passiert hängt aber von dir ab. U.u. kann die mangelnde Erfahrung zum Problem werden. Wichtig ist, dass cases studies und Kreativität für dich kein Problem darstellen, dann könnte es evtl. klappen

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FHler findest du in jedem Tier 1&2 Shop

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Hier nochmal der TE:

zur ersten Antwort:

• Selbstüberschätzung habe ich (dachte ich bisher zumindest) eigentlich weniger, bisher wurde mir eher vorgeworfen, dass ich mich selbst unterschätze. Das mit den 99% sollte nur verdeutlichen, wo meine Stärken liegen. Öffentlich würde ich das so zu niemandem sagen. Ich bin keinesfalls hochnäsig, sonst wäre ich beim Zuliefer bzw. beim Mittelständler gewaltig auf die Schnauze gefallen. Ich wollte damit eigentlich nur klar für euch deutlich machen wo ich (und auch andere) meine Stärken sehen. Ihr kennt mich ja nicht, von daher muss das hier ja irgendwie klar rüberkommen. Keine Ahnung ob ich viel oder wenig Leute kenne - der Vergleich war auf Dinge bezogen wie: Präsentation Bachelorarbeit + Diskussion, Seminararbeiten + Diskussion, Rechnerübungen + Fragen, und auch teils in Besprechungen bei Werkstudententätigkeiten (subjektive Wahrnehmung & objektives Feedback dazu)

• Kein FHler in der Abteilung: Stimmt, das hört sich echt ignorant an. So etwas würde ich auch zu niemandem direkt sagen, aber ich denke es mir halt, und wollte hier ehrlich sein. Grund für diese Einstellung sind extrem negative Erfahrungen während Werkstudententätigkeiten. Darin war ich nichtmal involviert, aber musste es mir ständig anhören und hat mich innerlich genervt.

Zur ersten & zweiten Antwort:
=> Ihr denkt eingeladen werde ich wahrscheinlich, aber durch fehlende Erfahrung (auch in den Cases) /schlechtere Social Skills werde ich wahrscheinlich eher rausfliegen als jmd. der schon während dem Studium im Consulting tätig war. Dann werde ich mich einfach mal bewerben, und schauen was dabei rauskommt. Vielleicht bieten sie mir ja doch was an.

Ich würde gern noch eure Meinung zu dem fehlenden sozialen hören, weil ihr davon noch gar nicht gesprochen habt. "Reicht" Zivildienst? Ich bin schon in Vereinen aktiv, aber halt nicht als Trainer/Schiedsrichter, sondern als Spieler.

Angenommen ich werde eingeladen, muss ich sicher begründen warum ich nichts im Consulting bisher gemacht habe (Praktikum) und wieso ich mich jetzt bewerbe. Würdet ihr das einfach so (ehrlich) schildern? -> Nicht auf dem Radar gehabt -> Workshop -> gesehen wie interessant es ist -> beworben

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zu lange studiert; sry ... damit gibts mMn. ne absage

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Lieber ehrlich und authentisch, zumal das ja nichts verwerfliches ist. Kann ja niemand erwarten, dass man mit Anfang 20 schon das Leben bis zur Rente durchgeplant hat.

Zu dem Sozialen: Bin jetzt nicht bei Consulting, aber was ich so in meinem Umfeld sehe, ist das sicher nice-to-have, aber kein Entscheidungskriterium. Du fängst ja nicht als Sozialarbeiter an.

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Bin derjenige mit der Selbsteinschätzung (2ter post):

• wie du auf meine Punkte reagiert hast. Top. Du hast es richtig gemacht, bist damit umgegangen, hast argumentiert und siehst die möglichen Probleme falls man sowas öffentlich bei den falschen Personen adressierst. (Reflektierend, fremdwahrnehmung aufgenommen...)
• das soziale Ehrenamt wäre zwar noch eine Steigerung, aber deine Berufspraxis zeigt deinen Schwerpunkt und irgendwelche Punkte gibt es immer. Bereite dich mit Argumenten und einer kleinen Story auf mögliche Fangfragen hierauf vor und gut ist.
• die Frage zum Consulting wird zwar was kniffeliger aber nicht unmöglich. Versuchs vll über die praktische Erfahrung im Bereich Strategie (gab es vll hier auch entfernten Kontakt zu Beratern, wenn ja umso besser) und durch den anschließenden Workshop proaktiv versucht dich in die Richtung Consulting zu bewegen. "Authentisch" bleiben und nicht zu stark übertrieben, den Nachteil einräumen und auf deine eigenen Vorteile schwenken. Ps: nicht jeder Berater hat vorher in die Branche geschnuppert ;)

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Von BCG würde ich derzeit die Finger lassen, viel zu viele Einstellungen, überladene Hierarchiepyramide (zuviele Consultants, welche versuchen auf die lukrativen Positionen befördert zu werden) und teilweise keine Möglichkeit die Projekteinsätze mitzubestimmen. Hier halte ich die Weiterentwicklungsmöglichkeiten momentan eher für begrenzt.

Roland Berger würde ich mir nur antun, wenn du von vorneweg auf einen Bereich gestafft werden willst, Stichwort "Competence Center"-Zuordnung. Du arbeitest dann nur auf Projekten in einer bestimmten Branche. Zudem sind sie wohl derzeit die unsicherste Adresse aller Beratungen. Druck kommt von den Tier 1 und den anderen Tier 2, welche bis auf AT Kearney alle mehr Investitionskapital in der Hinterhand haben und kräftig Partner aufkaufen. McKinsey wäre die beste Alternative der von dir genannten bzw. generell aller Beratungen, sowohl hinsichtlich langfristiges Gehalt, Weiterentwicklung und "FHler".

Ansonsten solltest Du dir vor allem Strategy& und Bain anschauen. Strategy& gibt die Möglichkeit ein direktes Alignment zu einer Industrie, z.B. Automotive + Manufacturing etc. zu machen oder Teil des "Home Teams" zu werden, welches der ein Generalistenstaffingpool ist. Gehalt dort ist überdurchschnittlich mit 83,000 + 15% Bonus, MBA/PhD-Option, bei ihren Firmenevents habe ich zudem einige Berater vom KIT, Darmstadt und RWTH Aachen kennengelernt. Bain bietet ebenfalls einen Generalistenpool und zahlt mit 72,500 + 15% + 5,000 Car ähnlich gut. Bei Bain hast Du solange ich weiss keine Möglichkeit dich sofort auf eine Industrie festzulegen, jeder kommt dort ins Home Team. Kenne von dort einen KITler. Als Ingenieur wärst du zudem ein idealer Kandidat für AT Kearney, welche eine starke Position in der Automobilbranche und Industrie haben, aber ihre Berater nicht sofort alignen. Die zahlen 70,000 + 10% Bonus + 3,000 Car zahlen.

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Wirst eingeladen werden und das ziemlich sicher ohne Probleme!

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Du wirst 2-3 Einladungen bekommen. Folgende Beratungen sollten für dich im Fokus stehen:

McK, BCG, Bain, Strategy&, Berger

Das du auch bei unsicherer Faktenlage sicher argumentieren und präsentieren kannst ist eine der wichtigsten Eigenschaften im Consulting. Du wirst dort unter deutlich höherem Zeitdruck stehen als in der Uni und oft Sachen nicht bis zum Ende durchdenken können und trotzdem gut verkaufen müssen. Arbeite auf jeden Fall daran!

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Profil sollte passen, vor allem akademisch konntest Du ja auf voller Linie überzeugen, Praktika sind zwar etwas dürftig für Consulting, aber Dein Gesamtprofil gleicht das aus. Einladungen wirst du wahrscheinlich von allen Top 7 bekommen. Wegen Deiner Unsicherheit in manchen Situationen solltest Du Dir keine Sorgen machen, man lernt mit diesen Herausforderungen schnell klarzukommen.

Deinen Kriterien nach solltest Du Dir mal die folgenden Beratungen anschauen:

• McKinsey: Beste Managementberatung, keine andere Adresse wird dir eine ähnliche Leistungskurve, Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Netzwerk ermöglichen; ist einfach so - das geben auch BCGler nach 2 Gläsern Wein offen zu. FHler wirst du auch hier antreffen, aber dann in Verbindung mit Top-Master an einer Uni etc. -> das trifft auch auf die anderen Beratungen zu. FHler wirst du nur in den Topmanagementberatungen sehr homöopathischen Dosen zu Sehen bekommen.

• Bain: Bessere Alternative zu BCG derzeit, weniger Einstellungen, günstigeres Partner:Junior-Verhältnis, zahlen sehr gut und fördern einen MBA. Über die Unternehmenskultur hört man unterschiedliches, da halte ich mich mal raus. Man sollte die Beratungen auch nach der Kultur aussuchen, also nimm das was dir menschlich passt.

• Strategy&: Meiner Meinung nach eine der interessantesten Beratungen, sind derzeit auf Platz 4 global hinter M/B/B aufgestellt, bezahlen top und bieten viele Perks. Die Weiterentwicklungsmöglichkeiten (MBA, viel Möglichkeiten eigene Anstöße intern anzubringen und günstige Mitarbeiterstruktur) und die Stimmung scheinen derzeit sehr gut zu sein. Außerdem scheinen sie derzeit sehr ambitioniert zu wachsen; in meinem Bekanntenkreis arbeiten zwei meiner engsten Freunde bei Strategy& und sind sehr glücklich.

• Stern Stewart: Wenn du es lieber etwas familiärer haben willst, dann kannst Du Dir auch SSCO mal anschauen. Strategieboutique mit Deutschlandfokus. Zahlen sehr gut, was man so hört.

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