Vielen Dank für den ausführlichen Bericht.
Trotzdem frage ich mich, warum begabte Leute bei den Strukturvertrieben einsteigen sollen, wenn sie doch auch zu einer Ausschließlichkeitsorganisation gehen können.
Der größte Teil hält sich ja bei den Strukis keine 2-3 Jahre. Das spricht für dich, dass du solange da warst.
Schon alleine wegen der Karriereperspektiven oder der tiefergehenden kostenlosen Ausbildung nicht. Von der Bezahlung, den sozialen Leistungen, der Krankenversicherung usw.. mal abgesehen.
Sich selbstständig machen, die Gesellschaft wechseln, Makler werden usw.. kann man doch auch dann.
Lounge Gast schrieb:
Eine differenzierte Betrachtung ist hier angebracht. Ich bin
selber seit gut 12 Jahren in der Finanzdienstleistung tätig,
davon die ersten 4 Jahre (2002-2006) bei AWD. Da ich nach wie
vor zahlreiche Kontakte zu AWD - sorry - Swiss Life
Select-Beratern habe, kann ich auch die aktuelle Situation
ganz gut einschätzen.
Um es klar auf den Punkt zu bringen: vertrieblich lernt man
bei SLS ne ganze Menge, wesentlich mehr als bei jeder
Ausschließlichkeitsagentur. Man lernt, wie man dem Kunden
komplexe Sachverhalte einfach erklärt, lernt zu telefonieren
(Ja, das ist extrem wichtig), lernt auf Menschen zuzugehen,
lernt beim Kunden alle Informationen aufzunehmen, um ein
Maximum an Daten vom Kunden zu haben, lernt eine
strukturierte Beratung aufzubauen und vieles mehr. Fachlich,
ganz speziell in den Sparten, in denen man nicht das große
Geld verdienen kann, war und ist die Ausbildung oberflächlich
hoch zehn.
Wenn es ums Geld verdienen geht, muss man unterscheiden, ob
man vorhat und auch dafür geeignet ist, sich eine eigene
Struktur aufzubauen, oder nicht! Für alle, die wie ich lieber
als Einzelkämpfer unterwegs sind, kann der Rat nur lauten:
Nimm dir das Vertriebliche mit und mach die Biege nach 2-3
Jahren. Das größte Problem ist für einen Einzelkämpfer bei
SLS nämlich zweifellos ein großer Bestand. Nein, ich habe
mich nicht verschrieben. Das Zauberwort in diesem
Zusammenhang heißt (fehlende) Bestandsprovision.
Ich halte es bei SLS auf Grund eben dieser fehlenden
Bestandsprovisionen für schwierig bis unmöglich für einen
Berater, auf Dauer eine gute Dienstleistung zu erbringen, da
man für die ordinäre Betreuungsleistung (Schaden,
Vertragsänderung, Umzug, Kontoänderung,
Beitragsrückstände....) dort schlichtweg nicht bezahlt wird.
Das bedeutet auf Dauer entweder unzufriedene Kunden oder
einen Berater, der pleite ist (oftmals auch beides
gleichzeitig). Meistens mündet das ganze dann in
Umdeckungsorgien, da nur diese dem Berater die Möglichkeit
eröffnet, mit seinen Bestandskunden weiter Geld zu verdienen.
Dass das für den Kunden meist sehr schlecht ist, erübrigt
sich eigentlich zu erwähnen.
Ich bin jetzt seit 8 Jahren Makler und verdiene einen nicht
unerheblichen Teil meines Einkommens aus Bestandsprovisionen.
Für alle SLSer, die dieses Thema vermutlich gar nicht kennen.
Eine Bestandsprovision ist eine Vergütung für einen laufenden
Vertrag, den man zum Beispiel vor 7 Jahren mal beim Kunden
abgeschlossen hat. Sie kommt jedes Jahr wieder, automatisch.
Bei einer ordentlichen Vertragsquote kommt man pro Haushalt
da schnell im Schnitt auf 200 ? pro Jahr. Ich betreue ca. 180
Haushalte. Da ist der gröbste Druck schon mal weg.
Bei SLS/AWD gibt es zwar auch einen Bonus, der aber ein zwei
Dutzend Bedingungen geknüpft ist. Meine Bestandsprovision
kommt immer.
Liebe SLSer, habt ihr euch noch nie gefragt, warum die Zahl
der Vermittler immer weiter sinkt, warum in den letzten
Jahren zahllose Vertriebsgrößen den AWD/SLS verlassen haben?
Sei es ein Jörg Jacob, ein Wolfgang Horsthemke oder Maschi
selbst!
Nur ganz, ganz wenige schaffen dort das, was sie ausnahmslos
allen vorgauckeln, die dort tätig sind oder gerade im Begriff
sind, es zu werden. Durch eine sehr aufschlussreiche
Internetseite, die es leider nicht mehr gibt, hatte ich vor
einigen Jahren Einblick in nachweislich authentische
Orgalisten des AWD. Dort waren die intimsten Kennzahlen aller
Berater von AWD Deutschland aufgelistet. Um es
zusammenzufassen: unzählige Berater (geschätzt würde ich
sagen mindestens jeder zweite) standen beim AWD seinerzeit
tiefrot in der Kreide. Bei Direktoren waren das teilweise
Schulden im hohen 6-stelligen Bereich. Aber auch normale
Finanzberater, dort standen oftmals auch Salden von mehreren
zehntausend Euro zu Buche.
Es ist in der Branche aber auch ein offenes Geheimnis, dass
Strukki-Buden die Berater systematisch in die Schuldenfalle
treiben können.
Von daher heißt es, sich gut zu überlegen, ob das das
Richtige für einen ist.
BYE!
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