Entscheidungsträger besetzen Führungspositionen mit Tendenz zum eigenen Geschlecht
Gemessen an ihrem Anteil an den abhängig Erwerbstätigen sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert. Eine aktuelle Studie des IfM Bonn klärt, weshalb das so ist.
Entscheidungsträger besetzen Führungspositionen mit Tendenz zum eigenen Geschlecht
Bonn, 01.04.2007 (ifm) - Gemessen an ihrem Anteil an den abhängig Erwerbstätigen sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert. Darauf deuteten alle bisher vorliegenden empirischen Quellen ohne Zweifel hin, wenngleich die Angaben teils deutlich voneinander abweichen. Die Unterrepräsentanz von Frauen im Management war der Ausgangspunkt der Untersuchung »Auf dem Weg in die Chefetage. Betriebliche Entscheidungsprozesse bei der Besetzung von Führungspositionen«, welche das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn im Auftrag des Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführt hat.
In die Untersuchung wurden Antworten von über 600 Unternehmen aus allen Bundesländern mit mindestens 50 Beschäftigten einbezogen. Um zu überprüfen, anhand welcher Kriterien Personalentscheidungen gefällt werden, wurden die Unternehmen gebeten, Angaben zu den letzten im Unternehmen vollzogenen Besetzungen von Führungspositionen zu machen. Auf diese Weise konnten über 600 einzelfallbezogene Stellenbesetzungen analysiert werden.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- In den befragten Unternehmen ist etwa jede vierte Führungskraft weiblich (24 %), in Nordrhein-Westfalen ist der Anteil weiblicher Führungskräfte mit 23 % etwas geringer.
- Deutlich über dem Durchschnitt liegen die Anteile von Frauen in Führungspositionen nur in der Einzelhandelsbranche (39,6 %), bei den personen- und haushaltsbezogenen Dienstleistungen (40,4 %) sowie bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen (29,8 %).
- Unternehmen, die der festen Überzeugung sind, dass Frauen in Führungspositionen unverzichtbar für den Unternehmenserfolg sind, haben auch mehr weibliche Führungskräfte. Diese Unternehmen haben also ihrer Überzeugung entsprechende Taten folgen lassen
- Unabhängig von der Branche und von der zu besetzenden Stelle gilt: Je höher der Anteil von Frauen an den Bewerbungen ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Entscheidung zugunsten einer Frau gefällt wird.
- Das Geschlecht der Entscheidungsträger/in hat einen Einfluss auf das Geschlecht der ausgewählten Kandidat/in. Unter sonst gleichen Bedingungen wird mit einer größeren Wahrscheinlichkeit eine Frau für eine Führungsposition ausgewählt, wenn die Entscheidungsträger/in eine Frau ist. Offenbar haben weibliche und männliche Entscheidungsträger eine Tendenz zum eigenen Geschlecht.
- Ein positiver Trend ist erkennbar: Der Frauenanteil an den neu besetzten Führungspositionen liegt mit 28 % über dem Bestand von 24 %. Vor allem aber: 35 % der neu eingestellten oder beförderten Führungsnachwuchskräfte (Mitarbeiter/innen, die mittel- und langfristig für Führungspositionen in Frage kommen) sind weiblich.
Download der Studiehttp://www.ifm-bonn.org/ergebnis/ifm-materialie-170.pdf